Partizipative Stadtgestaltung: „Die Stadt als Gemeinschaftswerk“
20.02.2024
Gesellschaft
20.02.2024
Gesellschaft
Gerade in Krisenzeiten sind das Gefühl von Selbstwirksamkeit und das Aufrechterhalten der Handlungsfähigkeit zentrale Elemente, um nach vorne blicken zu können. Das gilt im Persönlichen genauso wie im Kommunalen.
Wie wichtig es gerade jetzt ist, die Lebensrealitäten der Menschen aktiv in städtische Planung miteinzubeziehen und in Resonanz mit der Stadtbevölkerung zu gehen, betonte Lukas Weiss, Referatsleiter für BürgerInnenbeteiligung und partizipative Stadtgestaltung der Stadt Innsbruck. Er führte am 25. Jänner 2024 beim Stadtmarketing Austria Praxistag City-Verantwortliche aus ganz Österreich in die Prinzipien und Methoden ein, die in Innsbruck seit der Schaffung des Referats im Jahr 2018 für mehr Beteiligung der Bevölkerung an Stadtentwicklungsprozessen sorgen.
Weiss und sein Team setzen dabei auf fünf Schwerpunkte und Beteiliungsfelder: „Mitreden, Mithelfen, Mitplanen, Mitbestimmen und Mitgestalten.“ Beteiligungsprozesse beschränken sich also nicht nur auf abstrakte Planungen, sondern umfassen auch aktive Mitwirkung an deren Umsetzung. Das hat eine durchgängige Beteiligung von der ersten Idee bis etwa zur Baustellenkommunikation zur Folge. In Innsbruck wurde dies zuletzt im Projekt COOLYMP umgesetzt. Dazu weiter unten mehr.
BürgerInnen mit ins Boot holen. Wie klappt das angesichts der aktuellen Begleitumstände und dem daraus entstehenden Krisenmindset? Indem man beispielsweise zu jedem Negativ-Punkt eine Gegenthese entwickelt.
So könne es nach und nach gelingen, in der Stadtentwicklung wieder gemeinsame Zukunftsbilder zu bauen. Wichtig sei allumfassende Information. BürgerInnen sollen alle Unterlagen einsehen können, die auch die Politik hat. Denn, so Weiss: „Nur wer gut informiert ist, kann sich auch wertvoll beteiligen.“
(c) Franz Oss
Dazu müssten sich Städte vom bisherigen Planungs-Ansatz verabschieden, der im Fachjargon DeAD-Modell genannt wird. Das Kürzel steht für
und steht synonym für einen veralteten Planungsprozess der traditionell hierarchischen Entscheidungsfindung, als Gegenmodel zum kooperativen Modell. Weiss fasst dies so zusammen: „Hinterm Schreibtisch zu sitzen und Lösungen zu planen funktioniert heute nicht mehr – wir haben es oft mit komplexen Fragestellungen zu tun, die eine Akteursbeteiligung auf den Plan rufen.“
Im gemeinschaftlichen Planungsansatz gehe es darum, viele Sichtweisen einzubinden und die verschiedenen, vorhandenen Wissenskulturen zusammenzubringen um gemeinsam getragene Lösungen zu entwickeln. Dazu zählen:
Erst, wenn sämtliche Wissens-Nischen zu einem Projekt ausreichend beleuchtet und berücksichtigt wurden, könne ein Gemeinschaftswerk entstehen.
Die theoretischen Ausführungen wurden anhand des laufenden Innsbrucker Beteiligungsprojekts „COOLYMP“ für die Praxis veranschaulicht. Im Rahmen dieses Projekts soll der zurzeit beinah vollversiegelte DDr.-Alois-Lugger-Platz im Olympischen Dorf zu einem zeitgemäßen und klimafreundlichen Begegnungsraum nach den Wünschen und Bedürfnissen der Allgemeinheit umgestaltet werden. Sozusagen ein Freiluftwohnzimmer für die Bevölkerung im Olympischen Dorf mit einer hohen Aufenthaltsqualität.
Der Startschuss für das partizipative Projekt fiel vor mehr als einem einem Jahr, die Projektdauer ist – mitsamt Planung und Umsetzung – auf flotte zwei Jahre beschränkt. Der Ausgangspunkt für diese klimafitte Platzgestaltung war die Klimaanalyse 2022, die Innsbruck viele weitere Hitzehotspots und Extremwetterereignisse in der Stadt prognostiziert.
Die Auftaktveranstaltung im Feber 2023 wurde von 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern genutzt, um sich einzubringen. Zu den verwendeten Beteiligungsformaten gehörten beispielsweise:
Die Zwischen-Ergebnisse dieses Bürgerbeteiligungsprozesses sind eindrücklich.
Der Spatenstich für den neu gestalteten klimafitten Stadtteiltreff im olympischen Dorf soll im Frühjahr 2024 fallen. Wie erwähnt, soll das Projekt bis 2025 fertiggestellt sein. Eine umfassende Projektpräsentation findet sich hier.
Ein weiteres Themenfeld, bei dem Innsbruck nun auf mehr Bürgerbeteiligung setzen möchte, ist das Feiern im öffentlichen Raum. Als Stadt mit topographisch bedingt beschränktem Raum und zugleich hohem Studierendenanteil gab und gibt es immer wieder Bedürfniskonflikte in der Bevölkerung, was mittlerweile auch zu einem faktischen Clubsterben in der Tiroler Landeshauptstadt führte.
Es gilt, so Lukas Weiss, das Ruhebedürfnis der Einen und das Bedürfnis nach Mitgestaltung, Freiluftkultur und Spaß der Anderen auszubalancieren. Weiss schlägt dafür einen Diskurs im Rahmen eines Beteiligungsprozesses vor.
Ein Kernpunkt: Die proaktive Information aller Betroffenen im Vorfeld. Auch zuständige Behörden müssten mehr und besser untereinander kommunizieren. Im Zuge eines solchen Prozesses könne auch die Entwicklung einer Veranstaltungs-Beratung als niederschwelliges Service für die Szene stehen.
Alle diese Ansätze wurden Ende Jänner in der nacht:leben Konferenz in Innsbruck mit Vertreterinnen und Vertretern der Szene sowie der Stadtverantwortlichen breit diskutiert.
In Zeiten von Krisen ist es auch für Gemeinschaften essenziell, das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken und die Handlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Lukas Weiss, Referatsleiter für BürgerInnenbeteiligung und partizipative Stadtgestaltung der Stadt Innsbruck, betonte diese Bedeutung beim Stadtmarketing-Praxistag am 25. Januar 2024.
Dabei hob er hervor, wie wichtig es ist, die Lebensrealitäten der Menschen aktiv in die städtische Planung einzubeziehen, wie beim Projekt COOLYMP in Innsbruck, das im Detail präsentiert wurde.
Durch einen partizipativen Ansatz, der auf Mitreden, Mithelfen, Mitplanen, Mitbestimmen und Mitgestalten basiert, können konkrete Lösungen für aktuelle Herausforderungen gefunden werden. Dieser inklusive Prozess fördert nicht nur Resilienz und Zuversicht, sondern auch Engagement und Beteiligung, und trägt zur Schaffung gemeinsamer Zukunftsbilder in der Stadtentwicklung bei.
Wer noch mehr wissen will: Ein weiterer lesenswerter Blogbeitrag zum Thema Bürgerbeteiligung ist hier zu finden.
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