Spannende Schulversuche mit Erfolgseffekt für motivierte Kinder und Eltern
08.12.2016
Gesellschaft
08.12.2016
Gesellschaft
Die Zentralmatura, die Neue Mittelschule und brandaktuell seit 1.9. 2016 auch die alternative Leistungsbeurteilung sowie die Mehrstufenklassen sind aus Schulversuchen entstanden.
Schulversuche sind der einzige Rahmen, um Innovationen im Bildungsbereich in der Praxis zu erproben. Was sich bewährt, wird eben manches Mal als Standard übernommen.
Die Nachfrage nach Neuerungen ist groß: Mehr als die Hälfte der Österreichischen Schulen hält derzeit Schulversuche ab –insgesamt gab es 5.367 an 2.900 Standorten im Jahr 2012/13. Der Rechnungshof kritisiert: Es sind zu viele. Denn nicht alle Projekte machen Sinn, und manche dauern fast schon ewig: So brauchte die Trachtenklasse am Annahof ist Salzburg ganze 48 Jahre, um im Jahr 1993 endlich ins Regelschulwesen übernommen zu werden.
Das Realgymnasium für SchülerInnen der Ballettschule der Wiener Staatsoper findet schon seit 1980 als Schulversuch statt. Da das Schulsystem derzeit noch in sehr eingefahrenen Bahnen festgelegt ist, sind Schulversuche eben oft die einzige Möglichkeit, Novitäten rechtlich abzusichern. Wenn auch Sie den Kindern Ihrer Stadt oder Gemeinde in punkto Bildung Gutes tun wollen, lernen Sie folgende Best Practise Beispiele kennen:
Weil die Geburtenjahrgänge schwach waren, beschloss man in den Gemeinden Königsdorf und Eltendorf im Burgenland, die beiden Volksschulen der Orte einfach zusammenzulegen. Ansonsten hätten beide Einrichtungen nur mehr einklassig geführt werden können. Durch die Zusammenlegung aber können beide Standorte erhalten bleiben: So gehen in Elterndorf die ersten und zweiten Klassen und in Königsdorf die dritten und vierten Klassen zur Schule.
Auf Kooperation setzt man auch bei der HTL1 in Klagenfurt und der HAK in Spittal an der Drau. Allerdings aus inhaltlichen Gründen: Die HTL-Mechatronikausbildung mit fachspezifischer Vertiefung Informationstechnik wird in Kärnten nämlich einfach auf die beiden Schulen aufgeteilt. Stammschule ist die HTL1 Lastenstraße in Klagenfurt.
Vom ersten bis zum vierten Jahrgang sitzen die SchülerInnen an drei Tagen in den Klassenzimmern der HAK Spittal/Drau und an zwei Tagen an der HTL1 Klagenfurt. Im fünften Jahrgang drücken sie an zwei Tagen in Spittal/Drau und an drei Tagen in Klagenfurt die Schulbank. An der HAK Spittal werden die allgemein bildenden Pflichtgegenstände, Angewandte Informatik und fachspezifische Informationstechnik sowie Entrepreneurship und Innovation unterrichtet.
An der HTL Klagenfurt stehen Fachtheorie und Fachpraxis auf dem Stundenplan. Durch die Kooperation der beiden Schulen wird die Ausbildung vertieft. Die personellen und räumlichen Kapazitäten beider Schulen werden optimal genutzt.
Die durch diese Kooperation entstehenden zusätzlichen Kosten wie etwa für die Fahrten der Schüler und Lehrer oder diverse Schulaktivitäten werden durch den „Förderverein HTL Spittal an der Drau“ abgedeckt, dessen Mitglieder sich aus den Gemeinden und Industriebetrieben in Oberkärnten zusammensetzen. Durch die Kooperation wird diese Ausbildung für Schülerinnen und Schüler aus dem Oberkärntner Raum attraktiver gestaltet und ist zugleich ein Impuls für die Industrie und die KMU in der Region.
