18 Kriterien für einen attraktiven Unternehmensstandort in der Innenstadt

02.08.2023
Wirtschaft

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(c) Stadt Graz/Fischer

Innenstädte brauchen zurzeit neue, innovative Unternehmen, die die Menschen in die Stadt ziehen. Umgekehrt brauchen diese aber auch einen geeigneten Unternehmensstandort und die Strukturen, um eine höhere BesucherInnenfrequenz generieren zu können.

Die Standortfrage also ist entscheidend. Und dabei zählen nicht nur harte Faktoren wie die Lage, auch weiche Faktoren rücken bei den EntscheiderInnen zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Für Städte bedeutet dies: Wer aktiv dazu beiträgt, als Unternehmensstandort attraktiv zu sein, kann im Wettkampf um neue und blühende Unternehmen in der Innenstadt reüssieren. Deshalb hier 18 Kriterien, die sich positiv auf den Unternehmensstandort auswirken können.

1. Angebote zum Flanieren

Eine innerstädtische Flaniermeile an einem Flußufer, Fußgänger- und Begegnungszonen, belebte Plätze, etc: Ein Unternehmensstandort in der Innenstadt profitiert von fußverkehrfreundlichen Abschnitten, Flaniermeilen und Promenaden.

Hier schlendern die Menschen entspannt dahin und verbringen viel Zeit im innerstädtischen Raum. Eigene Veranstaltungsformate mit mehreren Stationen in der Stadt wie die Donnerzenen in Klagenfurt oder „Mit Hut, Schirm und Musik“ im deutschen Eberswalde laden zum Flanieren im Zentrum ein.

Unternehmensstandort in der Innenstadt
DonnerSzenen (c) Klamag/derSchindler

2. Nutzungsmischung

Es lohnt sich, als Stadt auf eine ausgewogene Mischung aus Handels- und Gastronomieangeboten, Wohnmöglichkeiten, Nahversorgungsmöglichkeiten sowie sozialen und kulturellen Einrichtungen zu achten. Wichtig wäre auch, den Trend zur Absiedelung von Schulen aus der Innenstadt umzukehren und diese wieder ins Stadtzentrum zurückzuholen.

Denn erst dieser Mix schafft eine lebendige und vielfältige Atmosphäre. Zusätzlich können Märkte und Nachbarschaftsinitiativen das Gemeinschaftsgefühl stärken und weitere Dynamik in die Innenstädte bringen. Inmitten solcher diversen Nutzungen sind auch Unternehmensstandorte am vielversprechendsten.

3. Sauberkeit

Eine saubere, gepflegte Umgebung mit ausreichend Licht, frischer Luft und vielleicht sogar Wasserläufen oder Brunnen sorgt für ein angenehmes Ambiente und trägt dazu bei, dass sich Menschen gerne in der Innenstadt aufhalten.

Zur Sauberkeit zählt beispielsweise auch, Blumentröge zu pflegen und sauber zu halten. Oder Mistkübel regelmäßig – im Sommer öfter als im Winter – zu entleeren. Von Sauberkeits-Maßnahmen profitieren letztlich auch Betriebe und Unternehmen, die sich im Zentrum ansiedeln.

4. Freiraum für Menschen, nicht für Autos

Unternehmensstandort in der Innenstadt
Neptunbrunnen am Linzer Hauptplatz (c) Linz Tourismus Johann Steininger

Eine autofreie oder zumindest verkehrsberuhigte Innenstadt schafft mehr Platz und Sicherheit für FußgängerInnen und RadfahrerInnen. Dadurch wird auch die Attraktivität eines Unternehmensstandorts gesteigert, da sich die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt – durch die Reduktion von Abgasen, Lärm und Unfallrisiko – deutlich erhöht.

5. Spielraum und Spielplätze

Unternehmensstandort in der Innenstadt
Spielplatz in Innsbruck (c) Innsbruck Tourismus Mario Webhofer

Kinderspielplätze und andere Freizeitflächen bieten Kindern und Familien die Möglichkeit, sich in der Innenstadt zu entspannen und aktiv zu sein. Auch öffentliche Spiele wie Schach können zur Belebung einer Stadt beitragen. Von dieser erhöhten Frequenz wiederum profitieren Unternehmen, die sich in der Innenstadt ansiedeln.

6. Stadtmöblierung

Stadtmöblierung Neuer Platz Klagenfurt (c) KLAMAG Johanna Wohlfahrt

Gemütlich mitten im Geschehen sitzen: Hochwertige und bequeme Sitzmöglichkeiten an belebten Plätzen ermöglichen es den Menschen, das Stadtleben zu genießen, miteinander zu plaudern und sich auszuruhen. Ein Beispiel dafür ist der zentrale „Neue Platz“ in Klagenfurt, an dem man rund um die Lindwurmstatue im Schatten von Platanen sitzen kann.

