Globale Nachhaltigkeitsziele: Wie die Umsetzung in Städten und Gemeinden gelingen kann

04.10.2022
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(c) STAMA Austria

Die Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) ist nicht ausschließlich eine Bundesangelegenheit. Auch den Städten und Gemeinden kommt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Agenda zu. Die Erarbeitung integrierter Nachhaltigkeitsstrategien erfordert allerdings das Herunterbrechen der SDGs auf die kommunale Ebene.

 

Warum sich Gemeinden beteiligen sollten und wie die Umsetzung gelingen kann, dazu mehr im Folgenden.

Agenda 2030: Was sind die globalen Nachhaltigkeitsziele?

Die Agenda 2030 ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten. Mit der Verabschiedung der Resolution „Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ im September 2015 verpflichteten sich alle 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen zur Überführung der Agenda 2030 in nationale Entwicklungspläne.

Das Kernstück der Agenda 2030 sind 17 global gültige Ziele zur nachhaltigen Entwicklung, die „Sustainable Development Goals“ (kurz: SDGs). Diesen Zielen sind 169 Unterziele (sogenannte „Targets“) auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene zugeordnet, die genauere Zielvorgaben enthalten.

Mit den SDGs wurde erstmals ein globaler Plan verabschiedet, der alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Umwelt und Wirtschaft – zusammenführt und gleichermaßen berücksichtigt.

In Österreich erfolgte mit dem Ministerratsbeschluss vom 12. Jänner 2016 die Beauftragung aller Bundesministerien mit der Implementierung der Agenda 2030. Die Umsetzungverantwortung liegt bei den Gebietskörperschaften (Bund, Gemeinden, Länder). Sozialpartner, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft sollen bei der Umsetzung der SDGs einbezogen werden.

 

Globale Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
Quelle: Vereinte Nationen

 

Die Entwicklungsgeschichte der globalen Nachhaltigkeitsziele

Die Verabschiedung der SDGs im Jahr 2015 stellte den Schlusspunkt eines Entwicklungsprozesses dar, der im Jahr 2000 bei einer Konferenz von Erd-Systemwissenschaftlern seinen Anfang nahm. Im Rahmen des „International Geosphere-Biosphere Program“ kamen damals WissenschafterInnen aus verschiedensten Disziplinen zusammen, um den Zustand der Erde als Gesamtsystem anhand von rund 70 Indikatoren zu analysieren.

Als Indikatoren dienten beispielsweise: Bevölkerungsdichte, Bruttoinlandprodukt, Methan/CO2-Konzentration, pH-Konzentration der Meere, Anzahl von Telefonen als Maß für die Kommunikationsdichte, Ausgaben im Tourismus als Maß für die Mobilität der Menschen.

Donut Modell als Vorläufer der globalen Nachhaltigkeitsziele
DoughnutEconomics, Doughnut (economic model), CC BY-SA 4.0

Im Zuge der Präsentation der Forschungsergebnisse wurde deutlich, dass die Erkenntnisse sämtlicher Disziplinen auf eine deutliche Veränderung des Erdsystems hinwiesen. Die Daten blieben über lange Zeit konstant, doch im Verlauf der letzten 50 Jahre war in allen Bereichen ein exponentieller Anstieg zu verzeichnen.

Das Wirken der Menschheit führte offenbar dazu, dass die Erde zunehmend die stabile Entwicklung der letzten 10.000 Jahre verließ.

Als Folge dieser – damals noch neuen – Erkenntnis begannen WissenschaftlerInnen, sich intensiv mit den Rahmenbedingungen zu beschäftigen, die erforderlich sind, um die Erde in Balance zu halten und gleichzeitig das Gedeihen der Menschheit sicherzustellen.

Daraus entwickelte schließlich die britische Wirtschaftswissenschafterin Kate Raworth  das „Donut Modell der Nachhaltigkeit“, welches sie im Jahr 2012 der Öffentlichkeit vorstellte.

