Leben am Wasser: Potenziale für Städte
04.05.2022
Gesellschaft
04.05.2022
Gesellschaft
Wasser in der Stadt sorgt für eine hohe Lebensqualität: Vor allem in den immer heißer werdenden Sommern sind Flüsse, Teiche oder künstlich geschaffene Wasserquellen ein Besuchermagnet und eine vielseitige Bereicherung für die Bewohner einer Stadt. Leben am Wasser – Dieses Potenzial gilt es zu nutzen.
Uferkanten in Städten haben eine besonders hohe Anziehungskraft. Auch bei uns in Steyr, wo die beiden Flüsse Steyr und Enns zusammenfließen, ist das Wasser der erste Ort, zu dem es Einheimische beim Flanieren aber auch Besucher hinzieht.
Uferpromenanden, Stadtstrände, Brücken, Stege oder Bootsanlegestellen locken wie magisch Menschen jeden Alters an. Historisch gesehen haben Flüsse als Verkehrswege den Städten Wohlstand gebracht. Auch heute lässt sich die Besonderheit von „Wasserstädten“ gezielt für Tourismus und Einheimische – und somit für das Stadtmarketing – nutzen.
Wasserflächen werden künftig vor allem durch die Brisanz des Klimawandels und urbaner Hitzeinseln immer mehr von Bedeutung sein. Gewässer haben einen kühlenden Effekt auf die unmittelbare Umgebung.
Ähnlich wie Pflanzen modifizieren sie stadtklimatische Energieflüsse, die in Summe zu einer geringeren Lufttemperatur führen können.
Der Einsatz von Wasser stellt – neben anderen Maßnahmen wie etwa einer umfangreichen Begrünung von Flächen, Fassaden und Dächern – eine besonders wichtige und wirksame Maßnahme gegen die übermäßige Hitzeentwicklung dar. Gezielte Schritte, um Plätze in der Stadt zu kühlen, kommen zur Steigerung unserer Lebensqualität zum Einsatz.
Während die Vorteile von Wasser in der Stadt im Sommer sicherlich klar überwiegen, lassen sich auch im Winter Wasserflächen nützen. Wie etwa zum Eislaufen auf stehenden Gewässern oder auch, um kulturelle Veranstaltungen oder Adventmärkte in einen idyllischen Rahmen zu betten.
So wird beispielsweise der Advent in St. Wolfgang wirksam mit am Wasser treibenden, leuchtenden Sternen und einer übergroßen Laterne einmalig in Szene gesetzt.
Wasser wirkt ausgleichend und beruhigend auf das Wohlbefinden. So können wir beispielsweise zwischendurch in der Mittagspause oder in der Freizeit Erholung am Flussufer finden.
Uferzonen lassen sich durch bauliche Maßnahmen als konsumfreie Zonen attraktiv gestalten. Etwa durch Geländer, Stufen sowie Sitz- und Liegeflächen, die den Aufenthalt am Wasser zum wohltuenden Erlebnis machen und auch optisch das Stadtbild bereichern.
Ein anschauliches Gesamtbeispiel hierfür ist die Donaukanal Partitur in Wien, die von der Architektin Gabu Heindl geplant wurde, um den Donaukanal langfristig als hochwertigen öffentlichen Naherholungsraum zu sichern.
Das Konzept unterstützt die Entwicklung des Donaukanal-Raums als bevorzugt nicht-kommerziellen Erholungsraum.
Quelle und weitere Informationen: https://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/e000012.pdf
Weil Wasser gerade in großen Städten immer mehr ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität wird, haben viele internationale Metropolen schon ihre eigenen Stadtstrände errichtet. Darunter sind Paris, Amsterdam, Wien, Nürnberg oder Brüssel. An den Stadtstränden pulsiert das Leben im Sommer unter anderem durch Musik, Gastronomie oder auch durch Sportangebote.
Wasser lässt sich schließlich auf unterschiedliche Weise für sportliche Aktivitäten nutzen. Neben Schwimmen bietet sich Segeln, Stand up Paddling oder sogar Surfen an.
Surfen kann selbst in Städten, die nicht am Meeresufer gelegen sind, ermöglicht werden. Auf einer künstlich geschaffenen stehenden Welle wird mitunter schon mitten im Zentrum auf relativ kleinem Raum gesurft. Obwohl sich in den letzten beiden Jahrzehnten zahlreiche Initiativen zum Ziel gesetzt haben, eine Flusswelle zu errichten, konnten tatsächlich nur vereinzelt solche Anlagen realisiert werden. Neben den hohen Kosten scheitern die Projekte auch immer wieder an den langen Behördenverfahren.
Ein Vorzeigeprojekt, das bereits umgesetzt wurde, ist in Ebensee zu finden. Unter dem Namen „The River Wave“ kann man ganzjährig auf Europas größter, künstlicher Flusswelle auf einer zehn Meter breiten und bis zu eineinhalb Meter hohen Welle reiten.
