Was bringen Kundenkarten für die Stadt?

28.11.2017
Wirtschaft

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Bringen Kundenkarten für Städte und Gemeinden wirklich Vorteile? Wir haben uns drei Beispiele in der Praxis angesehen.

Fünf Karten für fünf Supermärkte, eine für den Baumarkt, eine oder zwei für die Drogeriemarktketten, eine für den Optiker und eine für das Tiergeschäft. Wer von uns hat noch nicht völlig entnervt die Geldbörse geleert und sich des Ballastes, der sich in Plastikkartenform in den Fächern angesammelt hat, entledigt?
„Wozu das Ganze?“, fragt man sich, wenn die Vorteile für einen selbst als Kunden oft zu marginal sind, als dass man sich den geldtascheninternen Verwaltungsaufwand mit den Plastik-Identitäten selbst antut.

Bonuskarten für Städte und Gemeinden können – mit einem durchdachten Marketingsystem – sich hier durchaus von der großen Masse der Kundenkarten von Handelsketten und Konzernen abheben. Schließlich vereinen sie die Vorteile vieler Handelsbetriebe direkt aus der Region auf nur einer Karte. Dadurch ergeben sich viele Synergien, die dem Kunden und dem Handel zugute kommen.

 

Beispiel 1: Baden Bonus Card

Kundenkarten für die Stadt
Carmen Jeitler-Cincelli (Mitte) präsentiert die neue Baden Card. © Stadtmarketing Baden

In Baden bei Wien etwa hat man ein Bonuskartensystem bereits vor mehreren Jahren umgesetzt. „Derzeit nehmen etwa 30 Betriebe aus Baden an dem Programm teil“, berichtet Carmen Jeitler-Cincelli. „Das System hat sich so gut etabliert, dass wir vor kurzem die gesamte Technologie modernisiert und auf kontaktlose Datenübertragung umgestellt haben.“

Das Prinzip ist einfach erklärt. Jeder teilnehmende Betrieb bietet dem/der Badencard-BesitzerIn bei jedem Einkauf einen Rabatt von ca. zwei bis drei Prozent. Der wird beim Bezahlen direkt auf die Karte aufgebucht und beim nächsten Einkauf in einem der Partnergeschäfte eingelöst.

Der Nachlass wird also bewusst nicht beim aktuellen Einkauf von der Summe abgezogen, sondern immer für den nächsten Einkauf gutgeschrieben. Wiederkommen macht also Sinn!

Als Geburtstagsgeschenk bekommt jede/r KartenbesitzerIn gleich zehn Prozent auf die Karte aufgebucht. Was zum baldigen City-Shopping regelrecht verführt.

Dabei gäbe es KundInnen, die ihre Rabatte in kurzen Abständen einlösen würden. Während andere die Bonuspunkte längerfristig für etwas Besonderes „sparen“. „Die Leute sind sehr erpicht darauf, dass die Punkte nachgebucht werden“, sagt Jeitler-Cincelli. „Sie erkundigen sich auch aktiv nach dem aktuellen Stand und wann sie sich was dafür leisten können.“

Derzeit sind etwa 5.000 Karten im Umlauf, wobei die InhaberInnen zum Teil sogar in Wien wohnen, aber ab und an in Baden einkaufen. „Unser Shopmix kommt sehr gut an. Bei unseren Handelsbetrieben ist wirklich für jeden Geschmack und Wunsch etwas dabei“, so Jeitler-Cincelli.

Bewerbung

Kundenkarten für die StadtDie Angebote der Shops werden im Rahmen des Bonuscard-Marketingpakets unterschiedlich beworben. Einmal pro Monat wird ein Newsletter mit den Angeboten des Monats verschickt, im Dezember nehmen 24 der 30 Betriebe an einem „Adventkalender“ teil. Dabei lockt jeden Tag ein anderes kleines Geschenk wie zum Beispiel ein Glas Punsch, Weihnachtskekse oder ein kleines Geschenk.

Kundenkarten für die StadtIm Stadtmagazin „Baden Passion“ sind regelmäßig Berichte über die aktuellen Angebote für Bonuscard-BesitzerInnen, wie zum Beispiel Geschenketipps für Weihnachten, reserviert. „Die Betriebe haben dafür keine weiteren Kosten oder Extraaufwand für das Marketing“, sagt Jeitler-Cincelli. „Alle Services und Kosten sind mit der Mitgliedschaft in unserem Stadtmarketing abgedeckt. Wir sind für die Betriebe also wie eine ausgelagerte Marketingabteilung, für die sich die Unternehmen die Kosten teilen.“

Der große Vorteil für die Unternehmen selbst ist freilich auch der Bezug der Nutzerdaten aus dem Bonusprogramm: „Jeder kann – mit Maß und Ziel – die KundInnen auch für eigene Werbezwecke kontaktieren“, sagt Jeitler-Cincelli.

Im nächsten Schritt will man die Services ausweiten. „Wir denken an, dass künftig jede/r neue BürgerIn von Baden automatisch eine Bonuscard erhält, und dass mit der Karte zusätzliche Leistungen in Anspruch genommen werden können. Zum Beispiel der Zugang zum Bauhof, zum Strandbad oder zur Therme“.