Nur wenige Jahre später, im Jahr 2015, wurden die verschiedenen Aspekte des Modells in einen gemeinsamen Rahmen gegossen und konkrete Ziele zur Förderung einer stabilen Zivilisationsentwicklung auf der Erde formuliert. Das war die Geburtsstunde der SDGs.

 

Die zentrale Rolle der Gemeinden

Nachhaltigkeit beginnt in den Städten und Gemeinden. Sie stellen die Basis für die Umsetzung der SDGs dar. In den Kommunen als zentraler Lebensort der Menschen wird sich letztlich entscheiden, ob nachhaltige Entwicklung im Sinne der 17 SDGs und ihrer 169 Unterziele gelingt.

  1. Überlappung SDGs und kommunale Aufgaben

Eine Vielzahl von SDG-Handlungsbereichen fällt in das Aufgabenfeld der Kommunen. Vom Abfallmanagement über Wasserversorgung und nachhaltige Verkehrssysteme bis hin zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und sozialer Inklusion. Auf kommunaler Ebene bestehen somit zahlreiche Handlungsfelder und Gestaltungsmöglichkeiten zur Realisierung der SDGs. Ohne das aktive Engagement der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften können rund 65% der Ziele der Agenda 2030 nicht umgesetzt werden.

  1. Nähe zur Bevölkerung

Kommunen stehen in direktem Austausch mit der Bevölkerung. Diese unmittelbare Nähe zu BürgerInnen ermöglicht es, Herausforderungen und Bedürfnisse vor Ort besser einzuschätzen, Verbesserungspotenziale zu identifizieren, die Bewusstseinsbildung zu fördern und eine wesentliche Rolle im Monitoring-Prozess einzunehmen. Als Zentren des Austausches bieten Kommunen zudem die idealen Voraussetzungen, um positive Entwicklungen anzustoßen und zu unterstützen.

  1. Bündelung aller Kräfte

Die kommunale Politik und Verwaltung kann gemeinsam mit den BürgerInnen die globalen Nachhaltigkeitsziele in ihr Lebensumfeld und Alltagsleben integrieren und Projekte umsetzen. Die Kooperation mit lokalen AkteurInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ist essentiell, denn der öffentliche Sektor alleine wird diese Herausforderung nicht meistern.

Es sind die Städte, wo der Kampf um eine nachhaltige Entwicklung gewonnen oder verloren wird.

High-level Political Forum on Sustainable Development (HLPF) der Vereinten Nationen

 

Die Handlungsspielräume von Städten und Gemeinden sind vielfältig. Der kommunalen Ebene kommt daher eine zentrale Rolle in der Umsetzung und Weiterentwicklung der globalen Nachhaltigkeitsziele zu. Wenn jede der aktuell 2.093 Gemeinden in Österreich gemeinsam mit den BürgerInnen einen Beitrag dazu leistet, würde dies eine deutlich positivere Aussicht auf die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele bis 2030 eröffnen.

 

Nachhaltigkeitsziele: Global denken, lokal handeln
© Stadtmarketing Austria

 

Warum lohnt sich die Auseinandersetzung mit den SDGs?

In den vergangenen Jahren wurden in vielen Städten und Gemeinden Nachhaltigkeitsprojekte auf den Boden gebracht, die Aspekte der SDGs beinhalten. In den meisten Gemeinden ist der Bekanntheitsgrad der Agenda 2030 allerdings noch relativ gering. Selbst wenn Maßnahmen einen Beitrag zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele leisten, werden diese selten explizit mit der Agenda 2030 in Verbindung gebracht.

Die globalen Nachhaltigkeitsziele schaffen hier eine Verknüpfung und bieten ein gemeinsames Dach für bestehende Initiativen wie etwa Klimabündnis, Fairtrade, e5-Energieprogramm oder Familienfreundlichkeit. Darüber hinaus bieten die SDGs eine Reihe weiterer Vorteile.

