Store Konzepte und was dahinter steckt
20.11.2019
Trends
20.11.2019
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Laden ist nicht gleich Laden. In diesem Beitrag skizzieren wir die gängigsten Retail Store Konzepte und zeigen einige Best Practice Beispiele gelungener Umsetzung auf.
Ein Convenience Store ist nichts anderes als ein Gemischtwarenladen, der durch ein schmales, eher hochpreisiges Sortiment an Waren des täglichen Bedarfs sowie Dienstleistungen bis hin zu einer kleinen Gastronomie gekennzeichnet ist. Die Öffnungszeiten gehen oft über die üblichen Ladenschlusszeiten hinaus.
Convenience Shops setzen auf die Bequemlichkeit ihrer Kunden und sind meist an externe Frequenzzubringer gebunden. Typische Convenience Stores sind beispielsweise Tankstellen-Shops, Bahnhof-Shops oder Nachbarschaftsmärkte.
Concept Stores bzw. Third Place-Stores sind lifestyleorientierte Geschäfte, die sich durch eine ungewöhnliche Kombination von meist qualitativ hochwertigen Sortimenten und Marken auszeichnen. Ein wichtiger Umsatzbringer sind demnach Verkäufe, die durch Cross Selling realisiert werden. Häufig sind Concept Stores auch mit einer kleinen Gastronomie ausgestattet.
Die ansprechende und lebendige Inszenierung des Concept Stores verspricht dem Kunden ein schöneres Einkaufserlebnis und soll auf diese Weise die Kundenbindung stärken.
Ein gut funktionierender Store verlangt vom Einzelhändler allerdings sehr viel Know-how. Fehleinschätzungen beim Wareneinkauf und Warenmix können vor allem kleine Stores rasch in finanzielle Schieflage bringen oder zur Verwässerung eines Sortiments und Imageschäden führen.
Derzeit sind Concept Stores vor allem in größeren Städten zu finden, da hier naturgemäß der Markt für diese spezialisierten Store Konzepte größer ist. Aber auch in kleineren Städten könnten Concept Stores eine hochattraktive Ergänzung zum klassischen Retail Konzept darstellen – sofern es einen Markt dafür gibt.
Wie ein Concept Store auch in kleineren Gemeinden erfolgreich umgesetzt werden kann, zeigt das Kaufhaus Möllinger in Kirchberg: Das familiengeführte Souveniergeschäft wurde im Jahr 2017 mit viel Liebe zum modernen Concept Store umgebaut.
Im neu gestalteten Geschäft findet man ausgesuchte Stücke für besondere Geschenke, nationale und internationale Spirituosen, heimischen Honig oder Bio-Schokolade bis hin zu feiner Keramik, Textilien und inspirierender Dekoration. Das Konzept kommt nicht nur bei Touristen, sondern vor allem bei Einheimischen sehr gut an.
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Grab & Go ist eines jener Store Konzepte, welches in Zukunft mehr an Bedeutung gewinnen wird. Der Kunde muss sich an keiner Kassa mehr anstellen, sondern bezahlt selbständig per App oder Bankomat.
Ein bekanntes Beispiel ist Amazons erster Selbstbedienungsshop in Seattle. Der Kunde lädt sich die Amazon-Go App herunter, hält das Telefon an eine Schranke am Eingang, legt die Waren direkt in die Einkaufstasche und verlässt das Geschäft wieder. Die Rechnungserstellung und Abbuchung erfolgt automatisch.
In Österreich hat die Elektronikkette Media-Saturn vergangenes Jahr einen Grab & Go Shop in Innsbruck für zwei Monate getestet. Auch in einigen Filialen der Lebensmittelkette Merkur ist das selbstständige Einscannen und Bezahlen möglich.
Abseits großer Ketten sind Grab & Go Stores derzeit noch wenig verbreitet.
In Österreich haben allerdings findige Bauern das Selbstbedienungskonzept als gut funktionierende Absatzmöglichkeit ihrer Produkte erkannt.
An mehreren Standorten bietet Familie Holzer nicht nur ihre eigenen Produkte an, sondern auch die von ausgewählten Biobauern der Umgebung.
Der durchgestylte „Landspeis“ Containerwagen mit Videokamera, Tresor und Bankomatbezahlung ist rund um die Uhr zugänglich. Dass jemand nicht zahlt, kommt laut Familie Holzer nur sehr selten vor. Für abgelegene Orte, die keinen Supermarkt haben, könnte das durchaus ein interessantes Konzept sein.
Click & Collect ist ein Store Konzept, bei dem Kunden Produkte online kaufen und die bestellten Waren dann direkt im stationären Geschäft abholen. In den vergangenen Jahren haben sich Store Konzepte dieser Ausprägung zu einem globalen Trend entwickelt. Auch immer mehr Österreicher nutzen diese Form des Einkaufens.
Händler, die ihren Kunden ein Multichannel-Konzept anbieten, welches stationären und digitalen Handel verbindet, sind für die Zukunft besser gewappnet: Kunden, die es gewohnt sind, online zu shoppen, können animiert werden, wieder in den stationären Laden zurückzukehren. Für Einzelhändler bieten sich damit sehr gute Möglichkeiten, die neue Generation von Verbrauchern zu erreichen.
