Green Events: 7 wichtige Kriterien für nachhaltige Veranstaltungen

29.01.2019
Kultur

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(c) Wiesenrock Festival

Jeder Veranstalter hat die Möglichkeit, Veranstaltungen zukunftsorientiert und nachhaltig durchzuführen – vom kleinen Dorffest bis hin zum großen Kulturevent. Welche Kriterien für die Planung von umweltgerechten, barrierefreien und familienfreundlichen Green Events relevant sind, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Die 7 wichtigsten Kriterien für Green Events

Green Events minimieren negative Umweltauswirkungen und schaffen nachhaltige und sozialverträgliche Lösungen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft und regionalen Wertschöpfung. Die nachfolgenden Kriterien werden als relevante Handlungsfelder für Green Events angesehen.

1. Grüne Locations und Unterkünfte als Bestandteil nachhaltiger Eventplanung

Die Auswahl des passenden Ortes für eine Veranstaltung stellt eine der grundlegenden Überlegungen bei der Planung eines nachhaltigen Events dar. Neben Lage und Erreichbarkeit sind nachhaltigkeitsrelevante Aspekte wie beispielsweise der Energie- und Wasserverbrauch des Veranstaltungsortes, die Bauweise von Veranstaltungsgebäuden und Barrierefreiheit von Relevanz.

  • Auswahl umweltzertifizierter und möglichst barrierefreier Locations und UnterkunftsbetriebeGreen Events sind umweltzertifizierte Veranstaltungen
  • Umweltschonende Energie- und Wasserversorgung
  • Ausstattung mit ressourcensparender Technik und Beleuchtung
  • Konzept zum Schutz von Tieren und Natur bei Veranstaltungen in der Natur (z.B. abgegrenzte Bereiche für Zelte)
  • Verwendung nachhaltiger Produkte für temporäre Bauten (recyclebare oder umweltzertifizierte Materialen, z.B. zertifizierte Holzböden)
  • Umweltfreundliche mobile Toiletten und barrierefreie Sanitäranlagen

Kommunen und Unternehmen, die ihre Veranstaltungen nach Kriterien der Nachhaltigkeit planen, können sich mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifizieren lassen.

2. Green Events setzen auf umweltfreundliche Mobilität

Nachhaltigkeit beginnt bereits bei der An- und Abreise der Veranstaltungsteilnehmer zum Veranstaltungsort. Hinzu kommen Fahrten vor Ort. Folgende Punkte sorgen zusätzlich für eine umweltfreundliche Mobilität:

  • Gute Erreichbarkeit der Eventlocation und Unterkünfte. Sie sollten bequem zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein.
  • Abstimmung der Veranstaltungszeiten mit Fahrplänen des öffentlichen Verkehrs.
  • Kommunikation der umweltfreundlichen Mobilitätsangebote im Vorfeld (ÖPVN-Fahrplan und Ermäßigungen, Fahrradabstellplätze und -wegenetz, Sammeltaxis, etc.).
  • Gut sichtbare Informationen zu ÖPVN, Shuttle, etc. vor Ort.
  • Schaffung von Anreizen zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (Ermäßigungen, Freigetränk, etc.).
  • Organisation von Sammeltaxis, Shuttle-Service, Mitfahrbörsen oder Carsharing (falls öffentliches Verkehrsnetz nicht ausreichend).
  • Schaffung von sicheren und witterungsfesten Fahrradabstellplätzen.
  • Nutzung eines ressourcenschonenden Fuhrparks durch Veranstalter.

3. Achtsamer Einsatz von Strom und Wasser bei grünen Events

Veranstaltungen benötigen in der Regel viel Strom – insbesondere für die Veranstaltungstechnik und Beleuchtung. Nachhaltige Events beauftragen Firmen, die energiesparende Bühnentechnik anbieten. Der benötigte Strom wird – soweit möglich – aus erneuerbaren Energiequellen bezogen.

  • Verwendung von ressourcenschonenden Energiequellen. Z.B. Ökostrom, dezentrale Gewinnung erneuerbarer Energie am Veranstaltungsort (mobile Photovoltaik-Anlagen, mobile Pelletsheizungen, Pellets-Heizschwammerln), klimafreundliches Heiz- bzw. Kühlsystem, Verzicht auf Diesel- und Benzinmotoren, energieeffiziente Stromaggregate.
  • Wassersparende Sanitäreinrichtungen (z.B. Spülstopptaste, Regenwasser für Brauchwassersysteme).
  • Energieeffizientes Beleuchtungskonzept. Z.B. Einsatz energiesparender Beleuchtungstechnik, effiziente Weg- und Parkplatzbeleuchtung, Verzicht auf intensive Außenbeleuchtung.
  • Energieeffiziente Veranstaltungstechnik und Geräte.

