Outdoor im Winter: Ideen zur Stadtbelebung

08.12.2020
Gesellschaft, Wirtschaft

Wie kann man den urbanen Raum in dieser Phase der Coronakrise inszenieren, um dem Drang der Menschen nach frischer Luft, genügend Platz und einem gewissen Unterhaltungswert gerecht zu werden? Ideen zur Stadtbelebung im Winter.

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Dies wird kein Winter wie damals. Nicht am Berg, nicht auf dem Land und schon gar nicht in der Stadt. Das Zusammenkommen größerer Menschengruppen auf engem Raum ist und bleibt ein Tabu. Daran wird sich bis auf Weiteres nichts ändern. Ideen zur Stadtbelebung im Winter.

Und so stellt sich die Frage: Wie kann man den urbanen Raum in dieser Phase der Coronakrise inszenieren, um dem Drang der Menschen nach frischer Luft, genügend Platz und einem gewissen Unterhaltungswert gerecht zu werden?

Welche Formate für kuratierte Erlebnisse in und um die Städte sind umsetzbar – und attraktiv genug, um Teilnehmer bzw. Besucher anzulocken? Lässt sich die Stadt mit winterlichen Outdoor-Angeboten zumindest ansatzweise beleben?

Wir haben Ausschau gehalten nach covidtauglichen Outdoor-Angeboten in Städten: Klein, fein und coronaregelkonform sollen sie sein, ein bisschen Entertainment in all diesen Lockdown-Wochen bieten.

Hier ein paar Beispiele von Initiativen in Österreich und Deutschland, die spannende Ansätze verfolgen – und sich zumeist durch gelungene Verschränkungen von real und digital auszeichnen.

Sport und Bewegung im städtischen Raum

Bewegungs-Aktion mit Beteiligung des Innenstadthandels

Auf Initiative einer Fitnessstudio-Betreiberin und eines Sporteventmanagers, die beide in den Lockdown mussten, entstand in Nürtingen in Baden-Württemberg eine Lockdown-Challenge, die die Bewohner zur Bewegung an frischer Luft ermutigt und zugleich den städtischen Handel einbindet. 

Im Detail funktioniert sie so: Zuerst muss man sich als Challenge-Teilnehmer registrieren –  per Formular auf der Website, verbunden mit einer 5-Euro-Spende an die örtliche Spendenaktion „Licht der Hoffnung“ für Sozialprojekte in der Stadt.

In wetterfesten Boxen an den zehn Teilzielen befinden sich die Preisfragen.

Dann gilt es, zehn Aussichtspunkte rund um die Stadt im Aktionszeitraum von vier Wochen zu erwandern oder zu erlaufen. An jedem Aussichtspunkt befindet schließlich sich eine Box mit einer stadtbezogenen Frage, die beantwortet werden soll.

Nach Erreichen aller Wanderziele und Beantworten aller Fragen wird dann wieder ein entsprechendes Web-Formular abgeschickt. Unter allen Einsendern werden Einkaufs- und Essensgutscheine von Nürtinger Innenstadtbetrieben verlost.

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Die Initiatoren der Nürtinger Bewegungs-Challenge Barbara Kaup und Martin Dahl.

Die Initiatoren Barbara Kaup und Martin Dahl erzählen: „Wir wollten einfach etwas anderes anbieten als Online-Fitnesskurse. Für die Preise haben wir zuerst die Betriebe einzeln abgeklappert, letztlich ist auch das Citymarketing aufgesprungen.

Mittlerweile sind wir überwältigt, welchen Erfolg diese Aktion mit nur einer Woche Vorbereitung und keiner vorherigen Werbung mit sich bringt“. Mit Anfang Dezember hielt die Aktion bei über 300 Teilnehmern.

Jugendlichen-Challenge im ganzen Stadtgebiet

Nachdem in 2020 viele Ferienprogramme abgesagt werden mussten, waren Alternativen gefragt. Einen bemerkenswerten Zugang fanden Jugend-Sozialarbeiter mit der „Esslinger-Zone-Challenge“ für Jugendliche von 12 bis 18 Jahren mit dem Ziel, diese Gruppe während der Ferien in Bewegung zu bringen und eine Alternative zum zuhause rumhängen zu bieten.

Teilnehmen konnte man schließlich in Zweier-Gruppen, ausgestattet mit einem City-Ticket des öffentlichen Stadtverkehrs. Verteilt über alle Stadtteile und Bezirke warteten zu lösende Aufgaben und Rätsel.

Das Programm lief dann eine Woche lang, die konkreten Aufgaben erfuhren die Teilnehmer online, die Erfolge wurden über Instagram geteilt. Die Etappen-, Tages- und Wochensieger wurden mit Preisen wie Gutscheinen oder Eintrittskarten belohnt, womit man wiederum die städtischen Betriebe einbinden konnte.

