Grünflächen und Parks – Trends, Entwicklungen und neue Ideen
30.04.2019
Architektur
30.04.2019
Architektur
Die Bevölkerungsentwicklung, knapper werdender Wohnraum, der Klimawandel und nicht zuletzt architektonische Trends stellen neue Anforderungen an die Gestaltung von Grünflächen und Parks in Städten. Hier sind Facts und Fallbeispiele.
Während in den 60er Jahren und den darauffolgenden drei Jahrzehnten die Städte für die Nutzung des PKW optimiert wurden, sollen nun verstärkt Freiflächen in den Städten aufblühen. Warum? Wohnraum wird knapper und teurer, weshalb Freizeitaktivitäten vermehrt in die Siedlungsanlagen und den öffentlichen Raum verlegt werden.
Tatsache ist: aufgrund der eindeutigen klimatischen Veränderungen und der Überalterung der Gesellschaft dürfen und müssen bei der Planung der Grünflächen nun viele Überlegungen zusammenspielen.
Der sogenannte 08/15-Beserlpark hat künftig – zum Glück – ausgedient. Denn wenn Sie in Ihrer Stadt der Gestaltung der Freiflächen die Bedeutung geben, die sie in Zukunft haben werden, werden wir uns quer durch alle Städte immer mehr über individuell gestaltete, multifunktional nutzbare Treffpunkte unter freiem Himmel freuen.
Je dichter die Städte verbaut werden, desto weniger potenzielle Grünfläche ist vorhanden. Und desto intelligenter muss sie durchdacht und geplant werden. Landschaftsplanerin DI Maria Auböck vom Atelier in für Landschaftsplanung Auböck + Kárász in Wien verweist zu Beginn der Planung auf die Anordnung und Grundform der Stadt an sich.
„Manche Städte sind wie Sterne angelegt, sie haben ein kleines Zentrum und die Quartiere strahlen nach außen, während andere wie die Zahl Acht formiert oder auch entlang einer Straße oder eines Flusses dicht besiedelt sind.“
Die klimatischen Entwicklungen erfordern eine andere Art der Bepflanzung als noch vor einigen Jahren. Bäume, Sträucher, Gräser, Stauden und Blumen müssen sowohl extremer Hitze als auch starker Kälte trotzen können, und das in immer kürzeren Abständen.
„Heute ist es von großer Bedeutung, dass wir Bepflanzungen wählen, die nachhaltig Bestand haben und extreme Temperaturschwankungen und Wetter-Bedingungen, darunter auch längere Trockenheit, aushalten können“, sagt DI Auböck.
Die Thujen-Mode gehört damit eindeutig der Vergangenheit an. Aber auch heikle Bepflanzungen wie der wind- und frostgefährdete Bambus sind damit nicht mehr geeignet.
„Stark im Kommen sind seit einigen Jahren mit gutem Grund weiterhin sogenannte Präriegärten, die aus Gräsern und Stauden mit wunderschönen, lang blühenden Blüten bestehen, die selbst wiederum resistent gegenüber Hitze und Trockenheit sind“, so die Architektin.
Der holländische Pflanzenentwickler Piet Oudolf gilt als Vorreiter in der Gestaltung dieser Präriegärten.
Bei den Bäumen sind robuste Sorten gefragt wie zum Beispiel der Zürgelbaum oder der Schnurbaum. Die Straßenplaner seien zunehmend gefordert, neben jeder Straße ausreichend Sickerflächen für das Regenwasser einzuplanen, was zum Beispiel durch Sträucher oder Alleen erreicht werden könne, sagt DI Auböck.
Um der stehenden Hitze im Sommer bestmöglich entgegenzuwirken, ist es bedeutsam, die Stadt mit möglichst vielen Grün-Inseln zu unterwandern. „Nur auf diesem Weg kann man eine klimatische Durchlüftung der Stadt herbeiführen.“
Denn die Höhe der Bebauung sowie die Größe und Anzahl der Grünflächen bestimmt mitunter auch, in welchem Ausmaß die Stadt im heißen Sommer auf natürlichem Weg gekühlt werden kann. Indem man zum Beispiel frühmorgendliche Luftströme auffängt und nützt.