Derzeit wird das Konzept allerdings in erster Linie von großen Ketten wie IKEA, Mömax, Würth, Eduscho, Bipa, Butlers oder DEPOT umgesetzt. Im Hinblick auf kleinere Geschäfte besteht hier noch Aufholbedarf, um dieses Potential auszuschöpfen.
Ein großer Trend sind Pop Up Stores – temporäre Geschäfte, die kurz an einem Standort aufpoppen und genauso schnell wieder verschwinden. Die inhaltliche Ausrichtung reicht vom Verkauf von Designware bis hin zur Nutzung als Testmarkt für neue Produkte.
Grundsätzlich sind Pop Ups eine gute Möglichkeit, um gerade in kleinen Städten eine Dynamik in Schwung zu setzen. Die temporäre Zwischennutzung kann nicht nur zur Belebung der betreffenden Geschäftsstraße bzw. des Stadtkerns beitragen, sondern speziell bei strukturellen Leerflächen auch zum substantiellen Erhalt des Objekts beitragen.
Bei Pop Up Stores geht es auch um die Stimmung, die erzeugt wird. Denn eine Stadt, wo immer wieder ein neuer Laden aufmacht, ist sicherlich lebendiger als eine, wo seit Jahrzehnten so gut wie nichts passiert. Der ständige Wechsel und der Einzug von etwas Neuem weckt die Neugierde der Besucher und hält die Altstadt für diverse Zielgruppen attraktiv.
Ansonsten leerstehende Geschäftsflächen können bespielt werden und zumindest kurzfristig die Frequenz für bestehende Betriebe verbessern.
Enns hat mit dem Pop up Store Konzept „Zeitgeist Enns“ auf die steigende Leerflächenproblematik in der Innenstadt reagiert.
Direkt angrenzend an den Stadtplatz stehen mehrere Flächen in unterschiedlichen Größen zur temporären Vermietung als Pop Up Store zur Verfügung.
Die flexible, unterschiedlich kombinierbare Grundausstattung erleichtert den Einstieg. Zudem werden die moderaten Mietpreise gefördert und die Pop Up Stores im Rahmen des Gesamtprojektes professionell beworben.
Für das ambitionierte Projekt wurde Enns mit dem „EU Rural Inspiration Award“ in Brüssel ausgezeichnet.
Pop Ups haben per se keine Qualitätskomponente, d.h. Qualität und Dauer sind im Vergleich zu herkömmlichen Geschäften bei Pop Ups entkoppelt. Nur weil der Shop modern und hipp klingt, muss er nicht auch qualitativ gut sein oder in das Stadtentwicklungskonzept passen.
Problematisch können beispielsweise Pop Ups sein, die über einen privaten Flächenvermieter laufen. Der Vermieter lässt sich von einem hippen Namen blenden oder freut sich über eine zusätzliche Einnahmequelle – ohne jedoch das Gesamtkonzept der Stadt zu berücksichtigen.
Wird dann im Pop Up Store zur Weihnachtszeit Plastikzeug aus China verkauft, muss das nicht unbedingt im Sinne der Stadt sein. Vorsicht geboten ist auch bei großen Ketten, wenn diese an attraktiven und stark frequentierten Lagen mit dem Mäntelchen Pop Up den Umsatz abgreifen oder Ramsch an den Mann oder die Frau bringen möchten.
Um negative Auswirkungen von Pop Up Stores zu vermeiden, sind Gemeinden gut beraten, privaten Vermietern beratend zu Seite zu stehen sowie auf die Qualität der Produkte und die Motivation der Pop Up Betreiber zu achten.
In Feldkirch hat das Stadtmarketing zum Beispiel sehr gute Erfahrungen damit gemacht, einen Leerstand selbst anzumieten und den Pop Up Store inhaltlich zu kuratieren.
Im Vordergrund stehen beim Feldbacher Pop Up Konzept allerdings keine kommerziellen Interessen wie etwa in Enns. Die Räumlichkeiten stehen engagierten Bürgern zur Verfügung, die für einige Wochen Ideen präsentieren und Impulse setzen möchten. Danach gehen sie wieder ihrem Hauptberuf nach.
Ein Showroom ist in seiner Reinform ein Geschäft, welches Produkte zum Ausprobieren, Anfassen und Bestellen ausstellt – jedoch ohne direkten Verkauf. Qualifizierte Verkäufer beraten die Kunden und unterstützen bei der Bestellung. Der Versand des Produkts erfolgt dann vom zentralen Lager – direkt zum Kunden nach Hause.
Gut gemacht, können Showrooms Einzelhändlern neue Chancen eröffnen. Viele Kunden gehen immer noch gerne im Geschäft einkaufen. Der stationäre Handel muss Verkaufserlebnisse schaffen, um Online-Anbietern Paroli zu bieten und die Kundenbindung zu stärken.
