Lichtverschmutzung: Leuchten statt verschwenden – Herausforderungen und Lösungsansätze
06.07.2023
Wirtschaft
06.07.2023
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Lichtverschmutzung ist zu einem zunehmenden Problem geworden und erfordert dringendes Handeln. StadtplanerInnen und Gemeinden spielen eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung dieses Phänomens.
Durch die Umstellung auf nachhaltige Beleuchtungskonzepte, die Zusammenarbeit mit Fachleuten und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit können sie aktiv dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der Lichtverschmutzung zu minimieren.
Lichtverschmutzung ist ein Phänomen, das durch übermäßige oder schlecht gerichtete Beleuchtung entsteht und tiefgreifenden Auswirkungen auf Mensch, Tier und Ökosysteme sowie Folgen für die Astronomie hat, die am immer helleren Nachthimmel immer weniger sieht.
Städte sind dafür besonders anfällig aufgrund der hohen Konzentration von Lichtquellen, wie Straßenlaternen, Werbetafeln, Beleuchtung von Gebäuden und Fahrzeugen.
Nimmt die Luftverschmutzung zu, dann verschlimmert sich auch die Lichtverschmutzung. Bekannte Beispiele für lichtverschmutzte Orte sind etwa der Posttower in Berlin und der Uniqa Turm in Wien.
Es gibt drei Hauptarten von Lichtverschmutzung:
Die Auswirkungen von Lichtverschmutzung sind vielfältig. Sie reichen von der Beeinträchtigung der natürlichen Lebensrhythmen über die Störung der astronomischen Forschung bis hin zur Verschwendung von Energie und Ressourcen.
Kein anderer Wissenschaftszweig ist von der Lichtverschmutzung so stark betroffen wie die Astronomie. Kleinere Observatorien im Stadtgebiet wie die Oppolzer-Sternwarte in Innsbruck sind teilweise durch den urbanen Lichtsmog nutzlos geworden.
Die Himmelsaufhellung verringert die Qualität von astronomischen Bildern und macht die Erfassung schwacher Himmelsobjekte teilweise unmöglich. Zusätzlich verstellen Satelliten die Sicht.
Lichtverschmutzung verursacht Störungen in den natürlichen Rhythmen und beeinflusst das Verhalten sowie die Lebenszyklen von Tieren und Pflanzen. Die Zunahme der nächtlichen Beleuchtung wird zu einem Verlust an biologischer Vielfalt und möglichen Rückkopplungseffekten führen, einschließlich der Beeinträchtigung von Ökosystemleistungen wie der Bestäubung von Nutzpflanzen.
Tagaktive Tiere stört man durch das künstliche Licht in ihrer Ruhephase. Gleichzeitig sind nachtaktive Tiere betroffen, die in ihren Aktivitäten wie Nahrungssuche, Fortpflanzung und Migration stark von der natürlichen Dunkelheit abhängig sind. Etwa 70% aller Tierarten sind nachtaktiv.
Aber auch Pflanzen leiden unter den Auswirkungen der Lichtverschmutzung. Beispielsweise behalten Bäume oder Zweige ihr Laub länger als üblich, wenn man sie mit einer Straßenlampe anstrahlt. Frostschäden, Anfälligkeit für Krankheiten und eine Verkürzung der Lebensdauer können die Folge sein.
Eine übermäßige Belichtung mit künstlichem Licht in der Nacht kann den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stören und Reparaturmaßnahmen des Körpers hemmen.
Der menschliche Körper orientiert sich normalerweise an einem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, der durch die Ausschüttung bestimmter Hormone gesteuert wird.
Tagsüber wird vermehrt das Hormon Cortisol produziert, während in der Nacht die Produktion des Schlafhormons Melatonin ihren Höhepunkt erreicht.
Insbesondere kurzwelliges Licht, wie es beispielsweise von vielen LED-Lampen ausgestrahlt wird, fördert die Unterdrückung von Melatonin und kann zu einer verminderten Schlafqualität und einem höheren Risiko für u.a. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Depressionen führen.
