Die resiliente Stadt der Zukunft Teil II: Wie soll Salzburg 2050 aussehen?
19.02.2017
Gesellschaft
19.02.2017
Gesellschaft
Eine Fortsetzung des Blogbeitrags „Die resiliente Stadt der Zukunft“ von Journalist Michael Kerbler zum Thema „Wie soll die Stadt Salzburg 2050 aussehen?“:
Der ehemalige Bürgermeister von Bogota, Enrique Peñalosa, antwortete einmal auf die Frage, was erforderlich sei, damit man in einer Stadt glücklich leben könne: „Wir müssen gehen, so wie Vögel fliegen müssen, müssen mit anderen Menschen zusammen sein und brauchen Schönes. Zudem brauchen wir den Kontakt mit der Natur und dürfen vor allem nicht ausgegrenzt sein. Außerdem brauchen wir das Gefühl einer gewissen Gleichwertigkeit.“
Städteplaner wie Jan Gehl, der dänische Architekt, der weltweit als Berater gefragt ist, wenn es um urbane Veränderungsprozesse geht, bezieht sich in seiner Antwort auf die Frage nach einer „demokratischen Stadt“ auf genau diese Äußerung Peñalosas. „Damit verknüpfe ich normalerweise gerne meine Vision einer guten Stadt. Diese besteht einerseits aus gut funktionierenden Vierteln, in denen man überallhin zu Fuß gelangen kann. Das bedingt, dass sie nicht beliebig groß sein können. Interessanterweise sind z.B. die Stadtzentren überall auf der Welt höchstens 1 km x 1 km groß. Denn diese Distanz kann man zu Fuß bewältigen.
Wenn wir in Zukunft mobil sein wollen, ohne völlig vom Auto abhängig zu sein, dann ist das zu beachten. Denn das Zeitalter des motorisierten Individualverkehrs geht ja dem Ende zu. In den nächsten 30 Jahren wird seine Bedeutung schließlich immer mehr abnehmen. “In der Stadt der Zukunft wird das Auto von sehr intelligenten, modernen Formen der Mobilität abgelöst werden, ist Jan Gehl überzeugt.
Der Städteplaner untersucht seit Jahrzehnten die Nutzung des städtischen Raumes durch den Menschen. Überall dort, wo der Mensch sich als Fußgänger die Stadt zurückerobert hat, ist der Grad der Zufriedenheit mit dem urbanen Raum gestiegen. „Entscheidend für mich ist, ob die Städte belebt sind, ob man sein Leben hier leben kann und ob man andere Menschen treffen kann. Des Weiteren sollten wir wirklich beachten, dass der Mensch ein gehendes Lebewesen ist. Dass wir beim Gehen durch die Stadt unsere Freunde treffen und sehen können, was los ist und wie unsere Gesellschaft aussieht. Und dabei das Gefühl haben, dass dies unsere Welt ist.
Ich bin also fest überzeugt davon, dass es sehr gut wäre, die Leute aus den Häusern herauszulocken und dafür zu sorgen, dass sie mehr gehen. Es sollte daher mehr Boulevards zum Flanieren geben…“In immer mehr europäischen Städten wird es schließlich mehrere Fußgängerzonen geben. Auch weil die Straßen und Plätze der Quartiere als Flanier- und Einkaufserlebnis an Bedeutung gewinnen werden.
Jan Gehl: „In den 45 oder 50 Jahren, in denen ich mit Städten zusammengearbeitet habe, um sie menschenfreundlicher zu gestalten, habe ich, wenn es um die Schließung einer Straße oder die Verlangsamung des Verkehrs und Verbesserungen für die Menschen ging, in jeder einzelnen Stadt zu hören bekommen: „Das geht hier niemals. Sie müssen einsehen, dass es sich hier um eine ganz besondere Straße handelt.“ Ich habe all das schon so oft gehört. Jedes Mal wurden die Vorhersagen von der Realität überholt. Sie können Gift darauf nehmen, dass es die kapitalistische Wirtschaft in all den Städten nie zugelassen hätte, dass sich Fußgängerzonen ausbreiten, wenn sie nicht gut fürs Geschäft wären. Wenn sie schlecht fürs Geschäft wären, gäbe es nicht einmal eine einzige.“
Die Stadt der Zukunft in Europa wird also für die gesamte Bandbreite der Generationen Platz bieten müssen, mit einem Schwerpunkt auf Familien mit Kindern. Aber auch auf die Bedürfnisse der älteren Generation wird Rücksicht zu nehmen sein. Viele Menschen, die in den Speckgürteln der Städte wohnen, werden schließlich in die Innenstadt zurückkehren wollen. Wegen der verkehrsberuhigten Zonen, dem barrierefreien Zugang zu Geschäften der Nahversorgung, der leichteren Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel und der besseren medizinischen Betreuung. „In Nordamerika gibt es beispielsweise eine Organisation namens „8 80 Cities“. Die Idee dahinter ist, dass man sich bei einer Stadt immer fragen sollte, ob es Achtjährigen aber auch Achtzigjährigen hier gut geht. Wenn man die Frage für beide Gruppen bejahen kann, dann wäre die Stadt auch für alle anderen Altersgruppen in Ordnung“, meint Jan Gehl.(Mehr zu „8 80 Cities“ unter: http://www.880cities.org/index.php)
Für den Städteplaner ist die Stadt der Zukunft also eine Stadt der Fußgänger. Zudem ergänzt um das Fahrrad und leistungsfähige öffentliche Verkehrsmittel. Sowie – zu einem geringeren Teil als heute – der Individualverkehr. (Das Gespräch mit Jan Gehl können Sie nachhören unter: http://kombinat3.eu/hoeren/zukunft-der-stadt/)
Salzburg ist also eine bereits im Wandel begriffene Stadt. D.h. schon jetzt gilt es ein ganzes Maßnahmenbündel zu schnüren, damit Salzburg 2050 eine resiliente, eine widerstandsfähige Stadt ist. Sie soll sich folglich gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Veränderungen anpassen können, ohne die Identität der Stadt preiszugeben. Verlöre sie ihre Identität, würde sie folglich auch ihre Zukunftsfähigkeit verlieren.
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