 

Vorteile der SDGs für Kommunen:

  • Orientierungsrahmen: Die SDGs bieten Kommunen einen weltweit anerkannten Leitfaden für die Entwicklung von Aktivitäten. Sie bieten ihnen folglich auch Lösungsansätze bei aktuellen Herausforderungen wie Mobilität, Wohnen, Klimaschutz, Energie oder Themen des sozialen Zusammenhalts.
  • Erkennen blinder Flecken: Die SDGs sind ein effizientes Hilfsmittel, um vernachlässigte Themen aufzudecken. Die Herstellung einer Verbindung zwischen kommunalen Aufgaben und SDGs macht also bestehende Aktivitäten sichtbar und zeigt Themenbereiche auf, die in Zukunft stärker bearbeitet werden sollten.
  • Ganzheitliche Betrachtung: Die SDGs ermöglichen die ganzheitliche Betrachtung der Gemeindeentwicklung. Einzelne Themen werden nicht mehr isoliert betrachtet. Zusammenhänge, Wechselwirkungen und Zielkonflikte zwischen Handlungsbereichen werden sichtbar. (z.B. Gemeinden wollen mehr Projekte für „Junges Wohnen“, gleichzeitig sollte der Bodenverbrauch gering gehalten werden).

    SDG Kommunalcheck
    Quelle: SDG-Kommunalcheck
  • Förderung des sozialen Zusammenhalts: Die SDGs können in Verbindung mit Bürgerbeteiligungsprozessen als Instrument genutzt werden, um das Engagement der BürgerInnen und damit den sozialen Zusammenhalt in der Gemeinde zu fördern. Im Zuge der Umsetzung der SDGs ergeben sich zudem zahlreiche Möglichkeiten der ehrenamtlichen Beteiligung in Projekten und Aktivitäten.
  • Impulse für neue Projekte: Die SDGs können dazu beitragen, (finanzielle) Handlungsspielräume auszuloten und daraus konkrete Projektideen abzuleiten, die weiterbearbeitet werden. Hier könnte beispielsweise der „SDG-Kommunalcheck für Investitionsprojekte“ unterstützen.
  • Steigerung der Attraktivität der Kommune: Die Beschäftigung mit den SDGs kann folglich zu nachhaltigen Veränderungen führen, die eine Kommune zu einem attraktiveren Wohnort macht. Auch kann die Positionierung als nachhaltige Gemeinde Investitionen und Ansiedelungen von Firmen begünstigen.
Agenda 2030 Musterresolution
Quelle: Österreichischer Städtebund

Die SDGs bieten somit Städten und Gemeinden ein hervorragendes Instrumentarium, um

  • eine Bestandaufnahme vorzunehmen,
  • Handlungsbedarfe zu identifizieren und
  • ein umfassendes Nachhaltigkeitsmanagement zu initiieren.

Einen Orientierungsrahmen für politische Beschlüsse auf lokaler/kommunaler Ebene bietet die „Musterresolution zur Agenda 2030“. Die Gemeinden haben letztendlich den Hebel in der Hand. Und es geht nicht nur um den Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur.

Die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele auf lokaler Ebene

Die globalen Nachhaltigkeitsziele sind sehr komplex und umfangreich. Als Entwicklungsinstrument geben sie einen Orientierungsrahmen, müssen aber auf die lokale Ebene angepasst werden. Bei der Umsetzung geht es daher im Kern darum, die SDGs auf die eigene Gemeinde herunterzubrechen:

  • Welche Ziele sind für die Gemeinde von Bedeutung?
  • Wie können diese in die Lebensrealität der Gemeinde übersetzt werden?
  • Wie gelingt es, die relevanten SDGs im lokalen Kontext umzusetzen?

Beim SDG Ziel 2 geht es beispielweise nicht darum, dass jemand in Österreich Hunger leiden muss. Vielmehr ist damit Ernährungssouveränität gemeint. Also das Recht der Bevölkerung auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, die nachhaltig und umweltschonend hergestellt wird.