Lichtverschmutzung führt zur unnötigen Verschwendung von Energie und Ressourcen. Ein beträchtlicher Teil des erzeugten Lichts wird in die Atmosphäre gestreut, anstatt dort zu leuchten, wo es benötigt wird. Dazu einige Daten:[ii]
Es wird geschätzt, dass EU-weit jährlich etwa fünf Milliarden kWh Energie bei der Straßenbeleuchtung verschwendet werden. In Österreich allein gehen jährlich rund 100 Millionen kWh verloren, was in etwa 15 Millionen Euro (bei einem angenommenen Preis von 0,15 Euro/kWh) oder 19.500 Tonnen CO2 entspricht.
Diese Zahlen beziehen sich nur auf die Straßenbeleuchtung und steigen deutlich an, wenn man die private und Werbebeleuchtung mit einbezieht.
Lichtverschmutzung ist zu einer globalen Herausforderung geworden. Gegenwärtig sind etwa 83% der Weltbevölkerung mit einem lichtverschmutzten Himmel konfrontiert. In den Regionen Europa und Nordamerika sind es sogar 99%. Städte sind aufgrund der hohen Konzentration von Lichtquellen besonders anfällig für Lichtverschmutzung.
Die Auswirkungen künstlicher Beleuchtung erstrecken sich jedoch weit über die unmittelbare Umgebung von urbanen Gebieten hinaus – die Lichtglocke großer Städte kann sich auf mehrere hundert Kilometer erstrecken. Das Licht von Wien kann bei optimalen Bedingungen noch in einer Entfernung von etwa 200 Kilometern gemessen werden.
In Österreich ist der Anblick des Nachthimmels bereits stark von Lichtverschmutzung betroffen. Im Durchschnitt können nur noch etwa 10% der Sterne gesehen werden, die in dünnbesiedelten Gebieten wie den Zentralalpen beobachtet werden können. Milchstraße, Sternschnuppen und Kometen sind nur noch abseits der städtischen Ballungszentren zu sehen.
Dennoch hat Österreich dank der besonderen geografischen Lage der Alpen das Privileg, in vielen Regionen den dunkelsten Himmel in Mittel- und Westeuropa zu bieten. Das macht Österreich einzigartig.
Besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Lichtverschmutzung in einem alarmierenden Tempo voranschreitet. Aus Satellitendaten geht hervor, dass sich das Streulicht in zehn Jahren teilweise verdoppelt hat. Aktuellere Untersuchungen deuten sogar darauf hin, dass die Verdopplung inzwischen alle 8 Jahre stattfindet.
Der Anstieg ist in Entwicklungsländern stärker, aber auch reiche Länder werden noch immer heller und heller. In Europa beträgt der Zuwachs rund 6% pro Jahr, untenstehende Grafik zeigt den stetigen Anstieg auch in Österreich.
Die Daten zur Messung der Lichtverschmutzung stammen vom Nasa-Satelliten „Suomi NPP“ und werden in der interaktiven Weltkarte der Lichtverschmutzung (Light Pollution Map) veröffentlicht.
Der an der Universität Wien tätige Astrophysiker Stefan Wallner weist allerdings darauf hin, dass es einen eigenen Satelliten braucht, der die Lichtverschmutzung tatsächlich messen kann:
„Der derzeit verwendete Satellit erkennt kein blaues Licht. Daten von oben durch Satelliten in Bezug auf Lichtverschmutzung sind daher nicht aussagekräftig.“
Die Erfassung und Analyse der Lichtverschmutzung erfordert zusätzliche Messsysteme, da Satellitendaten zwar einen allgemeinen Trend erkennen lassen, aber keine zuverlässigen Informationen liefern.
Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wurden unter anderem in Wien und Oberösterreich Lichtmessnetze ins Leben gerufen, die von der Technischen Universität Wien (Vienna Light Pollution Monitoring Network – VLPMN) und der Johannes Kepler Universität Linz (Lichtverschmutzungsmessnetz Oberösterreich – LiMON) betrieben werden.
Die Errichtung von Lichtmessnetzen hat das Ziel, die nächtliche Himmelsaufhellung zu quantifizieren. Durch eine kontinuierliche Erfassung und Analyse der Daten an verschiedenen Messstationen kann man Trends im Laufe der Zeit identifizieren. Die gewonnenen Informationen dienen als Grundlage für die Entwicklung und Umsetzung von wirksamen Maßnahmen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung.