In neuen Projekten wie zum Beispiel in der Biotope City in Wien unterstützt man diesen Effekt bereits stark mit einer vertikalen Begrünung. Die Begrünung erfolgt bei diesem Wohnprojekt, das rund 950 Wohnungen umfasst, nicht nur auf den Freiflächen, sondern auch entlang der Fassaden sowie auf den Dächern.
Auch bei der Funktionalität ist kreatives Neudenken gefragt. „Heute gibt es nicht mehr den gestriegelten Ziergarten oder den strengen Sportplatz. Wir planen Freiflächen mit vielen Nutzungsmöglichkeiten von der Picknickwiese bis zum Joggingparcours“, sagt DI Auböck. Der Park an sich versteht sich als Gegenstück zu Stadt. Hier ist Verwunderung, Erholung, frei Atmen, Spielen, Genießen, Lachen, Sporteln und Begegnung möglich.
Der ideale Park von heute bietet ausreichend Shared Space-Zonen, wo all das für alle Generationen möglich ist. Sowohl Kinder, Jugendliche als auch Senioren fühlen sich im Park angekommen und aufgehoben.
Sind größere Parkflächen vorhanden, lassen sich etwa eigene Grillflächen oder eigene Hundezonen einplanen. Besonders stark im Kommen sind auch Fitness- und Spielplätze für Erwachsene und Senioren.
In Motorikparks ermöglicht spielerische Bewegung kombiniert mit Ausdauer- und Krafttrainings für Jung und Alt eine einfache Gelegenheit, sich an der frischen Luft zu unterhalten und zu bewegen und zugleich der Gesundheit etwas Gutes zu tun.
Auch die Anforderungen an die Parkmöblierung haben sich gewandelt. So gibt es zum einen bereits smarte Außenmöblierungen wie zum Beispiel Parkbänke, die zugleich ein WLAN-Hotspot sind, zum anderen werden Möbel zum Lungern und Liegen immer beliebter. Der spanische Hersteller Escofet zum Beispiel hat entsprechendes Mobiliar in allen Varianten im Programm.
Aufgrund der heißeren Sommer sprudelt auch das Thema Wasser in der Stadt mit vielen neuen Ideen. Sie können auch bei der Gestaltung neuer, konsumfreier Zonen eine wichtige Rolle spielen. Das Architekturbüro Oberascher hat sich zum Beispiel mit der Nutzung des Flussufers an der Salzach auseinandergesetzt und eine Uferlounge entworfen.
„Bei diesem Projekt war uns wichtig, dass die Nutzung nicht an einen bestimmten Zweck gebunden ist sondern viele Möglichkeiten offen lässt“, sagt DI Martin Oberascher vom Architekturbüro MOA Martin Oberascher & Partner. Gleich, ob man in der Mittagspause sein Lunch am Wasser genießen, als Student in der Sonne lernen, als Mutter mit den Kindern spielen oder sich als Senior vom Spaziergang ausruhen möchte – an der Uferlounge ist Platz für jedes Alter und Muße für jede Stimmung.
Grünflächen rücken auf der Prioritätenliste bei der Stadtplanung stetig weiter nach oben. Die Bevölkerungsentwicklung, der knapper werdende Wohnraum, die Verdichtung der Städte und der Klimawandel stärken die Notwendigkeit dafür.
Kreative Ideen sind gefragt, mit denen auf originelle Weise möglichst viele Nutzungsmöglichkeiten für alle Generationen geboten werden und zugleich aus den klimatischen Bedingungen das Optimum herausgeholt werden kann.
http://www.moa-architecture.eu/en/portfolio/en-ufer-lounge-salzach/
https://www.detail.de/artikel/drei-farben-rot-schwarz-gruen-landschaftspark-in-kopenhagen-10104/
https://www.nextroom.at/building.php?id=34194
https://www.sn.at/wiki/Wasserrinne_in_der_Richard-Mayr-Gasse
https://en.wikipedia.org/wiki/Cheonggyecheon
https://de.wikipedia.org/wiki/High_Line_(New_York)
https://begegnungszonen.ch/st-gallen-bleicheli/
Fotocredit Titelbild: Atelier Auböck + Kárász Wien
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