 

Daraus abgeleitete Fragestellungen zur Erarbeitung von Umsetzungsstrategien könnten zum Beispiel sein:

  • Wie kann die Gemeinde die landwirtschaftliche Produktion sicherstellen?
  • Wie können die Kleinbauern der Gemeinde unterstützt werden, damit sie ihre Produkte direkt an die BürgerInnen vor Ort vermarkten können und diese nicht an die großen Molkereibetriebe weitergeben.
  • Was kann dafür getan werden, dass in der Gemeinde nicht nur Supermarktessen auf den Tisch kommt, sondern vor allem für die Kinder gesunde und regionale Produkte zur Verfügung stehen?
  • Wie können wir die Artenvielfalt fördern?
  • Welche Impulse können für Gemeinschaftsgärten, gesunde Ernährung und eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung gesetzt werden?

 

Kein Hunger - Globales Nachhaltigkeitsziel
Infografik – kein Hunger aus SDG‑Indikatorenbericht © Statistik Austria, BMLRT, BMSGPK, Eurostat, Datenstand Dezember 2019

 

4 Schritte zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele in Städten und Gemeinden

Um Kommunen die Umsetzung der SDGs auf lokaler Ebene zu erleichtern, hat der Österreichische Städtebund in Kooperation mit dem KDZ (Zentrum für Verwaltungsforschung) den Leitfaden „SDGs in Österreichs Städten“ erarbeitet.

Im Wesentlichen können sich Kommunen auf vier wichtige Schritte fokussieren:

  1. Schaffung von Bewusstsein für die SDGs: In einem ersten Schritt geht es zunächst darum, einen partizipatorischen Dialog anzustoßen, um Bewusstsein für die SDGs auf breiter Ebene zu schaffen. Wesentlich ist dabei, möglichst viele Menschen in Politik, Verwaltung, Bevölkerung und Unternehmen für die Ziele zu begeistern und zu motivieren, einen Beitrag zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten.
  2. Festlegung einer lokalen SDG-Strategie: Gemeinsam mit lokalen AkteurInnen gilt es in einem zweiten Schritt, die SDGs hinsichtlich ihrer Relevanz für den lokalen Kontext zu priorisieren. Anschließend sind jene Bereiche, in denen Einflussmöglichkeiten bestehen, in die bereits existierenden kommunalen Entwicklungsstrategien zu integrieren und nach innen und außen klar zu kommunizieren.
  3. Umsetzung von SDG-Maßnahmen: In einem weiteren Schritt werden konkrete Maßnahmen und Aktionen zur Umsetzung der SDGs abgeleitet, die sich an der Machbarkeit im lokalen Kontext orientieren. Die einzelnen Projekte sollten mit klar definierten Zuständigkeiten, finanziellen Mitteln, einem zeitlichen Rahmen sowie messbaren Indikatoren ausgestattet sein.
  4. Monitoring und Evaluierung: Zur Messung der Zielerreichung sind Indikatorensets auf nationaler, regionaler und UN‑Ebene vorgesehen (siehe Statistik Austria Monitoringbericht der SDGs). Städte und Gemeinden sind daher gefordert, auf lokaler Ebene ein System für das Monitoring des Umsetzungsfortschrittes und die Evaluierung der SDG-Aktivitäten zu etablieren. Basierend darauf sind etwaige Nachjustierungen und Rückkopplungsschleifen möglich.

 

Best Practice: Rankweil – Sozialleitbild auf Basis der SDGs

Das neue Sozialleitbild der Marktgemeinde Rankweil orientiert sich an den SDGs, die für Rankweil angepasst wurden. Die ausgewählten Handlungsfelder wurden innerhalb eines Jahres vom Sozialausschuss, der Verwaltung im Rathaus Rankweil, interessierten BürgerInnen sowie Interessengruppen aus dem sozialen Bereich erarbeitet.

Konkret handelt es sich dabei um folgende neun Handlungsfelder zur Gestaltung des sozialen Miteinanders in der Gemeinde:

  1. Engagement und Miteinander der Generationen
  2. Gemeinde als Gestalterin von Sozialräumen und Lebensübergängen
  3. Information, Beratung und Kooperation
  4. Gesundheit, Betreuung und Pflege
  5. Wohnen und Lebensraum
  6. Kultur und Freizeit
  7. Mobilität und Nahversorgung
  8. Diversität, Zusammenleben, Chancengerechtigkeit und Inklusion
  9. Arbeit, Vereinbarkeit Familie und Beruf, Bildung

Der Startschuss für die Entwicklung des neuen Sozialleitbildes fiel mit einer öffentlichen Kick-Off-Veranstaltung, in der das Projekt sowie die 17 SDG-Ziele vorgestellt wurden. Interessierte BürgerInnen konnten sich bei der Veranstaltung zur Mitarbeit anmelden.

