3 innovative Verkehrskonzepte der Zukunft

19.03.2019
Trends

Sedric-Schulbus-VW
(c) VW

Elektromobilität, Shared mobility oder autonomes Fahren: Die technologische Entwicklung liefert vielversprechende Ansätze für neue Verkehrskonzepte, um den Personen- und auch Güterverkehr zu revolutionieren. Innovative Beispiele sowie einen kurzen Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen lesen Sie in diesem Beitrag.

1. Innovatives Buskonzept in Linz

Linz stellt seit Ende 2017 seinen Busverkehr auf voll-elektrische und emissionsfreie Doppelgelenk-Trambusse des belgischen Herstellers Van Hool um. Der Trambus ist mit WLAN, TV-Screens und einer Klimaanlage ausgestattet. Der erste Exqui.City ging bereits im November 2017 in Betrieb. Bis Ende 2019 sollen weitere 19 High-Tech Busse auf den Linien 41, 43, 45 und 46 in Linz und der weiteren Umgebung fahren.

Die 24 Meter langen High-Tech Oberleitungsbusse verfügen zusätzlich zu zwei Elektromotoren über einen rein elektrischen Reserveantrieb über Batterien. Die Busse sind mit dieser innovativen Antriebstechnik deutlich flexibler und können problemlos kurze Strecken ohne Kontakt zur Oberleitung überbrücken.

Neben Emmissionsfreiheit und höherer Flexibilität ermöglichen die um 6 Meter längeren Trambusse eine Steigerung der Fahrgastkapazität um 30 Prozent – bei gleichbleibendem Fahrplan und Personalbestand. Das entspricht einer Kapazität von 180 Personen pro Fahrzeug.

Innovative Verkehrskonzepte: Emissionsfreier futuristischer Trambus in Linz
Insgesamt 20 emissionsfreie Trambusse werden in Linz unterwegs sein © Van Hool Exqui.City

„Den öffentlichen Personennahverkehr in Linz attraktiv zu machen, hat für mich hohe Priorität. Mit den 20 neuen Doppelgelenk-Oberleitungstrambussen setzen wir neue Qualitätsmaßstäbe. Nun werden die modernsten Oberleitungsbusse Österreichs in Linz fahren.

Dadurch wird der öffentliche Personennahverkehr in Linz für die Fahrgäste noch komfortabler. Einerseits können mehr Fahrgäste befördert werden, und andererseits besticht die Innenausstattung mit noch mehr Komfort. Und zudem trägt die innovative Antriebstechnik der Fahrzeuge zum Umweltschutz bei.“
Klaus Luger, Bürgermeister von Linz

2. Mikro-ÖV als neue Verkehrskonzepte

Ein weit verbreitetes Problem im ländlichen Raum ist die Verfügbarkeit von Bussen außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Das neue Mikro-ÖV Konzept von Postbus ohne fixen Fahrplan bietet hier seit kurzem eine Alternative. Potentielle Einsatzgebiete reichen von ländlichen Regionen mit schlechter ÖV-Anbindung bis zur Abdeckung der ersten bzw. letzten Meile im ÖV, aber auch den Eventverkehr kann man mit diesem System bedienen.

Pilotprojekte, die bereits vergangenes Jahr in verschiedenen Bundesländern umgesetzt wurden, haben gezeigt, dass es in Zukunft keine fixen Abfahrtszeiten geben muss. So war  der „Postbus Shuttle“ zum Beispiel von November 2018 bis Februar 2019 in der Gemeinde Lustenau im Pilotbetrieb unterwegs. Nach dem erfolgreichen Testbetrieb fährt der Lustenauer Shuttle-Bus nun unter der Landbus-Flagge weiter.

Die kleinen Landbusse für bis zu 8 Passagiere sind von Montag bis Freitag zwischen 8 und 20 Uhr zu 100 möglichen Haltepunkten in Lustenau unterwegs. Fahrgäste geben die gewünschten Abfahrtszeiten und ihr Ziel spätestens eine halbe Stunde vor Abfahrt an.

Das Service kann telefonisch oder über die Shuttle App bestellt werden. Um unnötige Wartezeiten zu vermeiden, können Fahrgäste die Position des Busses via App laufend abfragen.

