Neun Kriterien geben bei der RAUM.WERT-Analyse von Architektin Ursula Spannberger Aufschluss über die beste Organisation und Gestaltung von Räumen jeder Größe und Dimension. Das Ziel: Den Bedürfnissen der Menschen an den Raum gerecht zu werden.
Neun Kriterien geben bei der RAUMWERT-Analyse von Architektin Ursula Spannberger Aufschluss über die beste Organisation und Gestaltung von Räumen jeder Größe und Dimension. Das Ziel: Den Bedürfnissen der Menschen an den Raum gerecht zu werden.
Die Salzburger Architektin Ursula Spannberger aus Salzburg arbeitet mit Genuine der Contact™-Methode und hat, angereichert durch ihre eigenen Erfahrungen und immer wiederkehrende Problemstellungen in Planungsprozessen die RAUM.WERT-Analyse entwickelt, mit der Räume jeder Dimension bedürfnisorientiert geplant und gestaltet werden können – zum Beispiel Gebäude wie Schulen, Wohnhäuser oder Büros sowie Parks, öffentliche Plätze aber auch Stadtquartiere und ganze Städte.
Die Starke Wirkung, die Räume auf Menschen haben, ist den meisten nicht bewusst. „Über 90 Prozent unserer Lebenszeit verbringen wir in von Menschen geplanten und gebauten Räumen“, sagt Ursula Spannberger, „Außen- wie Innenräume haben Wirkung auf unser Wohlbefinden, sie beeinflussen unsere inneren Vorstellungsräume, das heißt unser Denken und damit auch unser Handeln.“
Die RAUM.WERT-Analyse wird den Bedürfnissen, die Menschen an einen Raum oder an einen Platz haben, gerecht. „Sie ist universell einsetzbar und ermöglicht allen beteiligten Menschen, sich Gedanken zu machen.“ Dass der RAUM.WERT Orientierung und Übersichtlichkeit im Großen, in der Städteplanung oder in einem Krankenhaus essenziell ist, erschließt sich sofort. Doch auch im Kleinen, sogar in der eigenen Wohnung, trägt Übersichtlichkeit enorm zum Wohlbefinden bei. „Bestimmt kennen auch Sie Wohnungen, in denen Gäste prinzipiell zuerst die Wohnungstüre versuchen, bevor sie den Eingang zur Gästetoilette finden“, veranschaulicht Spannberger.
Im Zentrum der Planung stehen folgende neun Kriterien – sie sogenannten RAUM.WERTE:
Weg von „Ich weiß schon, wie es geht!“ … Oder doch nicht?
Bei der RAUM.WERT-Analyse werden anhand dieser neun Kriterien also unterschiedliche Bedürfnisse aller Beteiligten abgefragt und darauf aufbauend wird ein Planungskonzept entwickelt. „Die Kommunikation schließlich ist ein Bereich, den viele Kollegen als nicht so wichtig im Planungsprozess erachten“, berichtet Ursula Spannberger aus der Praxis. Ihre Erfahrung zeigte nämlich immer wieder, dass gerade die Rückversicherung mit Bauherren viele Konflikte und Missverständnisse im Vorfeld abwenden würde.
„Weil ich den großen Bedarf an Kommunikation erkannt habe, habe ich auch eine Ausbildung für Mediation und Organisationsentwicklung gemacht, was später dazu führte, dass ich die RAUM.WERT-Analyse entwickelte: eine Methode, die auf den Bedürfnissen basiert, die Menschen an unterschiedliche Räume haben.“
In den meisten Fällen würden viele Beteiligte in den Planungsprozessen vorrangig wohl eher unbewusst von sich selbst und ihren eigenen Vorstellungen ausgehen. „Dann passiert es schnell, dass man in die sehr menschliche ‚Ich weiß schon, wie es geht!‘-Haltung hineinrutscht und praktisch durch die eigenen Filter für die anderen denkt“, sagt Spannberger.
Die RAUM.WERT-Analyse ist also ein Tool, um der Planung „aus dem Ich heraus“ entgegenzuwirken und bei der Gestaltung kleiner wie großer Räume – bis hin zur Raumplanung – die Bedürfnisse der Nutzer zu erfüllen. Intuitiv soll Funktionalität mit Wohlfühlen bestmöglich verbunden werden. Demzufolge ist die RAUM.WERT-Analyse auch ein ideales Instrument für Beteiligungsprozesse.
… Hin zu bedürfnisorientierten Räumen
Und hier setzt die RAUM.WERT-Analyse an. Ihr Ziel ist, die Raumressourcen zu optimieren, das persönliche Wohlbefinden der Nutzer zu steigern, die Produktivkraft zu intensivieren und schließlich eine Grundlage für weitere Planungen zu schaffen.
„Die Beurteilungsparameter bringen uns weg von den Kriterien so genannter ‚guter‘ oder ‚schlechter‘ Architektur, weg von der subjektiven Einteilung in ‚schön‘ und ‚hässlich‘, aber auch weg von der rein materiell definierten Bestimmung des ‚Nutzwerts‘, hin zu objektiv nachvollziehbaren UND auf das persönliche Befinden und die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmten Kriterien“, sagt Ursula Spannberger.
Grundlage sind neun Raumwerte, anhand derer ein individuelles Konzept abgeleitet wird.
Die RAUM.WERTE sind neun qualitativ messbare Indikatoren:
Nachvollziehbare Funktionszusammenhänge
Von Menschen geplante Räume haben bestimmten Funktionen. In ihrer Form und Anordnung sollen sie die Benutzenden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützen.