Was dafür spricht: Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Zusammenlegung von zwei oder sogar mehreren Schulen künftig für viele Gemeinden an der Tagesordnung stehen müssen. Innovative Kooperationen sparen Ressourcen und schöpfen aus dem vorhandenen Potenzial. es können attraktive Anreize für SchülerInnen und auch für die regionale Wirtschaft entstehen.
Die Handelsakademie für Wirtschaftsinformatik mit dem Schwerpunkt Digital Business wird an mehreren Standorten ist Österreich angeboten. Die Ausbildung ist in einen Stammbereich und in einen Erweiterungsbereich gegliedert: Der Stammbereich umfasst Allgemeinbildung und eine fundierte kaufmännische Berufsbildung, der Erweiterungsbereich „Wirtschaftsinformatik – Digital Business“ nimmt 30 Prozent der Gesamtwochenstundenzahl ein. Hier geht es um Betriebssysteme und Netzwerktechnik, Internet-Multimedia-Contentmanagement, E-Business und E-Business Center, Angewandte Programmierung sowie Softwareentwicklung und Projektmanagement.
Die Ausbildung ist handlungs- und projektorientiert und schließt damit ab, im Team eine Diplomarbeit mit einem Auftrag aus der Praxis zu erstellen. Auch das Arbeiten in einer Übungsfirma mit virtueller Vertriebsschiene ist vorgesehen. Die AbsolventInnen werden auch auf eine selbständige Tätigkeit im IT-Bereich als UnternehmerIn im Digital Business vorbereitet. Der Persönlichkeitsbildung und den fächerübergreifenden Fähigkeiten wird besondere Bedeutung beigemessen.
Was dafür spricht: Die Digitalisierung ist unaufhaltsam und der Ruf nach hochwertigen, praxisbezogenen Ausbildungen wird immer lauter. Keine Frage, dass Schulversuche mit digitalem Schwerpunkt Karrierewege von morgen optimal ebnen.
Als Schulversuch für Hochbegabte als Teil einer öffentlichen AHS wurde die Sir Karl Popper Schule in Wien Wieden gegründet. Von der 5. Bis zur 8. Klasse werden pro Jahrgang zwei Klassen parallel zu den anderen Oberstufenklassen Kinder mit herausragenden Begabungen besonders gefördert.
Finanziell getragen wird dieses Konzept von einem Verein, der von seinen Mitgliedern einen monatlichen Beitrag von 60 Euro einhebt. Davon werden auch Zuschüsse für Bedürftige Kinder etwa bei Auslandsreisen gewährt. Markant für die Sir Karl Popper Schule ist, dass es ein breites Angebot an Wahlmöglichkeiten für die unterschiedlichen Begabungen gibt. Neben verpflichtenden Kernmodulen wählen die Schüler offene Wahlmodule, wobei sich am Ende der Schulzeit aus dieser Zusammenstellung der für das Reifeprüfungszeugnis relevante Schulabschluss – nämlich Gymnasium oder Realgymnasium – ergibt.
Bildungsexperte Andreas Salcher, Autor des Buches „Der talentierte Schüler und seine Feinde„, der diese Schule mitbegründet hat: „Wir müssen die Schule wieder dorthin bringen, dass sie Schülern und auch Lehrern Freude macht. Es muss nicht sein, dass ein Lehrplan allen übergestülpt wird, eine Schule kann durchaus mehrere Lehrpläne haben, die auf das persönliche Potenzial der Kinder einzeln eingeht.“
Individualität statt Gießkannenprinzip ist am Weg zur Freude ein entscheidender Schritt, sagt auch Direktor Edwin Scheiber: „Es gibt wissenschaftliche Befunde, dass Begabungen verkümmern, Motivation in Desinteresse und Frustration umschlagen können, wenn begabte SchülerInnen nicht in ihren Talenten und ihren Potenzialen adäquat gefördert werden.“
Unterforderung könne medizinisch zu denselben Erkrankungen führen wie Überforderung. Man spricht hier von Boreout und Burnout, was auch bei SchülerInnen vorkommt. Beides beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit deutlich – beides führt in die Resignation. Scheiber resümiert: „Für Österreich, das ja nicht über Unmengen an Rohstoffen seinen Wirtschaftsstandort behaupten kann, sondern durch Ideen, kreative und kluge Menschen, die Neues entwickeln, ist die entsprechende Förderung von Hochbegabten unverzichtbar.“
Was dafür spricht: Rund 10 Prozent der SchülerInnen sind überdurchschnittlich begabt, davon ist die Hälfte hochbegabt. In Zeiten der Chancengleichheit quer durch alle Schichten gewinnt die individuelle Förderung von überdurchschnittlichen Begabungen ebenso an Bedeutung für die weitere Entwicklung der Gesellschaft. Durch das begrenzte Angebot kann eine spezialisierte Schule zum Point of Attraction für weitere Städte und Gemeinden werden.