Über mehrere Monate hinweg entwickelte anschließend eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe auf Basis zuvor formulierter Fragen das Leitbild.

 

Die Kernfragen lauteten unter anderem:

  • In welchem Rankweil möchten wir leben?
  • Wie definieren wir Lebensqualität und Wohlstand?
  • Was macht Gemeinschaft aus? Wie entsteht ein Wir-Gefühl?
  • Und wie bleiben wir in einer volatilen, unsicheren, komplexen und ambivalenten Welt handlungsfähig?

Diese und noch viele weitere Fragen wurden im Rahmen von fünf verschiedenen Modulen und Workshops zu relevanten Themenbereichen beantwortet und darauf aufbauend das Sozialleitbild für Rankweil erarbeitet. Vor der Präsentation des Leitbilds im Februar 2022 hatten die Mitwirkenden nochmals die Gelegenheit, das Ergebnis im Rahmen einer Feedback-Schleife zu prüfen.

Die integrierte Betrachtung der unterschiedlichen Handlungsfelder bilden nun die Basis, um bereichsübergreifende Ziele und Maßnahmen festzulegen und auch zu messen. Als eine der ersten Maßnahmen wurde ab Sommer 2022 das Projekt Seniorentaxi umgesetzt, welches SeniorInnen in Rankweil vergünstigte Taxifahrten ermöglicht.

Die Taxibons im Wert von sieben Euro pro Stück sind zum Selbstkostenpreis von drei Euro erhältlich. Bezugsberechtigt sind SeniorInnen, welchen aus gesundheitlichen Gründen die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr zumutbar ist.

 

Präsentation des Sozialleitbildes auf Basis der SDGs in Rankweil
Veranstaltung zur Präsentation des Sozialleitbildes in Rankweil © Marktgemeinde Rankweil

 

Instrumente und Tools für die Umsetzung der SDGs

Um mehr Transparenz zu schaffen und die Umsetzung der komplexen Zielvorgaben zu erleichtern, stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, die sich bereits in mehreren Projekten bewährt haben.

 

  1. Agenda 2030-Navigator für Gemeinden

Instrument zur Umsetzung der Agenda 2030 in Gemeinden
Quelle: Agenda 21 – Netzwerk Oberösterreich

Der Agenda-2030-Navigator ist in Form einer Drehscheibe gestaltet und macht in fünf kommunalen Kernbereichen Vorschläge für konkrete Maßnahmen, die einen Beitrag zu den globalen Nachhaltigkeitszielen leisten. (Raumgestaltung, Daseinsvorsorge, Bildung und Wirtschaft, Soziales und Gesundheit, Governance)

Die Zusammenhänge zwischen den kommunalen Aktivitäten und den globalen Nachhaltigkeitszielen werden damit leichter nachvollziehbar. Auch ermöglicht der Navigator eine erste Orientierung, in welchen Bereichen die Gemeinde bereits SDG-Aktivitäten gesetzt hat.

Als Ergänzung bietet das Begleitdokument „SDG Impulse“ beispielhaft aufgezählte Projekte und Initiativen aus österreichischen Städten und Gemeinden. Der Navigator selbst kann hier bestellt werden.