Von einem Showroom zu unterscheiden ist allerdings das wenig beliebte „Showrooming“, bei dem potenzielle Kunden Produkte oder Dienstleistungen vor Ort in einem stationären Geschäft begutachten – um diese dann online zu einem meist günstigeren Preis zu erwerben.
Ebenso wie Pop Up Stores können Showrooms genutzt werden, um Leerflächen zu beleben. Im Zuge des Projekts „Leerflächenmanagement Jakominiviertel“ wurden etwa 2009 vorübergehend Pop Up Stores und Showrooms zu günstigen Mietpreisen im Jakominiviertel angesiedelt. Das Viertel war damals durch Abwanderung – sowohl seitens der Einwohner, als auch der Betriebe – ernsthaft bedroht.
Das Konzept der Zwischennutzung – vergünstigten Raum gegen befristete Nutzung – um die Leerflächen wieder in den Nutzungskreislauf des urbanen Raumes zu integrieren, ging voll auf. Innerhalb der ersten 1,5 Jahre siedelten sich 40 neue Betriebe an. Zusätzlich konnten neue Immobilienprojekte realisiert werden und die Passanten-Frequenz stieg drastisch an.
Heute findet man zwischen Jakoministraße und Klosterwiesgasse Antiquitäten und Grafik, Möbel und Lichtdesign, hochwertiges Handwerk, moderne Dienstleistungsbetriebe und einladende Gastronomie.
Der Outlet Store stellt eine Vertriebsform im Einzelhandel dar, bei der ein Hersteller seine Waren direkt an den Endverbraucher zu günstigen Preisen verkauft. In der Regel besteht das Angebot aus Markenprodukten, die im Vergleich zum Einzelhandel zu geringen Preisen angeboten werden. Dabei handelt es sich meist um Auslauf- und Sondermodelle oder Ausschussware aus dem Modebereich.
Viele Kunden lieben Mode zu Schnäppchenpreisen. Dementsprechend boomt das Geschäft der Outlet Stores. Inzwischen springen auch immer mehr etablierte Händler wie etwa H&M mit einer eigenen Outlet-Kette auf den Billigtrend auf.
Dass der klassische Modehandel durch Outlet Center noch mehr unter Druck gerät, liegt auf der Hand. Während die Modegeschäfte in der Innenstadt oft mit stagnierenden oder gar rückläufigen Umsätzen kämpfen, drängeln sich in den Outlet Centern die Kunden.
Andererseits können Outlet Center aber auch eine Chance für neue Arbeitsplätze und mehr Kaufkraft aus umliegenden Städten sein. Welche Vorteile überwiegen, lässt sich letztlich nur für jede Stadt individuell bestimmen.
Ein Beispiel, wie ein Outlet erfolgreich in der Innenstadt angesiedelt werden konnte, ist das Villacher Designer Outlet „TrendStore“. Das Unternehmen hatte sich zunächst in der leerstehenden, ehemaligen dm-Fläche als Pop Up Store eingemietet.
Aufgrund der positiven Erfahrungen wurde das Geschäftslokal nun neu gestaltet und fix übernommen. Der TrendStore bietet nun auf rund 200 Quadratmeter über 100 Marken zu günstigen Preisen. Das Konzept soll österreichweit ausgebaut werden.
Flagshipstores sind prestigeträchtige Vorzeigegeschäfte, deren primäre Funktion darin besteht, ein bestimmtes Markenimage zu vermitteln.
Der Shop wird in der Regel an exklusiven Standorten in Großstädten betrieben und zeichnet sich durch ein einzigartiges Produktangebot und außergewöhnliche Gestaltung aus. Nicht selten engagiert man namhafte Architekten, die einen »Markentempel« entwerfen, um Markenpräsenz, Markenimage und Kundenbindung zu stärken.
Im Vordergrund steht die Inszenierung der Marke, rentabel sind die wenigsten Flagshipstores. Außerdem dienen Flagshipstores häufig als Experimentierfeld, um neue Verkaufskonzepte und Technologien zu erproben.
Digitalisierung, verändertes Kundenverhalten und Onlinehandel haben in den vergangenen Jahren neuartige Retail Store Konzepte entstehen lassen. Klassische Store Konzepte sind vielfach nicht mehr konkurrenzfähig. Der traditionelle Einzelhandel ist daher gut beraten, sein Retail Konzept zu hinterfragen und gegebenenfalls entsprechend anzupassen.
Nicht jedes Store Konzept lässt sich jedoch auf jede Zielgruppe anwenden. Entscheidend ist der Mehrwert, der Nutzen für die jeweilige Zielgruppe.
Warum sich bereits mehr als achtzig Standorte in Österreich als Mitglieder beim Dachverband Stadtmarketing Austria austauschen?
Weil wir gezeigt haben, dass „Miteinander“ mehr bringt. Im Miteinander machen Sie für Ihren Standort das Mögliche zum Machbaren. Wir unterstützen Sie dabei mit Know-how, das sich in der Praxis bewährt hat, mit Weiterbildung, die neue Perspektiven eröffnet sowie mit Erfahrungsaustausch, der Sie in Ihrer Rolle stärkt.
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