Eine natürliche und ansprechende Gestaltung der Möbel, beispielsweise mit Holzelementen, unterstreicht die Wohlfühlatmosphäre. Und wer sich wohlfühlt, kommt wieder. Das unterstützt auch die innerstädtischen Unternehmen.

7. Barrierefreiheit

Eine inklusive Stadt ist für alle Menschen zugänglich. Das bedeutet, dass nicht nur Rampen und Aufzüge für RollstuhlfahrerInnen vorhanden sein sollten, sondern auch taktile Systeme für Blinde und Gehbehinderte, um die Orientierung zu erleichtern.

Zudem profitieren nicht nur Menschen mit Behinderung von barrierefreien, leicht zugänglichen Städten, sondern in Wahrheit alle. Insofern wirkt auch die Barrierefreiheit einer Stadt indirekt wesentlich auf die Attraktivität eines Unternehmensstandorts.

8. Kunst im öffentlichen Raum

Die Begegnung mit Kunstwerken und Skulpturen in der Innenstadt kann auch als Identifikationspunkt dienen. Kooperationen mit KünstlerInnen oder Kunststiftungen fördern die kreative Atmosphäre, allerdings braucht es dafür hohe bis sehr hohe Qualität und entsprechende internationale Strahlkraft der KünstlerInnen. Damit kann die Aufenthaltsqualität in der Stadt gesteigert werden.

Unternehmensstandort in der Innenstadt
Kunst im öffentlichen Raum (c) Salzburg Foundation

Unternehmen in der Innenstadt profitieren letztlich davon. Ein Beispiel dafür ist die Salzburg Foundation, eine private Initiative, die sich für Kunst im öffentlichen Raum engagiert.

Sie versteht sich als Antwort auf Salzburgs traditionelles Mäzenatentum und möchte in der Weltkulturerbe-Stadt Akzente zeitgenössischer bildender Kunst auf höchstem Niveau setzen und ihr neue künstlerische Impulse verleihen.

9. Historische Stadtkerne

Lienz Altstadt (c) Sonnenstadt Lienz

Der Erhalt historischer Gebäude und ein behutsamer Umgang mit der Bausubstanz sind entscheidend, um den Charme und die Identität der Innenstadt zu bewahren.

Eine gelungene Sanierung und Integration moderner Elemente kann dazu beitragen, Tradition und Innovation zu vereinen und ein Anziehungsort für BewohnerInnen und BesucherInnen gleichermaßen zu sein. Wer geht nicht gerne in eine schöne Altstadt? Für Unternehmensstandorte ist das ein bedeutsames Kriterium.

10. Vielfältige Gastronomie

Eine bunte Auswahl an Restaurants, Cafés und Bars mit gemütlichen Außenbereichen lockt Einheimische ebenso an wie TouristInnen. Schattige Gastgärten bieten gerade im Sommer eine angenehme Möglichkeit, das städtische Leben im Freien zu genießen. Für Unternehmen, die sich in der Nähe ansiedeln, garantiert ein Gewinn. Man befruchtet sich gegenseitig.

11. Öffentliche Toiletten

Die Verfügbarkeit von sauberen und sicheren öffentlichen Toiletten ist ein oft unterschätztes, aber wesentliches Serviceangebot, das die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erhöht und die Zufriedenheit der BesucherInnen steigert. Auch diesen Punkt sollten UnternehmerInnen, die sich in Innenstädten ansiedeln wollen, auf ihrer Liste haben.

12. Ordentliche Straßenbeleuchtung

Eine gut durchdachte Straßenbeleuchtung schafft nicht nur Sicherheit, sondern kann auch eine stimmungsvolle Atmosphäre erzeugen und so indirekt die Attraktivität eines Unternehmensstandorts – insbesondere in den Abendstunden und in der dunklen Jahreszeit – steigern.

13. Qualitätstourismus

Eine gepflegte, attraktive Stadt zieht auch qualitätsbewusste TouristInnen an. Daher braucht es Hotels, die sich in das Gesamtbild der Innenstadt einfügen und den Bedürfnissen der BesucherInnen entsprechen.

Dem angepasst sollten auch touristische Angebote in hoher Qualität geboten werden, am besten für verschiedene urbane Zielgruppen (Musik, Sport, Kulinarik, etc.) – und das über den gesamten Jahreskreislauf. So ist auch den innerstädtischen Unternehmen eine qualitätsbewusste KonsumentInnengruppe sicher.

