Die 8 größten Fehler der Kulturstrategie

20.02.2018
Kultur

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Eine gute Kulturstrategie bringt einer Stadt viele Vorteile für die Zuwanderung und den Tourismus. Doch der Stellenwert wird oft unterschätzt. Wir haben mit dem Kulturexperten Mag. Thomas Randisek vom Dachverband der Salzburger Kulturstätten darüber gesprochen, welche Fehler zu vermeiden sind, um das kulturelle Potenzial der Stadt zu entfalten und zu nützen.

 

1. Fehlende Wertigkeit

Bild: SN/ROBERT RATZER Thomas Randisek Kultur Salzburg

Der Gewinn eines guten Angebots an zeitgenössischer Kultur für die Stadt wird meistens nicht gesehen. In Wahrheit aber kann es die Attraktivität einer Stadt maßgeblich steigern.

Auch in ländlichen Regionen, in denen man zeitgenössische Kultur vorerst nicht erwarten würde, braucht sie einen Stellenwert. Schließlich urlauben dort meistens Menschen, die aus Großstädten kommen und es gewöhnt sind, ein Angebot von zeitgenössischer Kultur in Anspruch zu nehmen.

Ebenso profitieren die BürgerInnen selbst. Denn zu einer lebenswerten Stadt gehört nicht nur ein Arbeitsplatz und ein soziales Umfeld, sondern auch ein niveauvolles Angebot für Bildung und Freizeitgestaltung.

 

2. Die Kulturstrategie nicht mitdenken

Über lange Zeit wurde die Kulturszene in der gesamten Stadtentwicklung nicht mitgedacht. „Erst ab der Jahrtausendwende begannen Städte und Gemeinden, Kulturleitbilder zu entwickeln“, beobachtet Thomas Randisek.

Doch auch diese Entwicklung ginge nur langsam voran, sagt der Experte. „Erst wer ein Kulturleitbild entwickelt und dieses ernsthaft in den Stadtentwicklungsprozess einbindet, hat den ersten Schritt getan, um Kultur auf ein neues Level zu bringen.“

 

3. Es bleibt bei einzelnen Events

Das Fehlen einer Positionierung und Gesamtstrategie führt oft dazu, dass keine oder lediglich einzelne Veranstaltungen über die Bühne gebracht werden. Doch auch das Kulturangebot einer Stadt braucht eine klare Positionierung und Kontinuität.

„Wenn es in einer Stadt bisher noch kein zeitgenössisches Kulturangebot gab und man sich entschließt, eine Veranstaltung abzuhalten, braucht es seine Zeit, bis die Menschen das neue Angebot kennenlernen und annehmen“, sagt Randisek. Mit einmal ist es lange nicht getan. Es braucht einen kulturellen Jahresplan und eine mittelfristige Strategie für die kommenden drei bis fünf Jahre.

 

4. Kulturangebot wird an den Rand gedrängt

Als vermeintliche Win-Win-Situation wird oft geglaubt, dass zeitgenössische Kunst und Kultur ihren besten Platz an sozialen Brennpunkten hat. Ob das nun ein Bahnhofsvorplatz ist oder ein Problembezirk. Ein Fehler: Denn damit wird die Kultur als Mittel zum Zweck gesehen, um soziale Probleme zu lösen. Nicht aber als qualitatives Angebot, das für sich alleine steht.

 

5. Zu viel unbezahlte Arbeit

Aufgrund von fehlenden Budgets können kulturelle Veranstaltungen oft nur durch ehrenamtliche Arbeit umgesetzt werden. Doch diese ehrenamtliche Arbeit bringt viele Probleme mit sich. Sie ist sehr stark an die handelnden Personen gebunden, und es gibt keine wirkliche Verbindlichkeit.

Was also passiert, wenn sich die Lebensumstände dieser Personen ändern? Diese zum Beispiel Familien gründen oder in Pension gehen und sich dieser Aufgabe nicht mehr widmen können und wollen? Wie schnell findet man dann einen geeigneten Nachfolger, der nicht nur bereit ist, einen Großteil seiner Zeit für das kulturelle Engagement aufzubringen, sondern auch entsprechende Kontakte hat?

Ein großes Problem des Ehrenamtes ist auch die fehlende Professionalisierung. Auch Kulturmanagement will gelernt sein!

 

6. Strukturen fehlen

Personelle Strukturen sind also in den meisten Fällen kaum vorhanden. „Gerade in ländlichen Städten und Gemeinden braucht es einen großen Schub an Professionalität“, sagt Thomas Randisek weiter. „Kulturelle Arbeit muss entsprechend bezahlt und abgesichert werden.“

Dazu muss es entsprechende Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten geben. Das Potenzial für neue Arbeitsplätze muss auch auf politischer Ebene als Wert für die Region gesehen werden. Stellt man das Kulturmanagement auf ein professionelles Fundament, müssen dabei auch Fragen beantwortet werden wie „Wie kann man eine Stelle geregelt an einen Nachfolger übergeben? Welche Fristen muss es dafür geben?“

Manche Städte wie zum Beispiel in Salzburg Seekirchen und Saalfelden haben in ein zeitgenössisches Kulturhaus investiert. „Andere Gemeinden haben versucht, ein Netzwerk aus mehreren Kulturvereinen zu stellen, was bis jetzt allerdings nicht den gewünschten Effekt gebracht hat“, so Randisek.

Die meisten verzichten bis heute gänzlich darauf, einen eigenen Ort für die zeitgenössische Kultur zu etablieren. Tipp: Auch Leerstände können hervorragend für kulturelle Angebote genutzt werden!

 

7. Keine mittelfristige Planung

Ziele sind bei der Errichtung von Strukturen ein wesentlicher Faktor. Wer sich fragt, wohin sich das Kulturangebot in den nächsten drei Jahren entwickeln soll, kann agieren und die entsprechenden Ressourcen dafür schaffen und Strukturen aufbauen.

 

8. Fehlende Budgets

All diese Fehler in der Kulturstrategie wirken sich freilich auch auf die Chancen aus, Förderungen zu lukrieren. Und hier schließt sich der Kreis: So fordert der Verein der Salzburger Kulturstätten ein „klares Bekenntnis der Politik zur Produktion von zeitgenössischer Kunst und Kultur“ das mit einschließt, dass „die Grundversorgung zeitgenössischer Kultur langfristig strukturell gewährleistet wird.“

Dazu wiederum sind Städte und Gemeinden gefragt, politischen Willen zu zeigen und der zeitgenössischen Kultur den Stellenwert zu geben, den sie für eine Professionalisierung braucht.

 

 

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