Wer fördert wie? Wirtschaftsförderung in und von Städten
15.05.2024
Wirtschaft
15.05.2024
Wirtschaft
Inmitten umfassender Transformationsprozesse stehen Städte und Gemeinden vor großen Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen. Mobilität, Arbeitsmarkt und -bedingungen, Wohnsituation, Bevölkerungsentwicklung, Konsumgewohnheiten, vieles befindet sich aktuell in großen Veränderungsprozessen. Besonders stark von diesen Entwicklungen betroffen sind wirtschaftliche Ballungszonen. Deshalb ist eine effektive Wirtschaftsförderung gerade in Städten unerlässlich, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden.
Für den Standort ist es grundsätzlich überaus wertvoll, über eine Stelle für lokale Wirtschaftsförderung zu verfügen, die als Bindeglied zwischen Verwaltung, Politik und Wirtschaft fungiert. Diese Anlaufstelle kümmert sich um Betriebe, um bestehende genauso wie um Neugründungen. Dadurch wird den bereits ansässigen Unternehmen ein kompetenter Ansprechpartner und kontinuierliche Unterstützung zur Seite gestellt und zugleich eine Willkommenspolitik etabliert. Beides zahlt auf die Standortqualität ein.
Wirtschaftsförderung ist allerdings traditionell uneinheitlich organisiert und abhängig davon, welcher Stellenwert ihr auf lokaler politischer Ebene beigemessen wird. Eine aktuelle Studie aus dem D-A-CH-Raum (mehr dazu unter Punkt 3) zeigt, dass bei der Organisation von Wirtschaftsförderung interne Strukturen wie Ämter und Stabsstellen zwar überwiegend dominieren, fast ein Viertel aber in private Gesellschaften (meist GmbHs) ausgelagert sind.
Wirtschaftsförderung umfasst viele Aufgaben, die darauf abzielen, die Wirtschaftsentwicklung und Attraktivität eines bestimmten Standorts zu fördern. Einige typische Aufgaben wären:
Im Frühsommer 2023 wurden im Rahmen einer Studie insgesamt knapp 200 Einrichtungen für Wirtschaftsförderung in den Ländern Deutschland, Schweiz und Österreich zu ihren Strukturen und Ausrichtungen befragt. Als Studienautor fungierte Dr. Jürgen Stember vom Fachbereich Verwaltungswissenschaften, Hochschule Harz.
Im Ländervergleich ergaben sich punkto Wirtschaftsförderung von Städten und Kommunen interessante Unterschiede und Entwicklungen. Die Schweiz und Österreich scheinen laut Stember deutlich professioneller in ihrer Wirtschaftsförderung aufgestellt zu sein als Deutschland. Auch die Veränderungs- und Anpassungsbereitschaft der Einrichtungen wird hierzulande als auffallend hoch beschrieben. „Besonders die befragten österreichischen Wirtschaftsförderungen haben sich überproportional strategisch verändert“, beobachtet Stember.
In Österreich liegen mittlerweile starke Schwerpunkte auf dem Infrastrukturmanagement, der Fördermittelberatung sowie dem Standortmarketing. Insbesondere während der Coronakrise gewannen das Infrastruktur- und Standortmanagement sowie die Fördermittelberatung einen wesentlich höheren Stellenwert. Allerdings gibt es hier noch Nachbesserungsbedarf aus Sicht der Akteure.
Als Herausforderungen in der Wirtschaftsförderung werden zum einen die unklaren und uneinheitlichen Strukturen wahrgenommen. Vielen fehlt es an klaren, strategischen Zielvorgaben, zugleich auch an angemessener Gestaltungskompetenz. Vonseiten der politischen Entscheidungsträger sind hohe Ansprüche an den Output wahrnehmbar. Gleichzeitig aber sind die finanziellen und personellen Ressourcen in der Wirtschaftsförderung fast überall (zu) knapp gehalten.
Viele Verantwortliche stehen zudem aktuell unter Druck, finanzielle Mittel nicht nur für die zu betreuenden Unternehmen, sondern auch für die eigenen Strukturen bzw. jene der Stadt zu akquirieren. Diesem speziellen Aspekt der Wirtschaftsförderung möchten wir den zweiten Teil dieses Beitrags widmen.
Die Fördermittelpolitik, insbesondere auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene, wird laut erwähnter Studie von Standortmanagern als zunehmend komplex wahrgenommen und oft als hinderlich für Unternehmen empfunden. Zusätzlich zu dieser Komplexität führen lange Bearbeitungs- und Entscheidungszeiten in den zuständigen Behörden zu Verzögerungen.