Die Etablierung von Lichtmessnetzen ist zwar ein wichtiger Schritt zur Erfassung und Analyse der Lichtverschmutzung, jedoch besteht noch Raum für Verbesserungen.
Ein zentrales Problem liegt darin, dass die Messsysteme auf unterschiedlichen technischen Systemen basieren und daher nur bedingt miteinander vergleichbar sind. Dieses Problem betrifft allerdings nicht nur Österreich, sondern die gesamte Europäische Union.
Wir müssen Licht wie Luft behandeln. Für Luftverschmutzung gibt es ein umfassendes Messnetzwerk. Das fehlt für Licht noch, ist aber unerlässlich für Politik und Wissenschaft. EU-weit braucht es einen einheitlichen Messstandard. Selbst in Österreich, wo es in Oberösterreich und Wien zwei Lichtmessnetzwerke gibt, verwendet man unterschiedliche Systeme.
Stefan Wallner, Astrophysiker Universität Wien
Um belastbare Daten zur Lichtverschmutzung zu erhalten und eine effektive Bekämpfung dieses Problems zu ermöglichen, wird es in Zukunft notwendig sein, standardisierte Messsysteme einzuführen. Durch einheitliche technische Standards und Methoden könnte man die Messungen vereinheitlichen und die Vergleichbarkeit der Daten verbessern.
Anmerkung: Die aus der Astronomie stammende Einheit für die Himmelshelligkeit ist „Magnitude pro Quadratbogensekunde“ (mag/arcsec²). Der Anstieg um eine Magnitude entspricht dabei einer 2,5-fachen Intensitätserhöhung.
In Österreich gibt es derzeit noch kein bundesweit gültiges Lichtverschmutzungsgesetz. Um dennoch indirekt gegen Lichtverschmutzung vorzugehen, werden in Österreich Naturschutzgesetze auf Landesebene herangezogen. Darüber hinaus gibt es rechtlich nicht bindende Normen, die bestimmte Mindeststandards festlegen.
Die öffentliche Beleuchtung, insbesondere die Straßenbeleuchtung, wird derzeit in 28 europäischen Staaten gemäß der europäischen Normenreihe EN 13201 geplant. Diese Norm bietet jedoch nur begrenzt nutzbare Richtwerte für eine nachhaltige Beleuchtungsgestaltung, da sie auf zu hohen Helligkeitsstandards basiert. Als Folge davon kommt es zu einem übermäßigen Anstieg des Beleuchtungsniveaus.
Da keine generelle Verpflichtung zur Beleuchtung öffentlicher Straßen, Wege und Plätze besteht, gibt es für Kommunen Spielräume zur Anpassung der Lichtstärke nach Installation (niedrigere Sollwerte, Anpassung an nächtliches Verkehrsaufkommen).
Abweichungen von den Normwerten nach unten sind gerechtfertigt, da die Beleuchtungsklassen und Helligkeitsvorgaben dieser Norm in der Fachwelt umstritten sind.[iii]
Eine wichtige Grundlage im Hinblick auf die Lichtverschmutzung ist die ÖNORM O 1052, „Lichtimmissionen – Messung und Beurteilung“. Sie legt Grenzwerte fest und gibt Empfehlungen, um zweckdienliches Licht zu erzeugen und störende Auswirkungen von künstlicher Beleuchtung auf den menschlichen Lebensraum und die Umwelt zu minimieren.
Weiters sind folgende Normen und Richtlinien relevant:
Es besteht somit Bedarf auf gesetzlicher Ebene, um das Thema Lichtverschmutzung umfassend zu regeln. Eine Vorreiterrolle nimmt hier Oberösterreich ein, das als erstes österreichisches Bundesland ein Lichtverschmutzungsgesetz erlassen hat. Dieses Gesetz macht die Einhaltung der ÖNORM O 1052 verpflichtend.