 

  1. GemeindeNavi Agenda 2030

Das GemeindeNavi wurde von der Zukunftsakademie OÖ und Regionalmanagement OÖ GmbH entwickelt, um die die globalen Nachhaltigkeitsziele für die lokale Ebene zu übersetzen. Es handelt sich dabei um ein Entwicklungstool zur Selbsteinschätzung und Zukunftsplanung basierend auf den SDGs:

  • Nutzen: Das GemeindeNavi unterstützt Gemeinden, gemeinsam mit ihren BürgerInnen, Gestaltungsoptionen im eigenen Lebensumfeld auszuloten. Das Instrument kann aber ebenso von Regionalverbänden, Vereinen, lokalen Initiativen, Unternehmen oder Bildungseinrichtungen genutzt werden.
  • Voraussetzungen: Für eine gelungene Anwendung des GemeindeNavis sind neben einer klaren Trägerschaft und guten Vorbereitung, eine professionelle Moderation und entsprechende organisatorische Rahmenbedingungen (Einladung, Räumlichkeiten, Zeitplanung etc.) erforderlich.
  • Umsetzung: Die Durchführung des GemeindeNavi kann schließlich im Gemeinderat, in Ausschüssen, im Agenda 21- Kernteam oder in einem Workshop gemeinsam mit BürgerInnen und Multiplikatoren erfolgen. Die Mitwirkenden werden dann meist gezielt eingeladen und sollten idealerweise Personen aus Verwaltung, Politik und Bevölkerung umfassen (maximal 30 Personen).

 

Wie funktioniert das GemeindeNavi?

Globale Nachhaltigkeitsziele und Instrumente
Quelle: Broschüre GemeindeNavi

Das GemeindeNavi arbeitet auf zwei Ebenen: Einerseits erfolgt die Bestandsaufnahme der Initiativen, die in einer Gemeinde schon umgesetzt wurden. Diese sollten auch entsprechend wertgeschätzt werden. Anderseits wird erarbeitet, was es noch braucht.

Der Prozess beruht demzufolge auf zwei Leitfragen, die zu jedem der 17 SDG-Ziele gestellt werden:

  1. Was tun wir bereits?                                                      Wo gibt es bereits AkteurInnen und Aktivitäten? Was ist bereits in der Gemeinde vorhanden und was passiert schon?
  2. Was sollen wir in Angriff nehmen?
    Wo gibt es Potenziale? Wo bestehen Anknüpfungspunkte und wo sind Schwächen vorhanden?

In Hinblick auf die Ergebnisse der Selbsteinschätzung ist es wichtig, Klarheit über die weitere Vorgangsweise zu gewinnen und eine Agenda für die Umsetzung festzulegen:

  • Wie können die Ergebnisse in das künftige Planen, Entscheiden und Handeln einfließen?
  • Welche Maßnahmen und Ideen lassen sich gleich umsetzen?
  • Wo sind Ressourcen vorhanden?
  • Wo kann bei der Umsetzung auf bürgerschaftliches Engagement gesetzt werden?

Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, empfiehlt es sich also, die einzelnen SDGs zu Schwerpunktthemen zusammenzufassen: Mensch, Gesellschaft (soziale Themen) Ökologie, Nachhaltige Städte & Gemeinden, Arbeit & Wirtschaft (Wirtschaftsrelevante Themen).

 

Clustern von SDGs
Quelle: Broschüre GemeindeNavi

 

Best Practice: Zukunftsprofil Marktgemeinde Kremsmünster

Kremsmünster hat beispielsweise als eine der ersten Gemeinden Österreichs das GemeindeNavi Agenda 2030 erfolgreich angewendet. Im Zuge der Entwicklung eines neuen Zukunftsprofils startete die Marktgemeinde darum mit einem breit angelegten Bürgerbeteiligungs-Prozess, an dem sich etwa 300 Personen aller Bevölkerungs- und Altersgruppen bei zahlreichen Workshops und Veranstaltungen beteiligt haben.

Das GemeindeNavi kam im Rahmen der Ideenentwicklung zur Anwendung. Als Ergebnis entstanden sechs Zukunfts.Räume, die für die Weiterentwicklung der Gemeinde als wichtig bewertet wurden:

  • WOHN- und LEBENS.RAUM
  • BEGEGNUNGS- und BEZIEHUNGS.RAUM
  • UMWELT- und NATUR.RAUM
  • MOBILITÄTS- und ENGERIE.RAUM
  • ARBEITS- und WIRTSCHAFTS.RAUM
  • KULTUR- und FREIZEIT.RAUM

Das Zukunftsprofil wird unter anderem als Handbuch für den Gemeinderat und die Verwaltung sowie als Grundlage für künftige Entwicklungsprozesse in Kremsmünster dienen.