Innovative Verkehrskonzepte: Kein Fahrplan, sondern Busse per App oder Anruf bestellen
Bequeme Buchung und Nachverfolgung des Anrufbusses per APP

Einen Schritt weiter geht das Mobilitätskonzept in der baden-württembergischen Stadt Schorndorf, das neben den Fahrzeiten auch die Wahl des Abholortes flexibel gestaltet. In einem „Reallabor” testet die Stadt derzeit ein Buskonzept, bei dem der Fahrgast bei der Bestellung eines Busses nicht nur angibt, wann er abfahren möchte, sondern auch, wo er abgeholt werden will.

Ein dem Bestellsystem hinterlegter Algorithmus berechnet dann die Abholzeit des Fahrgastes und teilt ihm mit, wo genau er auf den Bus warten soll.

3. Autonome Verkehrskonzepte der Zukunft

Shared Mobility gilt aktuell als einer der wichtigsten Mobility-Trends. Diverse Studien gehen von einem Marktanteil von 10 bis 15 Prozent in Europa bis 2030 aus. Laut PwC-Studie „Eascy – Five trends transforming the Automotive Industry“ soll das eigene Auto in wenigen Jahren nur noch ein Mobilitätskonzept unter vielen sein, die Zukunft der Mobilität sei „eascy”:

  • Electrified: Elektroantrieb
  • Autonomous: Selbstfahrende Fahrzeuge
  • Shared: Carsharing-Konzepte
  • Connected: Vernetzung zwischen den Fahrzeugen
  • Yearly updated: Regelmäßiger Fahrzeugtausch in kürzeren Abständen als bisher

Das PwC-Szenario prognostiziert, dass rund 40 Prozent der Fahrleistung bis 2030 von selbstfahrenden Robo-Taxis übernommen werden. Der Anteil an Elektroautos werde weltweit bei 55 Prozent liegen, während der Verbrennungsmotor langsam verschwindet.

Um für zukünftige Einsatzzwecke der wachsenden Shared/Autonomous Mobility gewappnet zu sein, müssen daher Fahrzeug- und Verkehrskonzepte für Mobilitätsdienstleistungen entwickelt werden, die den Anforderungen der Nutzer und Betreiber entsprechen.

Innovative Verkehrskonzepte: pwc Studie zu autonomen Fahren und Carsharing

# Autonom fahrende Busse im öffentlichen Verkehr

Noch ist es Zukunftsmusik, doch die Entwicklung von nachfragegesteuerten autonom fahrenden Bussen (NAF-Busse) für den ÖPNV schreitet mit raschen Schritten voran. Selbstfahrende Kleinbusse könnten im Personennahverkehr zukünftig als Zu- und Abbringer zu Mobilitätsknoten oder zur Erschließung von Ortszentren eingesetzt werden. Vor allem im ländlichen Bereich und für Personen mit eingeschränkter Mobilität wäre dieses Verkehrskonzept eine Alternative.

Im österreichischen Leitprojekt „Digibus® Austria“ werden seit 2017 Technologien und Modelle für den verkehrssicheren Betrieb von automatisierten Kleinbussen entwickelt und getestet. (Siehe dazu: Digibus 2017: Erfahrungen mit dem ersten selbstfahrenden Shuttlebus auf öffentlichen Straßen in Österreich).

Selbständigkeit und Fahrsicherheit von autonomen Fahrzeugen sollen weiter verbessert werden. Testfahrten für Forschungszwecke werden in Salzburg und Niederösterreich durchgeführt.

Innovative Verkehrskonzepte: Autonom fahrende Busse im Nahverkehr
Digibus Austria © Salzburg Research

In Keitum auf Sylt wird im Rahmen des Projektes NAF-Bus bereits ab Ende März 2019 ein autonomer Kleinbus auf öffentlichen Straßen starten und zusätzlich zum bestehenden Liniennetz im Pendelverkehr eingesetzt werden. In der Anfangszeit ist ein „Operator“ mit an Bord, der jederzeit manuell eingreifen kann.