Die kürzlich überholte ÖNORM zu Lichtimmissionen und das kommende Lichtverschmutzungsgesetz in Oberösterreich sind wichtige Schritte. Ein bundesweites Gesetz dazu wird dennoch notwendig sein, um den Natur- und Umweltschutz gegen künstliches Licht bei Nacht maximal anzuheben.
Stefan Wallner, Astrophysiker Universität Wien
Auf europäischer Ebene haben bereits 16 von 27 EU-Staaten direkte oder indirekte Gesetze gegen Lichtverschmutzung implementiert. Länder wie Slowenien und Frankreich verfügen bereits über spezifische Lichtverschmutzungsgesetze.
Darüber hinaus hat Tschechien während seiner EU-Ratspräsidentschaft das Thema Lichtverschmutzung auf die EU-Agenda gesetzt und die EU-Kommission aufgefordert, Maßnahmen zur Regulierung von Lichtverschmutzung auf europäischer Ebene zu ergreifen.
Im Bereich der Straßenbeleuchtung hat die EU-Verordnung Nr. 245/2009 einen bedeutenden Impuls gegeben, indem sie sukzessive ineffiziente Beleuchtungstechnologien wie Quecksilberdampf-Hochdrucklampen und Natriumdampf-Hochdruck-Plug-in-Lampen vom Markt nimmt.
Ein wichtiger Schritt wurde auch mit dem „Zero Pollution Action Plan“ im Rahmen des „Green Deal“ 2021 getan, der erstmals Lichtverschmutzung als Schadstoff anerkennt und weitere Untersuchungen zu diesem Thema fordert.
Um gegen Lichtverschmutzung anzugehen, werden fünf Grundprinzipien empfohlen:
In den letzten Jahren haben bereits einige Städte in Österreich erfolgreich auf LED-Beleuchtung umgerüstet. Ein Beispiel dafür ist Innsbruck, wo zusätzlich Sensoren eingesetzt werden, um die Beleuchtung entsprechend dem tatsächlichen Lichtbedarf anzupassen. Ein weiterer Meilenstein ist die geplante Umstellung der Außenbeleuchtung in ganz Wien auf LED bis zum Jahr 2026.
Im öffentlichen Sektor sowie im Tourismusbereich ist das Bewusstsein für Lichtverschmutzung bereits hoch, Verbesserungsbedarf besteht jedoch im privaten Bereich, insbesondere bei Sportplätzen, Einkaufs- und Gewerbezentren.
Die Umstellung der Straßenbeleuchtung wird teilweise durch private Haushalte, Werbe- und Industriebeleuchtung wieder zunichte gemacht, weshalb hier weiteres Engagement erforderlich ist, um eine umfassende Reduktion der Lichtverschmutzung zu erreichen.
Einen Scheinwerfer, der das Haus beleuchten soll, aber in Wirklichkeit am Haus vorbei in den Himmel leuchtet, kann man kilometerweit sehen.
Stefan Wallner, Astrophysiker Universität Wien
Grundsätzlich sind bei der Entwicklung von Beleuchtungskonzepten einige wichtige Aspekte zu berücksichtigen:
Denn je höher die Farbtemperatur (gemessen in Kelvin), desto bläulicher und greller wird das Licht. Gelb-, gold- oder orangefarbene LED-Beleuchtung ist empfehlenswert, da sie eine geringere Lichtglockenbildung und Aufhellung der Nächte bewirkt. Intensität: Eine möglichst geringe Lichtstärke (Lumen-Werte) und dimmbare Leuchtmittel sollten gewählt werden. Für größere Bodenflächen ist es effektiver, mehrere schwache Lichtquellen zu verwenden, anstatt eine einzelne sehr helle.
Künstliches Licht nur in dem Zeitraum, in dem es benötigt wird und nur dort, wo es sicherheitstechnisch notwendig ist und dann nur in der erforderlichen Intensität und Farbtemperatur.
Umfassende Informationen zur Aussenbeleuchtung finden Sie in der Broschüre „Österreichischer Leitfaden Außenbeleuchtung – Licht, das mehr nützt als stört“. Der Leitfaden wurde von den LandesumweltreferentInnen aller Bundesländer beschlossen und dient als Hilfestellung für die Planung einer umweltfreundlichen Außenbeleuchtung.