In der Volksschule Felixdorf wurde im Schuljahr 2015/2016 in zehn Klassen erstmals der Schulversuch „Sprachintensivierung Englisch“ gestartet – konkret in den Klassen 1A, 1B, 1C; 2A, 2B, 2C; 3A und 3B sowie 4B und 4C. Während der Gegenstand Englisch eine Stunde pro Woche unterrichtet wird, wird in den Gegenständen Mathematik und Sachunterricht im Ausmaß von je einer Wochenstunde sowie Bewegung, Sport und Musik im Ausmaß von je ½ Stunde Deutsch und Englisch gesprochen. In diesen Stunden wird der Klassenlehrer von einem Native Speaker begleitet. Dieses Content and Language Integrated Learning soll am Ende des Schuljahres zu einer höheren sprachlichen Kompetenz führen als der herkömmliche Englischunterricht an Volksschulen.
Weil sich das Konzept sowohl bei den Eltern heimischer als auch ausländischer Kinder immer größerer Beliebtheit erfreut, setzt man auch in Wiener Neustadt auf Englisch im Unterricht: In der Bilingual Junior High School ist die Nachfrage trotz drei weiterer AHS in unmittelbarer Umgebung größer als das Angebot. Direktor Michael Dollischal: „Wir müssen jedes Jahr Kinder ablehnen.“
Was dafür spricht: Die Internationalisierung und Globalisierung erfordert zunehmend Mehrsprachigkeit. In keinem Alter werden Sprachen so schnell und natürlich erlernt wie im Kindesalter!
.Vorreiter für die Volksschulen mit Musikschwerpunkt ist die Volksschule im burgenländischen Oberwart, die im Jahr 2001 erstmals eine eigene Bläserklasse eingerichtet hat. In Kooperation mit der Musikschule des Ortes wurden im Stundenplan zwei Stunden wöchentlich für das Instrumentenlernen reserviert. Auch die Volksschule in Salzburg Leopoldskron oder die Volksschule Kneippgasse in Perchtoldsdorf, die in Mehrstufenklassen geführt wird, bieten eine eigene Klasse mit Musikschwerpunkt an.
Neben Singen, Tanzen und Musikhören steht als weitere Stunde instrumentales Musizieren auf dem Lehrplan. „Wir setzen uns nicht das Ziel, Spitzentalente herausbilden, sondern allen voran Interesse und Freude an der Musik zu wecken“, sagt Direktorin Mandl.
Was dafür spricht: Schulversuche mit Musikschwerpunkt wecken schon früh das Interesse an Musik und Kultur und stellen ein attraktives Angebot für kreativ begabte Kinder dar. Das Konzept basiert auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Schule und Musikschule, was insbesondere für kleinere Gemeinden wertvolle Synergien bringen kann.
In der Theorie haben derzeit 16 anerkannte Religionsgemeinschaften ein Recht auf konfessionellen Religionsunterricht. Bloß: Wie soll das in der Praxis funktionieren? Denn zugleich werden sogar allgegenwärtige römisch-katholische Religionsstunden immer magerer besucht, da sich die Kinder davon abmelden und stattdessen eine Freistunde im Café verbringen können. Der Schulversuch Ethik ermöglicht seit nunmehr 17 Jahren, dass sich alle Kinder mit verschiedenem religiösem, sozialem und familiärem Hintergrund gemeinsam unter Anleitung mit ethischen Fragen auseinandersetzen können.