4. Nachhaltiges Speisen- und Getränkeangebot mit Green Catering

Grüne Events bieten vorrangig Speisen und Getränke an, die regional, saisonal und fair gehandelt sind sowie aus vorzugsweise kontrolliert biologischer Erzeugung stammen.

  • Bevorzugung regionaler Produzenten, Nahversorger, umweltzertifizierter Cateringunternehmen und Gastronomiebetriebe.
  • Bezug nicht regionaler Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Kakao oder Schokolade aus fairem Handel.
  • Reduzierung von Fleischspeisen (ökologischer Fußabdruck) zugunsten vegetarischer oder veganer Gerichte.
  • Speisenangebote für Personen mit Lebensmittelallergien.
  • Fisch und Fleisch aus regionaler Produktion, möglichst Bio (Nachweis der Herkunft von Fleischerzeugnissen, keine Fische aus Aquakulturen oder Meeresfische).
  • Keine Verwendung bedenklicher Lebensmittel in Hinblick auf Tier- und Artenschutz (z. B. Gänsestopfleber, Thunfisch, Kaviar).
  • Kostenloses Trinkwasserangebot.

5. Abfallmanagement und schonender Materialeinsatz

Das Handlungsfeld „Abfallmanagement“ zielt vor allem auf die Vermeidung, Reduktion und Trennung des Abfallaufkommens am Veranstaltungsort ab. Dazu gehört nicht nur ein Müllmanagement, sondern auch der ressourcensparende Einsatz von Druck- und Werbemitteln.

  • Aufstellen von Abfallinseln für die getrennte Abfallsammlung sowie deren regelmäßige Kontrolle und Entleerung während der Veranstaltung.
  • Einsatz ökologisch vorteilhafter Verpackungen, z. B. Mehrweggebinde, Verzicht auf Aludosen.
  • Verwendung von Mehrweggeschirr, Mehrwegbesteck, Gläsern, Porzellantassen (Pfandsystem).
  • Verwendung von Großgebinden anstatt kleiner Portionspackungen, z.B. Milchkanne, Zuckerstreuer, keine Kaffeekapseln, etc.
  • Wiederverwendbare Dekoration, Transparente, etc.
  • Vermeidung von Lebensmittelabfällen durch z.B. passende Portionsgröße von Speisen, Weitergabe übriggebliebener Lebensmittel an z.B. soziale Einrichtungen.
  • Zusammenarbeit mit regionalen und nachhaltigen Druckereien für die Produktion veranstaltungsrelevanter Broschüren, Flyer, etc.
  • Eindämmung der Papierflut durch Verzicht auf Verteilung von Werbemitteln sowie durch Bereitstellung von Veranstaltungsprogramm und -unterlagen in elektronischer Form, z.B. E-Mail-Versand, Homepage, Blog, App.
  • Verwendung von Recyclingmaterialen bzw. umweltfreundlichen Materialien für z.B. Drucksorten (Programmheft, Veranstaltungsflyer), Servietten, Toilettenpapier, Give-Aways.

6. Soziale Verantwortung als relevantes Kriterium

Green Events legen Wert darauf, dass ein möglichst großer Personenkreis, darunter Familien, Senioren, Schwangere, beeinträchtigte Personen und Nicht-Muttersprachler am Event teilnehmen können. Dafür gilt es, entsprechende Voraussetzungen zu schaffen.

  • Barrierefreie Gestaltung der Location, z.B. ausreichend breite Durchgänge bei Bestuhlung und Tischen für Rollstühle und Kinderwägen.
  • Bekanntgabe einer Ansprechperson für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
  • Spezielles Gastronomieangebot für Familien mit Kindern (Kinderteller).
  • Einbindung sozial und körperlich benachteiligter Menschen in die Veranstaltungsorganisation.
  • Kostenloser bzw. ermäßigter Eintritt für sozial schwache oder beeinträchtigte Personen.
  • Information der Anrainer über auftretende Verkehrs- und Lärmbelastungen.
  • Lärmvermeidung bzw. Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte.