Es gibt auch Kritik an falschen Anreizen in den Förderprogrammen, beispielsweise an zu wenigen Programmen, die speziell auf die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen zugeschnitten sind.
Deshalb soll in der Folge beispielhaft auf konkrete Förderprogramme auf allen Ebenen eingegangen werden, um einen groben Überblick über die aktuelle Förderlandschaft, die für die Standort-Einrichtungen von Städten von Interesse sein könnten, zu schaffen.
Von der EU bis zur lokalen Ebene: Neue Förderprogramme beziehen sich meist auf aktuelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen. Derzeit liegt der Fokus auf folgenden thematischen Schwerpunktgebieten, die auch für Städte spannende Anknüpfungspunkte bereitstellen:
Es kann sich also lohnen, neue Projekte in den genannten Kategorien anzusiedeln. Allerdings immer mit der nötigen Portion Voraussicht und kritischen Fragen, wie etwa:
Nachstehend soll eine Auswahl an aktuellen Förderprogrammen genannt werden, die sich entweder an Unternehmen vor Ort richten oder für die Stadt- und Ortsentwicklung an und für sich geeignet sind. Exemplarisch ausgewählt, ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit.
Eine grundlegende Übersicht, in welchen Programmen die EU Städte fördern kann, ist in dieser Überblicksseite der EU zu finden. In der laufenden Förderperiode (2021-27) schrieb die EU-Kommission vor, dass mindestens acht Prozent der EFRE-Fördermittel für die nachhaltige Stadtentwicklung vorgesehen sein sollten.
Teile der entsprechenden EU- Förderlandschaft sind beispielsweise
Gerade, was Stadt- und Ortskernentwicklung betrifft, haben etliche Länder neue Förderschwerpunkte geschaffen. Hervorzuheben sind beispielsweise:
Auf Orts- bzw. Stadtebene sind die Fördermöglichkeiten für lokale Unternehmen bzw. Entwicklungsprojekten breit aufgefächert. Sie reichen von Mietzuschüssen, freien Pop-Up-Flächen, Unternehmercoachings, Gründerberatung, Lehrlingsförderungen über Altstadtfonds, Zuschussmodellen für diverse Maßnahmen wie neue Mobilitätsformen, Green Events oä. Kommunen bieten oft ihre eigenen Förderprogramme, mit denen sie neue Ideen oder neue Unternehmer unterstützt.
Linktipp: In dem Zusammenhang spannend ist der Digitale Förder- und Transferbericht von Österreichs Städten und Gemeinden, der es ermöglicht, die relevanten Daten automatisch aus den von den Gemeinden hochgeladenen Rechnungsabschlüssen auszulesen- als Vergleichswerte und möglicherweise auch Inspiration für andere Kommunen.
Städte und Gemeinden sehen sich mitten in umfassenden Transformationsprozessen, die Mobilität, Arbeitsmarktbedingungen, Wohnsituation, Bevölkerungsentwicklung und Konsumgewohnheiten betreffen. Angesichts dieser Veränderungen ist eine effektive Wirtschaftsförderung von entscheidender Bedeutung.
Eine zentrale Rolle spielt dabei eine lokale Wirtschaftsförderungsstelle, die als Bindeglied zwischen Verwaltung, Politik und Wirtschaft fungiert. Diese Stelle unterstützt sowohl bestehende Unternehmen als auch Neugründungen und trägt zur Standortqualität bei. Die Wirtschaftsförderung ist jedoch traditionell uneinheitlich organisiert und abhängig von politischen Prioritäten.
Eine im Beitrag erwähnte Studie zeigt interessante Unterschiede und Entwicklungen in Deutschland, der Schweiz und Österreich, wobei Österreich als besonders professionell und anpassungsfähig beschrieben wird. Eine der aktuellen Herausforderungen besteht in den unklaren Strukturen und begrenzten Ressourcen der Wirtschaftsförderung.
Dennoch gibt es auf allen Ebenen eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten, die Städte und Gemeinden nutzen können, um ihre Wirtschaft zu stärken und die Lebensqualität vor Ort zu verbessern.
Insgesamt spielt die Wirtschaftsförderung eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen und der Schaffung einer nachhaltigen und innovativen Wirtschaft in Städten und Gemeinden.
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