Deshalb ist es wichtig, funktionale Abläufe in ihren Zusammenhängen zu erkennen und sie miteinander räumlich nachvollziehbar zu verbinden. Ein Beispiel im Kleinen ist die moderne Küchenplanung, die Arbeitsabläufe, die zusammen gehören, sinnvoll nebeneinander anordnet und somit Zeit und Platz spart.
Orientierung und Übersichtlichkeit
Gebäude sollen einladend wirken, zum Eingang führen und danach die Menschen von selbst weiter leiten. Die wichtigsten Bereiche werden so auch ohne Beschilderung gefunden. Nicht nur interne Nutzende, sondern auch Besuchende finden sich intuitiv zurecht und empfinden das Gebäude dadurch insgesamt als übersichtlich.
Dies schafft unterbewusst ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. „Das Wechselspiel von offenen Bereichen und geschützten Ecken ist nicht nur in geschlossenen Räumen wichtig, sondern auch in Außenräumen und ganz besonders bei der Planung von Städten“, sagt Spannberger.
Raumangebot und Raumqualität
Ein Gebäude erfüllt einen bestimmten Zweck. „Wir wollen darin leben, arbeiten, lernen oder etwas ganz anderes tun“, sagt Spannberger, „Diesem Zweck muss das Gebäude mit seinem Raumangebot entsprechen.“ Das bedeutet, dass ausreichend Räume vorhanden sein müssen, die in Größe und Form das ermöglichen, wofür sie gedacht sind.
Dazu ist es wichtig, unterschiedliche, vielleicht auch im Widerspruch zueinander stehende Bedürfnisse aller Nutzenden in Einklang zu bringen und sicher zu stellen, dass für alle zu erwartenden Tätigkeiten angemessen Platz zur Verfügung steht.
Flexibilität und individuelle Entscheidungsmöglichkeiten
Veränderung spiegelt sich auch in immer wieder wechselnden Raumnutzungen. Wo sich die Anforderungen ändern, muss sich der Raum mit ihnen verwandeln und den neuen Bedürfnissen entsprechen können. Wenn diese Möglichkeiten von Anfang an mitgedacht werden, lassen sich Räume flexibel anpassen und variabel möblieren.
Wegeführung: Weg-Längen und Weg-Qualitäten
Raum-Verbindungen müssen einladend und angenehm sein. So werden Wege ohne Zögern gemacht, und es entsteht Dynamik. „Wenn man sich in diesen Verbindungs-Räumen aber nicht wohl oder nicht sicher fühlt, werden sie nicht angenommen und damit auch nicht so oft wie erforderlich genutzt“, sagt Spannberger. Das trifft auf Verbindungen im kommunalen Raum zu und auch auf Verbindungen in Unternehmen und Gebäuden.
Nähe und Distanz
Es macht einen großen Unterschied, ob Räume geschlossen oder offen gestaltet sind. Kommunikation und Interaktion werden so entweder gefördert oder gezielt in Grenzen gehalten, um den Fokus auf eine Tätigkeit zu lenken. Idealerweise bietet der Raum schließlich Angebote, um nach Erfordernis zwischen diesen Möglichkeiten flexibel wählen zu können.
Ein lebendiger Raum kann also den individuellen Vorstellungen schon durch kleine Anpassungen flexibel entgegen kommen. Licht z.B. verändert das Raumempfinden auf effektive Weise. Zur individuellen Bewertung kommen noch die unterschiedlichen Nutzungen eines Raumes, denen damit leicht und schnell entsprochen werden kann.
Anziehungspunkte und Verbindungselementen
Wie beispielsweise in einem Park ein Spielplatz oder eine Sitzgruppe als intuitive Verbindungselemente wirken, kann man dieses Prinzip auch auf die Planung von Stadträumen, Freiräumen, Gebäudegruppen oder innerhalb von größeren Gebäuden anwenden.
„Ein strategisch günstig platzierter Kaffeetisch in einem Unternehmen schafft schließlich zufällige Begegnungen und ermöglicht einen informellen Transfer an Wissen und Informationen„, sagt Ursula Spannberger, „Diese Angebote wirken kommunikativ und verbindend und bauen auf bereits Vorhandenem auf.“
Außenwirkung
Jede bauliche Maßnahme bedeutet Veränderung des Gewohnten, wirkt auf ihre Umgebung und spricht zu ihr. Aber stimmt der Eindruck, den das Gebäude vermittelt, auch mit dem Bild, das die Verantwortlichen nach außen kommunizieren wollen, überein?
Die Wahrnehmung durch Betrachtende unterscheidet sich oft deutlich von der gewünschten Wirkung, Selbstbild und Fremdbild klaffen häufig weit auseinander. „Um ein authentisches Gesamtbild zu vermitteln, muss das Gebäude in Größe, Form, Farben und der Wahl der Materialien ‚zu uns passen‘, damit es eine in sich stimmige Aussage bekommt“, sagt Spannberger.
FAZIT:
Mit der RAUM.WERT-Analyse sollen Räume den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden, die diese Räume nutzen. Anhand neun Kriterien – den RAUM.WERTEN – werden diese Bedürfnisse abgefragt. Das Ziel ist, kleine und große Räume bis hin zu ganzen Städten so zu gestalten, dass sie intuitives Wohlfühlen mit Funktionalität bestmöglich verbinden. So schließt die Methode etwa Weglängen, das gefühlte Raumklima durch Licht, Farbe, Akustik und Materialien oder Flexibilität und individuelle Entscheidungsmöglichkeiten ein. Die RAUM.WERTE-Analyse ist ein ideales Tool für Beteiligungsprozesse und wurde dafür schon häufig eingesetzt.
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