Was dafür spricht: Ethikunterricht ist die passende Alternative zum Religionsunterricht in Zeiten von Flüchtlingskrisen, Globalisierung und Internationalisierung. Unter fachgerechter Anleitung können hier ethische Fragen von heranwachsenden Kindern mit verschiedenem religiösem und kulturellen Hintergrund diskutiert werden. Das fördert gegenseitige Verständnis und damit die Integration.
Auch im TGM, der größten HTL Wiens, hat man sich vom Frontalunterricht verabschiedet. Hergeleitet aus Konzepten des Technologenverbandes und nach Vorbildern deutscher Modelle, suchen die SchülerInnen nicht mehr das Klassenzimmer, sondern Lernbüros auf. Dabei entscheiden sie selbst, wie lange sie etwa Mathematik oder Deutsch lernen wollen. Feste Stundenpläne wurden aus dem Unterricht verbannt. Stattdessen nehmen die SchülerInnen Platz vor einem PC und fragen den Lehrer, was sie wissen möchten. Somit wird der Lehrer zu eine, Coach und die SchülerInnen werden in die Eigenverantwortung gebracht. Für die nächsten Schularbeiten sind jeweils Wissenspakete vorgegeben, die sich die SchülerInnen aneignen müssen.
Was dafür spricht: Lernbüros fördern das selbstständige Arbeiten und bereiten die Kinder damit bestmöglich auf die Anforderung der Arbeitswelt von heute vor, in der jeder immer mehr selbst für seinen Erfolg und sein Fortkommen verantwortlich ist – etwa durch herausragende Leistungen oder durch selbst initiierte, lebenslange Weiterbildung.
Viele Regionen sind über die Landesgrenzen hinaus wegen Spezialisierung auf einen bestimmten Zweig der Industrie und Wirtschaft bekannt. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, ist es ideal, die Best Heads von morgen einfach selbst auszubilden: in der Region und in enger Zusammenarbeit mit den Betrieben. Schulversuche könne dafür ein Türöffner sein. In Leoben ist so ein Modell gelungen: An der Höheren technischen Lehranstalt für Rohstofftechnik wird seit Herbst 2013 eine neue, innovative und zukunftsweisende Fachrichtung für die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen angeboten – vorerst im Schulversuch. Dieser neue Zweig, der als Privatschule geführt wird, ist die erste und bisher einzige Ausbildung für die Rohstoffgewinnung. Nicht nur in Österreich, sondern in ganz Mitteleuropa! Im Zentrum der Ausbildung stehen Rohstoffgewinnung sowie Produktion und Verarbeitung von Roh- und Baustoffen wie Sand, Kies, Naturstein, Beton, Zement, Ziegel und Industriemineralen wie Gips oder Kalk, Feuerfesterzeugnisse, Erze & Kohlen, Glas & Keramik, Bindemittel sowie Recycling.
Was dafür spricht: Regionen werden durch Vernetzung stark. Die Kooperation zwischen ansäßiger Wirtschaft und Industrie sowie den Bildungseinrichtungen ist eine wichtige Antwort auf die Frage, wie man geeignetes Personal in und für die Region findet und dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann.
Schulversuche können einer Schule ein besonderes Charakteristikum verleihen – und zum Bekannter-Werden Ihrer Stadt oder Gemeinde beitragen. Entscheidend ist, dass sie überlegt gewählt werden und der Nachfrage aus der Bevölkerung gerecht werden.
Warum sich bereits mehr als achtzig Standorte in Österreich als Mitglieder beim Dachverband Stadtmarketing Austria austauschen?
Weil wir gezeigt haben, dass „Miteinander“ mehr bringt. Im Miteinander machen Sie für Ihren Standort das Mögliche zum Machbaren. Wir unterstützen Sie dabei mit Know-how, das sich in der Praxis bewährt hat, mit Weiterbildung, die neue Perspektiven eröffnet sowie mit Erfahrungsaustausch, der Sie in Ihrer Rolle stärkt.
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