Mittels hydraulisch beweglichen Stahlklappen beschert The River Wave so das ganze Jahr über perfekte Surfbedingungen – fernab jeder Küste. Kurse für das Riversurfen können auch direkt vor Ort gebucht werden. Eine schwere Empfehlung auch für Rookies!
Auch in Steyr bemühen wir uns seit Jahren mit dem Verein „Flusswelle Steyr“, eine stehende Welle zu realisieren. Selbst in einer Stadt mit zwei Flüssen stoßt man immer wieder auf Grenzen. Bei der Standortsuche gilt es einerseits technische Parameter wie Infrastruktur, Sicherheit, Zugänglichkeit in der Bauphase oder ökologische Restriktionen, aber auch die Eignung als Surfspot an sich zu berücksichtigen.
Die Bandbreite an Themen, mit der man sich bei einem Projekt dieser Größenordung auseinandersetzen muss, reicht von Laichschongebiet bis hin zu Wartungsintensität – ganz abgesehen von Haftung und Finanzierung.
Mit einem aktuellen Konzept eines privaten Investors hat sich nun allerdings wieder eine Möglichkeit eröffnet, diesen langersehnten Traum zu realisieren. Direkt im Zentrum neben der Fachhochschule soll ein kleines Wasserkraftwerk für die eigene Stromversorgung errichtet werden, das auch zum Betrieb der Welle genützt werden könnte.
In Zürich errichtete man seit Beginn des letzten Jahrhunderts bereits mehrere Flussbäder an der Limmat. Das Flussbad Untere Lätten hat man bereits 1909 erbaut und ist somit das älteste Flussbad der Stadt. Es liegt nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt.
Im fließenden Wasser kann man sich, bei freiem Eintritt, entweder im Schwimmkanal flussabwärts treiben lassen oder ganz sportlich gegen die Strömung schwimmen. Neben Einrichtungen wie einem Nichtschwimmerbecken, Sprungtürmen, Beach-Volleyball- Plätzen und einem 400 Meter langen Schwimmkanal sind die beiden Bäder ein beliebter Treffpunkt mitten in der Stadt.
Das Islands Brygge Havnebad bietet direkt in der dänischen Hauptstadt Freibadstimmung für Besucher. Hier können Wasserratten jeden Alters direkt vor der „Skyline“ Kopenhagens Sommer wie Winter das Wasser genießen. Das Hafenbad Islands Brygge wurde durch neue Anlagen, die auch das Schwimmen im Winter ermöglichen, sowie durch Saunen, erweitert.
Vor den Schwimmbecken mit seinen drei Springtürmen befindet sich auch eine Rasenfläche, auf der sich Menschen zum Picknick, zum Ausruhen und Plaudern oder gar bis in die späten Abendstunden zum Feiern treffen.
Tatsächlich birgt das Leben am Wasser aber auch Gefahren und Risiken. Die Stadt Steyr ist nicht nur für das unverwechselbare historische Zentrum bekannt, sondern auch für die wiederkehrenden Hochwasser.
Die Bevölkerung hat im Lauf der Zeit gelernt damit umzugehen. Speziell seit dem letzten Jahrhunderthochwasser 2002 hat man sehr viel in den Hochwasserschutz investiert. Mit einem Entlastungsgerinne in der Steyrer Au schaffte man neben einem äußerst wirksamen Instrument eine Naherhohlungszone mit herrlichen Badeplätzen, die die Bevölkerung überaus schätzt.
Bei allen Maßnahmen und Genehmigungsverfahren ist eine exakte Analyse der Hochwasserabflussbereiche, ökologischen Gegebenheiten und eine fundierte Expertise in Fluss- und Tiefbau erforderlich.
Durch die immer heißer werdenden Sommer und die große Anziehungskraft von Wasser haben Städte an Flussufern oder Seen ein enormes Potenzial. Ob konsumfreie Zonen mit einladenden Sitz- und Liegeflächen, Gastronomie oder Kultur- oder Sportangebote: Die Nutzungsmöglichkeiten von Plätzen am Wasser sind von unschätzbarem Wert.
Für bauliche Maßnahmen wie genehmigte Grillplätze oder Wassersportanlagen braucht es einen engen Austausch mit der Behörde, um Umweltschutz und Hochwasserabflussbereiche ausreichend zu berücksichtigen. Das kann mitunter zu langwierigen Wasserrechtsverfahren führen und es ist mit einer entsprechenden Vorlaufzeit zu rechnen. In Anbetracht der Potenziale sollten Entscheidungsträger in Städten diese Anstrengung dennoch auf sich nehmen.
Fotocredit Titelbild: Julia Ludwig
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