14. Attraktiver Veranstaltungskalender

Regelmäßige Veranstaltungen, Festivals und kulturelle Ereignisse bereichern das Stadtleben und ziehen zusätzliche BesucherInnen an. Ein abwechslungsreicher Veranstaltungskalender fördert die Belebung der Innenstadt und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Beide Punkte wirken sich gedeihlich auf innerstädtische Unternehmensstandorte aus.

15. Konzept zur Gestaltung des öffentlichen Raums

Ein durchdachtes Konzept zur Gestaltung des öffentlichen Raums, das beispielsweise die Anzahl und Pflege von Bäumen berücksichtigt, trägt ebenfalls zur Aufwertung eines Unternehmensstandorts bei. Die Pflege des öffentlichen Raums erzeugt eine angenehme Stadtatmosphäre und steigert die Umweltfreundlichkeit der Innenstadt.

16. Attraktive Verkehrsdrehscheiben

Jede Stadt hat Verkehrsknotenpunkte für Straßenbahnen oder Busse, die naturgemäß stark frequentiert sind. Um diese Drehscheiben für Unternehmen zu attraktivieren, braucht es daher eine entsprechende bewusste Gestaltung dieser Plätze, etwa Sitzmöglichkeiten, Toiletten, Beschattung, etc.

17. Garagenring um die Innenstadt

Parkgaragen (c) KLAMAG, Martina Karulle

Mit Parkflächen etwas außerhalb des Stadtzentrums stellt man sicher, dass BesucherInnen, aber auch StadtbewohnerInnen und MitarbeiterInnen in den Stadtunternehmen ihr Auto in Gehweite abstellen können. Auch dieser Punkt zahlt ein in einen attraktiven Unternehmensstandort. Vor allem, wenn Einheimischen die Möglichkeit für vergünstigte (Dauer)-Parktarife gegeben wird.

18. Zeitgemäße Energie-Infrastuktur

Ladestationen für E-Bikes und E-Scooter, genauso wie für Handys, Laptops o.ä. können die Aufenthaltsqualität in einem Stadtzentrum maßgeblich verbessern – ebenso wie ein leistungsfähiges W-Lan, das BesucherInnen wie BewohnerInnen von Städten im Prinzip voraussetzen. Auch solche Infrastrukturmaßnahmen können daher einen innerstädtischen Unternehmensstandort erheblich verbessern.

Fazit

Die Wahl des richtigen Unternehmensstandorts in der Innenstadt ist also entscheidend für den Erfolg von Unternehmen und die Attraktivität einer Stadt. Neben harten Faktoren wie der Lage spielen auch immer mehr weiche Faktoren eine bedeutende Rolle.

Dieser Blogbeitrag präsentiert 18 Kriterien, die die positive Wirkung auf einen Unternehmensstandort in der Innenstadt unterstreichen.

Eine innerstädtische Flaniermeile, eine ausgewogene Nutzungsmischung, Sauberkeit, eine verkehrsberuhigte Umgebung sowie Spielräume und Spielplätze schaffen eine lebendige Atmosphäre, die Menschen in die Stadt zieht und Unternehmen von einer höheren Besucherfrequenz profitieren lässt.

Die Bereitstellung hochwertiger Stadtmöblierung, die Förderung der Barrierefreiheit und die Integration von Kunst im öffentlichen Raum stärken schließlich das Gemeinschaftsgefühl und tragen zur Attraktivität eines Unternehmensstandorts bei.

Der Erhalt historischer Stadtkerne verleiht der Innenstadt Charme und Identität, während vielfältige Gastronomie und qualitätsbewusster Tourismus sowohl Einheimische als auch TouristInnen anziehen.

Öffentliche Toiletten, ordentliche Straßenbeleuchtung und beispielsweise ein attraktiver Veranstaltungskalender tragen zur Zufriedenheit der BesucherInnen bei und beleben die Innenstadt. Ein durchdachtes Konzept zur Gestaltung des öffentlichen Raums, das die Umweltfreundlichkeit berücksichtigt, rundet dann die Liste der Kriterien ab.

Hier lohnt besonderes Augenmerk auf die Gestaltung der Verkehrsdrehscheiben. Zu guter Letzt braucht es dann auch attraktive Parkmöglichkeiten und zeitgemäße Infrastrukturmaßnahmen wie Ladestationen und W-Lan.

Städte, die aktiv auf diese Faktoren achten und als Unternehmensstandorte attraktiv sind, haben also gute Chancen, im Wettbewerb um neue und innovative Unternehmen zu reüssieren. Unternehmen wiederum können von der belebten und vielfältigen Atmosphäre einer solchen Innenstadt profitieren, was dann zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten führt.

Titelbild: Flaniermeile Graz Zinzendorfgasse (c) Stadt Graz Fischer

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Inga Horny

Präsidentin Dachverband Stadtmarketing Austria | Geschäftsführerin Klagenfurt Marketing GmbH

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