7. Veranstaltung als Green Event kommunizieren

Wer auf Nachhaltigkeit setzt, übernimmt gesellschaftliche Verantwortung und sollte dies auch nach außen kommunizieren. Beispielsweise durch Bewerbung der Veranstaltung im Vorfeld als grünes Event auf der Homepage.

Auch während und nach der Veranstaltung gilt es, nachhaltige Aspekte an die Besucher zu kommunizieren. Auf diese Weise kann die Bekanntheit bzw. Relevanz grüner Events verstärkt werden.

3 Best Practice Beispiele gelungener Green Events

In Österreich finden jährlich tausende Sport- und Kulturveranstaltungen, regionale Feste, Kongresse oder Meetings statt. Drei prämierte Beispiele stellen wir Ihnen hier kurz vor.

Das Wiesenrock Festival

Vorreiter im Bereich nachhaltiger Veranstaltungen in Tirol war das Wiesenrock Festival in Wattens. Mit mehr als 90 Maßnahmen im Bereich der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit erreichte es nicht nur die Umweltzertifizierung, sondern ging auch als Sieger des „nachhaltig gewinnen“ Wettbewerbs 2015/2016 hervor.

Green Event Wiesenrock Festival
(c) Wiesenrock Festival

Radlbare Genusstouren & „Stupfaride“

Das Bergzeitfahren der Athletenschmiede Walpersbach auf die Stupfenreith ist ein gelungenes Beispiel eines grünen Sportevents. Neben den sportlichen Bewerben wurde auch ein Kulturprogramm mit regionaler Live-Musik geboten.

Wie bei der NÖ Athletenschmiede Walpersbach üblich, wird die Veranstaltung mit rund 150 Aktiven als „Green Event“ organisiert.

Die nachhaltigen Maßnahmen brachte dem Unternehmen  eine Auszeichnung beim Wettbewerb „nachhaltig gewinnen!“ 2017/2018.

Green Events Radgenusstouren
Das Organisatoren-Team, (c) Hans Tomsich

Messe „WearFair + mehr“

Auf der Linzer Messe „WearFair + mehr“ bekommt man alles, was für ein nachhaltig-modernes Leben nötig ist – von aktueller Mode bis hin zu nachhaltigen Gadgets. Zusätzlich werden Workshops und ein kulturelles Rahmenprogramm geboten.

Für die umgesetzten Green Event Maßnahmen erhielt die als Messe und Fest konzipierte Veranstaltung ebenfalls eine Auszeichnung im Rahmen des Wettbewerbs „nachhaltig gewinnen!“ 2017/2018.

Green Event WearFair
(c) WearFair, zoetotografie

Beim letzten „nachhaltig gewinnen“ Wettbewerb 2017/18 nahmen übrigens insgesamt 114 Veranstaltungen und Vereine aus allen Bundesländern und Südtirol teil.

Darunter 52 Sportevents und Sportvereine, von Familiensportfesten bis zu Staatsmeisterschaften sowie 28 Kulturveranstaltungen von lokalen Kabarettveranstaltungen bis hin zu internationalen Filmfestivals. Die Einreichfrist für den Wettbewerb 2018/2019 endet am 8. April 2019.

Weiterführende Informationen zu Green Events

Infothek Green Events
(c) In­fo­thek Green Events

Die In­fo­thek Green Events bringt An­ge­bot und Nach­fra­ge auf einer Web­sei­te zu­sam­men. Ver­an­stal­ter erhalten zudem Informationen und Checklisten für die Organisation von Events. Un­ter­neh­men mit nach­hal­ti­gen An­ge­bo­ten für die Event­bran­che können ihre Produkte und Dienstleistungen auf der Platt­form präsentieren.

Fazit: Zukunftsmodell Green Events

Bei der Organisation von Veranstaltungen können an vielen Stellen nachhaltige Aspekte berücksichtigt werden. Österreich ist in Europa Vorreiter in diesem Bereich.

Mit der Initiative „Green Events Austria“ wurden umfangreiche Maßnahmenkataloge, Vernetzungsmöglichkeiten, Beratungsangebote und Förderungen für Green Events geschaffen, die eine nachhaltige Veranstaltungsorganisation fördern und zudem viele Möglichkeiten der Kosteneinsparung durch sparsamen Material- und Energieeinsatz bieten.

Titelbild: (c) Wiesenrock Festival

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