Die Geschwindigkeit des Kleinbusses limitiert sich zunächst auf 18 km/h. In der ersten Phase fährt der Bus auf einer festgelegten Strecke. In einer weiteren Phase geht man dann auf On-Demand-Betrieb über.

Neben öffentlichen Forschungseinrichtungen arbeiten auch Automobilkonzerne wie General Motors, Daimler oder VW intensiv an der Entwicklung von Robo-Taxis, die sich sowohl für Carsharing im öffentlichen Bereich als auch für den Privatgebrauch eignen. Mit dem selbstfahrenden Auto SEDRIC stellte etwa VW kürzlich seine Idee von Shared Mobility vor.

Das smarte autonom fahrende Fahrzeug soll in Zukunft die Kinder zur Schule fahren, Einkäufe einsammeln und sich dann einen Parkplatz suchen – alles auf Knopfdruck, per Sprachbefehl oder App. (siehe Titelbild)

# NAF Busse in Einzelhandel und Logistik

Ein Konzept, das sowohl Verkehrskonzepte als auch den Einzelhandel auf lange Sicht verändern kann, testet man zurzeit in China. Das schwedische Start-Up Wheelys startete 2017 mit seinem autonom fahrenden 24/7 Mini-MarktMobyMart“ seinen ersten Testlauf in Shanghai.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch das kalifornische Start-Up Robomart, das mit kleineren, ebenfalls autonom fahrenden Supermärkten On-Demand-Lieferungen für große Supermarktketten übernehmen möchte.

Auch Lidl testet bereits führerlose Lieferwagen, Foodora experimentiert mit autonomen Lieferrobotern und Pizza Hut und Toyota arbeiten an einem autonom fahrenden Fahrzeug zur Lieferung von Pizzas.

Innovative Verkehrskonzepte: Autonom fahrende Supermärkte werden in Zukunft den öffentlichen Verkehr beeinflussen.
Personalfreie und autonom fahrende Mini-Supermärkte erprobt man derzeit intensiv © Wheelys MobyMart

Fazit: Gesamtkonzepte

Innovative Verkehrskonzepte wie autonom fahrende Busse oder fliegende Drohnen-Taxis wurden bis vor kurzem noch in das Reich der Science-Fiction verwiesen. Insbesondere NAF-Busse könnten aber bereits im kommenden Jahrzehnt massenmarkttaugliche Realität im öffentlichen Verkehr werden.

Die Mobilität von Morgen erfordert daher Gesamtkonzepte, die alle verfügbaren Angebote miteinander verknüpft. Es ist in Zukunft zwar keine vollständige Abkehr vom Individualverkehr zu erwarten. Doch könnten Shared Mobility- und NAF-Angebote sowie deren multimodale Verzahnung das Mobilitätsangebot insbesondere in Städten in den nächsten zwei Jahrzehnten grundlegend verändern.

Jetzt Mitglied werden

Warum sich bereits mehr als achtzig Standorte in Österreich als Mitglieder beim Dachverband Stadtmarketing Austria austauschen?

Weil wir gezeigt haben, dass „Miteinander“ mehr bringt. Im Miteinander machen Sie für Ihren Standort das Mögliche zum Machbaren. Wir unterstützen Sie dabei mit Know-how, das sich in der Praxis bewährt hat, mit Weiterbildung, die neue Perspektiven eröffnet sowie mit Erfahrungsaustausch, der Sie in Ihrer Rolle stärkt.

Formen Sie aktiv die Zukunft des Stadtmarketings!

Werden Sie Teil unserer dynamischen Gemeinschaft und nutzen Sie unsere vielfältigen Angebote zur fachlichen Weiterentwicklung und Einflussnahme.

Datenschutzinformation
Der datenschutzrechtliche Verantwortliche (Dachverband Stadtmarketing Austria, Österreich) würde gerne mit folgenden Diensten Ihre personenbezogenen Daten verarbeiten. Zur Personalisierung können Technologien wie Cookies, LocalStorage usw. verwendet werden. Dies ist für die Nutzung der Website nicht notwendig, ermöglicht aber eine noch engere Interaktion mit Ihnen. Falls gewünscht, können Sie Ihre Einwilligung jederzeit via unserer Datenschutzerklärung anpassen oder widerrufen.