Bei festlicher Beleuchtung und Lichtinszenierungen sollte man im Hinblick auf Lichtverschmutzung darauf achten, dass man sie so sparsam und gezielt wie möglich einsetzt. Einen ausführlichen Leitfaden entwickelte man im Rahmen des Projekts „Festive Light Code“ vom Beleuchtungsspezialisten MK Illumination in Kooperation mit der Tiroler Umweltanwaltschaft.
Der Code bietet also klare Richtlinien und Anleitungen, wie man Lichtverschmutzung einfach reduzieren kann und gleichzeitig die Qualität der festlichen Beleuchtung erhalten bleibt. Es geht dabei vor allem darum, die richtige Lichtmenge und richtige Art von Licht einzusetzen, wo und wann man es braucht.
Klaus Mark, CEO von MK Illumination sagt dazu: „Wir von MK Illumination versuchen, uns in der Planung von neuen Lichtkonzepten für unsere KundInnen an diesem Light Code zu orientieren und diesen möglichst einzuhalten, auch wenn das sicherlich einer längeren zeitlichen Übergangsphase bedarf.
Gemeinsam mit unseren KundInnen können wir dafür Sorge tragen, dass sich Menschen an unseren Lichtinszenierungen erfreuen und Tiere und Pflanzen keinen negativen Einflüssen ausgesetzt sind.“
Der Leitfaden steht auf der Website von MK Illumination zum Download zur Verfügung, bei Fragen steht dafür Frank Delazer zur Verfügung.
Weiters finden Sie auf der Website der Paten der Nacht Empfehlungen zur optimalen Gestaltung von Weihnachtsbeleuchtung: Empfehlung Weihnachtsbeleuchtung versus Lichtverschmutzung.
Die Stadtplanung kann in verschiedenen Bereichen Einfluss auf die Reduktion der Lichtverschmutzung nehmen:
Schutzzonen und Nachtlandschaftsschutzgebiete sind zwei Ansätze zur Bewahrung der Dunkelheit und zur Reduzierung der Lichtverschmutzung.
Obwohl ihr Ziel ähnlich ist, unterscheiden sie sich in ihrem Anwendungsbereich und den spezifischen Schutzmaßnahmen.
Schutzzonen sind definierte Gebiete, in denen Maßnahmen ergriffen werden, um dann die Auswirkungen der Lichtverschmutzung zu minimieren.
Beispiele für Schutzzonen in Österreich sind der Nationalpark Gesäuse in der Steiermark und der Nationalpark Hohe Tauern in Salzburg und Kärnten. In diesen Gebieten gibt es spezielle Richtlinien und Vorschriften für die Beleuchtung, um die Lichtverschmutzung zu reduzieren und die natürliche Umgebung zu schützen.
Nachtlandschaftsschutzgebiete hingegen sind speziell ausgewiesene Gebiete, in denen der Schutz der Dunkelheit und des sternenklaren Himmels im Vordergrund steht.
Die Zertifizierungen werden von Organisationen wie der International Dark-Sky Association (IDA) oder der UNESCO Starlight Initiative vergeben.
In vielen Ländern wie beispielsweise Deutschland, Großbritannien und Ungarn gibt es bereits seit einigen Jahren Gebiete, in denen man den Nachthimmel eigens schützt.
Der erste zertifizierte Sternenpark in Österreich ist die Region Attersee-Traunsee. Die „International Dark Sky Association“ hat ein über hundert Quadratkilometer großes Gebiet zwischen den beiden Seen zum „Dark Sky Park“ erklärt.
Weitere Sternenparks sind unter anderem beispielsweise geplant im Wildnisgebiet Dürrenstein, im Nationalpark Kalkalpen, sowie im neuen Nationalpark Gesäuse. Die Gemeinde Großmugl in den Leiserbergen hat sich 2010 zur „Sternenlichtoase“ erklärt („Großmugl an der Milchstraße“), das Verfahren der Anerkennung durch die UNESCO läuft derzeit noch.
Der Begriff „Musternachbarschaften“ bezeichnet regionale Initiativen, bei denen Gemeinden oder Stadtviertel gemeinsam Maßnahmen ergreifen, um dann bestimmte Standards und Richtlinien für die Beleuchtung zu setzen und bewusstere Beleuchtungspraktiken zu fördern.