Die Kosten des gesamten Projekts beziffert Jeitler-Cincelli mit „einigen Zehntausend Euro“. Das Resüme: „Für uns war es das jedenfalls Wert, denn wir konnten seit der Einführung der Karte in Kombination mit den anderen Marketingaktivitäten stetig Umsatzzuwächse verbuchen.“

 

Beispiel 2: City Bonus Villach

Kundenkarten für die Stadt
In Villach kann man mit der Bonuscard Punkte zum Gratisparken sammeln.© Stadtmarketing Villach GmbH

In Villach hat man diesen Schritt bereits getan. City Bonus, das Vorteilsprogramm der Villacher City Shops, läuft mittlerweile zehn Jahre und ist nach wie vor ein Erfolg. Gemeinsam mit dem Stadtmarketing Villach haben sich fast 100 Innenstadt-Kaufleute etwas ganz Besonderes einfallen lassen.
Mehr als 17.000 KundInnen können mit der Bonus-Karte bei jedem der 45 Parkautomaten der Stadt Villach und bei zwei privaten Parkflächen ihre Punkte einlösen.

Das Prinzip: Pro Euro Umsatz wird ein Punkt gut geschrieben. Mit 50 Punkten parkt man somit bereits 50 Minuten kostenlos. Weiters können die Punkte auch in Villach in Gutscheine, Bustickets oder weitere Bonusprämien umgetauscht werden.  

 „Mit diesem Kundenbindungsprogramm wurden seit der Einführung bereits mehr als 130.000 Stunden verparkt und 250.000 Euro in Gutscheine umgetauscht. Die Karten wurden mehr als 770.000 mal verwendet“, resümiert Ines Wigisser vom Stadtmarketing Villach.

Dazu passend gibt es die „Villach City App“ – die nicht nur alle Shops und Kontakte, Veranstaltungen, Mittagsmenüs der Gastronomie oder eine Einkaufsliste anbietet, sondern auch direkt zum Aufbuchen der City Bonus-Punkte zur Verfügung steht.

 

Beispiel 3: Bonuscard Gänserndorf

Kundenkarten für die StadtIn der Stadtgemeinde Gänserndorf nehmen derzeit ebenso etwa 15 Betriebe im Stadtkern am Bonuskartenprogramm teil.

Ebenso wie in Baden und Villach gibt es bei der Stadt im Weinviertel einerseits die Bonuskarten und andererseits Gutscheinkarten, die man als Geschenk zu verschiedenen Werten kaufen kann. „Diese Karten werden zum Beispiel auch gerne von Betrieben an ihre MitarbeiterInnen verschenkt“, sagt Franziska Berthold, stellvertretende Obfrau des Vereins Werbeteam Gänserndorf.

Auch bei der Bonuscard werden die Rabatte jeweils für den nächsten Einkauf wieder aufgebucht. „Wir haben durchaus KundInnen, die sich auf diese Weise bis zu Hundert Euro pro Jahr zusammensparen“, sagt Berthold. Etwa 4.000 Karten sind derzeit vergeben, wobei etwa 60 Prozent der InhaberInnen aus der Stadt Gänserndorf selbst stammen und 40 Prozent aus dem Umland im Bezirk Gänserndorf.

Zunehmend junges Klientel

„Über diesen Erfolg sind wir im Vergleich zu anderen Kartenangeboten sehr stolz“, sagt Berthold. Besonders freut man sich über das zunehmend junge Klientel. „Dabei handelt es sich um junge Menschen, die sich bewusst für diesen Wohnort entschieden haben. Und die Region auch unterstützen wollen“, sagt Berthold.

Dieser Aspekt wird auch in den Werbeaktivitäten wie etwa dem quartalsweisen Newsletter immer wieder hervorgehoben. „Die KarteninhaberInnen wissen, dass sie mit dem Genuss ihrer Vorteile auch aktiv unsere Region unterstützen.“

Jedes Geschäft bietet einen Rabatt zwischen einem halben bis fünf Prozent an. An besonderen Tagen, wie etwa dem Latenightshopping, das zweimal im Jahr stattfindet, wird die doppelte Anzahl an Punkten aufgebucht.

Die Kosten für das System beliefen sich für Gänserndorf auf 33.000 Euro für 20 teilnehmende Betriebe. Davon fördert NAFES 33 Prozent. Die restlichen Kosten wurden unter den teilnehmenden Betrieben und der Stadtgemeinde aufgeteilt, wobei jeder Betrieb laufend einen monatlichen Beitrag von 28 Euro zahlt. Franziska Berthold: „Bis auf die wenigen Betriebe, die in den letzten Jahren wieder schließen mussten, sind auch heute noch alle Geschäfte der ersten Stunde dabei.“

 

Fazit: Was bringen Kundenkarten für die Stadt?

Bonuskarten für die Stadt bringen Synergien bei gemeinsamen Marketingaktivitäten und bieten KundInnen Vorteile für viele Geschäfte auf nur einer Karte.
Gemeinsam mit begleitenden Marketingaktivitäten wie Newsletter, Shopping-Nights mit Spezialrabatten, Geburtstagsaktionen, einer attraktiven Webseite, auf der die aktuellen Angebote übersichtlich präsentiert werden uvm., können sie merkbar zur Stärkung der ansässigen Betriebe beitragen und deren Umsatz steigern.

Maßgeblich ist auch, dass die MitarbeiterInnen der Unternehmen aktiv auf die Nutzung der Bonuskarten hinweisen und die Rabatte tatsächlich aufbuchen. Der Trend geht in Richtung „Bonuskarte und Bürgerkarte“. Immer mehr Services der Stadt/Gemeinde sollen mit der Bonuskarte genutzt werden können.

 

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