Für 2021 ist folglich eine Ausdehnung der Esslinger-Zone-Challenge auf das gesamte Bundesland Baden-Württemberg angekündigt.

Kuratierte Bewegungsangebote im öffentlichen Raum

Möglichkeiten für kuratierte Outdoor-Sportangebote im Stadtgebiet gibt es genug, nicht erst seit Corona.

Die Initiative „Bewegt im Park“ etwa, im Rahmen derer in der warmen Jahreszeit kostenlose Bewegungskurse in Parks angeboten werden, wäre auch im Winter denkbar.

Ein ähnliches, allerdings kostenpflichtiges Angebot, stellt die im Franchise-System organisierte „Frischluft-Fitness“ dar. Man trifft sich in Kleingruppen zur Fitnesseinheit draußen, egal wie hoch der Schnee oder wie tief die Temperaturen gerade liegen.

Apropos Winter: Aufgrund der jüngsten Lockerung beim Ausüben von Einzelsportarten werden unter strengen Sicherheitsauflagen in diesem Winter doch auch die zentralen Eislaufplätze in den Städten möglich sein.

Stadtteilspaziergänge mit Mehrwert erleben ein Revival

„Spaceandplace“ in Wien etwa hat im Lockdown QR-Walks entwickelt. Rund und um den Burjanplatz im 15. Bezirk finden sich acht beschilderte Stationen mit jeweils einem QR-Code, der dem Spaziergänger allerlei Spannendes, Informatives und Unterhaltsames über die Nachbarschaft verrät.

Bewegungsanregungen findet man auch bei Bewegung findet Stadt oder Wien zu Fuß. Mit entsprechendem Unterhaltungswert eignen sich Spazierangebote auch für Kinder. Graz zum Beispiel bietet heuer Kinderrundgänge samt Adventgeschichten und Weihnachtszauber durch die winterliche Stadt an. 

In nördlicheren Gefilden ist das Erkunden von Städten per pedes längst ein touristisches Angebot. Kopenhagen etwa bietet seit Jahren Stadtwanderungen zu Themen wie Kulinarik, nachhaltige Shops, Sehenswürdigkeiten bis hin zu Handwerksbetrieben.

Besondere Attraktion ist beispielsweise eine Park-Tour mit einem Leiterwagen voll Essen und Trinken durch die Stadt, der Rundgang endet im Tivoli-Vergnügungspark, wo heuer ein Teddybär über die notwendigen Abstände wacht.

Kunst & Kreatives

Weihnachtsstimmung dank Winter-Fotowettbewerb

Wie gehen Weihnachtsstimmung in der Einkaufsmeile, Leerstandsnutzung und ein kreatives Beteiligungsprojekt unter einen Hut? Ein gelungenes Beispiel dafür ist der Wörgler Winter Fotowettbewerb.

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Die schönsten Bilder des Fotowettbewerbs in Wörgl zieren Leerstands-Fenster. (c) Ringler

Im November hat das Stadtmarketing bereits die Bewohner aufgerufen, Winterfotos aus Wörgl einzusenden. Seit Anfang Dezember verschönern die schönsten Impressionen aus allen Einsendungen groß ausgedruckt in den Schaufenstern von leerstehenden Geschäftslokalen in der Wörgler Bahnhofstraße, dem Herzstück des Stadtzentrums.

„Das sorgt für weihnachtliche Stimmung und lädt zum Flanieren ein, davon profitieren die benachbarten Betriebe“, sagt Stadtmarketing-Chefin Eva Teissl. Ab Jänner werden die Bilder dann um je 50 Euro verkauft und kommen der Aktion „Licht für Wörgl“ zugute. Damit vergibt die Stadt neben Geld auch Gutscheine von Innenstadtbetrieben an Wörgler Familien, die Unterstützung brauchen.

Sympathisch ist auch eine andere karitative Wörgler Aktion. Weihnachtsschmuck stellte man von örtlichen Betrieben zur Verfügung. Kleinkinder schmücken damit Christbäume im öffentlichen Raum. Ab 23. Dezember können Familien, die das brauchen oder möchten, diese aufgeputzten Christbäume mit nach Hause nehmen

Wörgler Kinder schmücken Christbäume, die für das Fest mitgenommen werden können. (c) Ringler

Kunstmeile in Schaufenstern

In den Nachbarstädten Bischofshofen und St. Johann im Pongau wurde ein entsprechendes Projekt bereits im Sommer umgesetzt, das sicher auch wintertauglich wäre. Dabei bildeten 50 Schaufenster in den Zentren der beiden Städte eine drei Kilometer lange Kunstgalerie.