Eine Musternachbarschaft kann auch aus verschiedenen Wohngebieten, Gewerbegebieten oder öffentlichen Einrichtungen bestehen. Durch den Austausch von Informationen, das Teilen bewährter Praktiken und die gemeinsame Umsetzung von Projekten können Musternachbarschaften einen effektiven Ansatz zur Bekämpfung der Lichtverschmutzung darstellen.
Im Rahmen des Projekts Dark Sky arbeitet derzeit der UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau intensiv mit Gemeinden, Unternehmen und Interessensgruppen des Lungaus zusammen, um beispielsweise Maßnahmen zur Anpassung der Straßenbeleuchtung und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit umzusetzen.
Bei monatlichen Sternenwanderungen erklärt etwa Dark Sky-Botschafter Othmar Ortner den TeilnehmerInnen, welche Möglichkeiten es daher für jeden einzelnen es gibt, um die Lichtverschmutzung möglichst gering zu halten. Ziel dieser Anstrengungen ist es, die Auszeichnung „IDA Dark Sky Gebiet“ zu erhalten.
Öffentlichkeitsarbeit und Sensibilisierungskampagnen können das Bewusstsein für die Auswirkungen von Lichtverschmutzung schärfen und BürgerInnen, Unternehmen und Organisationen dazu ermutigen, aktiv zur Lösung beizutragen.
Helle Not ist eine Initiative der Tiroler Umweltanwaltschaft, die sich mit Lichtverschmutzung bzw. den vielfältigen Auswirkungen künstlicher Beleuchtung in der Nacht auseinandersetzt. Die Wanderausstellung steht daher interessierten Gemeinden zur Verfügung und bietet Informationen zu Auswirkungen und Ursachen der Lichtverschmutzung sowie Möglichkeiten zur Eindämmung.
Die Hauptbotschaft lautet: Kunstlicht soll man sorgsam einsetzen, das heißt unter anderem nur zu den Zeiten und in den Intensitäten zur Verfügung stellen, in welchen man es benötigt. Begleitend zur Ausstellung wurde vom Verein natopia ein Umweltbildungs-Programm für SchülerInnen ausgearbeitet und bietet damit die Möglichkeit, die Ausstellung im Rahmen des Unterrichts zu nutzen.
Die Earth Night ist eine Aktion von den „Paten der Nacht“, die sich beispielsweise in Deutschland und Österreich für die Eindämmung der Lichtverschmutzung einsetzen. Die Aktion fordert dazu auf, ab Einbruch der Dunkelheit für eine ganze Nacht das Licht auszuschalten oder zumindest stark zu reduzieren.
Jeder, sei es BürgerIn, Unternehmen oder Gemeinden, kann an dieser Aktion teilnehmen. Die nächste Earth Night findet am 15. September 2023 statt, und bereits 30 österreichische Gemeinden haben sich für die Teilnahme angemeldet.
Die Schaffung von Schutzzonen, die Integration nachhaltiger Beleuchtungskonzepte und die Förderung bewusster Beleuchtungspraktiken sind beispielsweise wesentliche Schritte, um die Lichtverschmutzung einzudämmen.
Indem wir uns dieser Herausforderung stellen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, können wir dazu beitragen, den nächtlichen Himmel für kommende Generationen zu bewahren und eine lebenswerte Umgebung zu schaffen, die im Einklang mit Natur und Nachhaltigkeit steht.
[i] Das menschliche Auge; Talos, colorized by Jakov – copied from German Wikipedia – CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3321021
[ii] Österreichischer Leitfaden Außenbeleuchtung. (2018). Land Oberösterreich. Abgerufen 4. Juli 2023, von https://www.ooe-umweltanwaltschaft.at/Mediendateien/Leitfaden.pdf
[iii] Empfehlungen zur Straßenbeleuchtung bzgl. Lichtverschmutzung. (2020). Paten der Nacht. https://www.paten-der-nacht.de/strassenbeleuchtung/
Titelbild: „Helle Not“ – die Schattenseiten des Lichts, Foto: Friedrich Böhringer
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