 

Globale Nachhaltigkeitsziele umgelegt auf die lokale Ebene
Erarbeitung des Zukunftsprofils in Kremsmünster unter Verwendung des GemeindeNavis. © Marktgemeinde Kremsmünster

 

 

 

  1. SDG-Kommunalcheck für Investitionsprojekte

Mit dem SDG-Kommunalcheck können Städte und Gemeinden ihre Projektvorhaben anhand von Fragen entlang der 17 SDGs gestalten. Investitionsprojekte wie zum Beispiel die Errichtung eines öffentlichen Kindergartens, die Gestaltung des Hauptplatzes, die Anschaffung eines Gemeindefahrzeugs oder die Suche nach einem neuen Schulstandort können mit dem SDG-Kommunalcheck frühzeitig durchgedacht und geplant werden.

 

Investitionsvorhaben anhand der SDGs bewerten
Quelle: SDG-Kommunalcheck

Fazit: Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele

Die Städte und Gemeinden spielen also eine entscheidende Rolle in der Umsetzung der Agenda 2030 mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen. Die Überschneidung zwischen SDGs und kommunalen Aufgabenfeldern ermöglicht eine gute Integrierbarkeit in die Stadt- und Gemeindeentwicklung und bietet folglich vielfältige Möglichkeiten, um globales Denken mit lokalem Handeln zu verbinden.

Dabei muss das Rad nicht neu erfunden werden. Vielmehr können Prozesse zur Umsetzung der Agenda 2030 auf bestehenden Initiativen aufbauen und diese neu beleben.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

KDZ Studien. (o. J.). KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung. Abgerufen 22. September 2022

SDG-Kommunalcheck für Investitionsprojekte. Iufe.at. Abgerufen 22. September 2022

Konkrete SDG-Anwendungsmöglichkeiten für Städte und Gemeinden. (2021, September 26). Zukunftsrezepte.at

SDGs in Städten Beispiele für die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler Ebene verfasst von. Staedtebund.gv.at. Abgerufen 22. September 2022

Agenda2030 Beispiele. Agenda2030.at. Abgerufen 22. September 2022

Kommunale SDG-Umsetzung in Niederösterreich: SWOT-Analyse, Stellenwert und konkrete Handlungsoptionen. Iufe.at. Abgerufen 22. September 2022

IUFE: Tool „SDG-Kommunalcheck für Investitionsprojekte“. Iufe.at. Abgerufen 22. September 2022

IUFE: SDG-Buch „Perspektiven 2030“. Iufe.at. Abgerufen 22. September 2022

IUFE: Initiative „Agenda 2030 und SDGs in Gemeinden“. Iufe.at. Abgerufen 22. September 2022

GemeindeNavi. Meinhart, M. J. (o. J.). Oegut.at. Abgerufen 22. September 2022

A/RES/70/1 Generalversammlung. Nationen, V., & Allgemein, V. (2015).  www.un.org.

GemeindeNavi Agenda 2030. Zukunftsakademie. Abgerufen 22. September 2022

Projekt „Vom Handeln zum Wissen – Umweltzentren als Change Agents einer Transformation von unten“. Umweltbildung.de. Abgerufen 22. September 2022

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung – lokal gemeistert. Klimabuendnis.at. Abgerufen 22. September 2022

Agenda 2030 Infosheet. Agenda21-ooe.at. Abgerufen 22. September 2022

DIE 17 SDGs. Agenda21-ooe.at. Abgerufen 22. September 2022

Agenda 2030 – SDG Indikatorenbericht. Statistik.at. Abgerufen 22. September 2022

SDGs in Städten: Beispiele für die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler Ebene. KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung. Abgerufen 22. September 2022

 

Blickfänger Magazin, Rankweil Gemeindemarketing

Karolin Frei

Geschäftsführerin der Gemeindemarketing Rankweil GmbH sowie Stabstellenleiterin Marketing und Kommunikation der Marktgemeinde Rankweil.

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