Die Aktion „Stadt.Kunst.Fenster“ zeigte Werke regionaler Künstler, die großteils im Lockdown entstanden sind. Sie diente einerseits als niederschwellige Möglichkeit für Kunstpräsentation und –genuss. Andererseits als Antwort auf die vielen Event-Absagen und als Mittel der Wahl, um für mehr Frequenz in den Städte und ihren Betrieben zu sorgen. 

Mitmach-Aktion für mit Imagewert

Auf das Verbot von Laternenumzügen im November reagierte das Citymarketing im deutschen Fulda mit einer Aktion, die in sozialen Medien großen Niederschlag fand: die Fuldaer Lichterwoche.

Von 9. bis 15 November waren die Stadtbewohner aufgerufen, möglichst viele Teelichter, Lichterketten und Kerzen in Fuldas privaten und betrieblichen Fenstern leuchten zu lassen.

Unter #fuldaleuchtet teilte man schließlich die Impressionen der nächtlichen Stadt im Kerzenschein vielfach. Eine sympathische Mitmach-Aktion in Zeiten eines Lockdowns – mit nachhaltiger, positiver Wirkung auf das Stadtimage.

Land-Art zum Aufstöbern

Einen Ort an einem der gut frequentierten Waldspazierwege nahe dem Stadtzentrum Klagenfurts hat sich der Land-Art-Künstler Manfred Stippich ausgesucht für die Installation seines Kult- und Mythenortes. Allerdings nicht als Guerilla-Aktion, sondern im Einvernehmen mit der Stadt.

Mit Naturmaterialien hat der Künstler eindrucksvolle Figuren und Szenen erschaffen, etwa eine Coronavirus-Allee oder eine moosbewachsene Riesenspinne. So ist im zweiten Lockdown ein alternatives Ausflugsziel entstanden, viele Fotos davon wurden folglich in Social Media geteilt.

Wo sich der Kultort befindet, wird nur vage genannt. So haben Spaziergänger dann die Gelegenheit, ihn jeweils selbst für sich zu entdecken.

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Coronavirus-Allee: Land-Art im Stadtwald wurde in Klagenfurt zum alternativen Ausflugsziel. (c) Johanna Wohlfahrt
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Moosbewachsene Riesenspinne: Land-Art im Stadtwald wurde in Klagenfurt zum alternativen Ausflugsziel. (c) Johanna Wohlfahrt

Graffiti-Aufruf

Zum Kreativsein rief Mitte November schließlich auch Salzburg auf Facebook auf. Mit dem Hinweis „Was tun im November? Wie wär’s mit ein bisschen Graffiti sprühen?“ wies man auf die vielen legalen Freiflächen hin, die Graffiti-Künstler im Stadtgebiet ohnehin nutzen können.

Besonders gelungene Werke geben schließlich stets ein willkommenes Fotomotiv für Social Media her, was sich wiederum langfristig aufs Stadtimage auswirken kann.

Gastronomie

Nach dem 7. Jänner 2021 könnten auch die Gastronomen endlich wieder ihre Pforten öffnen dürfen. Die Diskussion um die Wintergastgärten wird sich dann wohl fortsetzen, wobei viele größere Städte wie Wien, Eisenstadt oder Innsbruck schon im Herbst grünes Licht gegeben haben für Restaurants, die bereits Sommergastgärten betreiben.

Sie sollen ihre Winterschanigärten in derselben Größe aufsperren dürfen, um genug Raum gewährleisten zu können. Die Umrüstung auf Winter – bezüglich Beheizung, Möblierung, Überdachung, etc. – fördert man teilweise sogar öffentlich, wie zum Beispiel vom Land Kärnten.

Fazit: Open-Air-Erlebnisse im Corona-Winter

Corona stellt die Bürgermeister und City-Manager vor die schwierige Aufgabe: Wie hält man die Stadt mit Angeboten lebendig, während keine größeren Menschengruppen entstehen sollen? Welche Open-Air-Angebote sind auch bei winterlichen Temperaturen attraktiv genug, um die Stadt als Erlebnis- und Begegnungsraum zu nutzen?

Besonders im kreativen wie im sportlichen Bereich gibt es bereits clevere Ansätze, das Eine mit dem Anderen verantwortungsvoll zu verbinden. Dieser Text listet eine Handvoll davon auf: Neue Ideen zur Inszenierung der Stadt, die darüber hinaus den digitalen mit dem realen Raum erfolgreich verbinden.

Titelbild: Zentrale Eislaufplätze sind möglich. Der Wiener Eistraum öffnet am 24. Dezember. (c) Stadt Wien Marketing Johannes Wiedl

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