Neuer Unternehmertyp: Erfolgreiche Geschäftskonzepte in der Innenstadt

16.07.2019
Wirtschaft

Titelbild-Concept-Store

Für stationäre Geschäfte in der Innenstadt wird es immer wichtiger, Kunden einen Mehrwert zu bieten und das Shopping-Erlebnis zu steigern. Einige erfolgreiche Geschäftskonzepte, die zur Belebung von Innenstädten beitragen und Kunden wieder verstärkt ins Ortszentrum bringen, stellen wir Ihnen in diesem Beitrag vor.

Via Venty – Exklusives Shoppen nach den Öffnungszeiten

Vor mehr als 18 Jahren entschloss sich Firmengründerin Brigitte Hirschegger nach einigen Jahren im Modehandel, ihren Traum vom eigenen Geschäft umzusetzen. Gemeinsam mit Tochter Tina führt sie schließlich heute die kleine Mode-Boutique VIA VENTY mit exklusiven, europäischen Marken in der Linzer Gasse in Salzburg.

Neben hochwertigem Kunstpelz oder Soja-Strickwaren für Wollallergiker gehören auch handgefertigte Schmuckstücke der Salzburger Designerin Carmen Holzinger zum Angebot. Einen besonderen Mehrwert bietet das spezielle Service, der es Kunden ermöglicht, auch nach den Öffnungszeiten entspannt bei VIA VENTY einzukaufen.

Taiga Concept Store – Dress, Cut & Relax

Ein Concept Store mit einem sehr erfolgreichen Geschäftskonzept ist zum Beispiel der Taiga Concept Store von Michael Walisch und seiner Frau Petra Pöllabauer am Südtirolerplatz in Graz. Michael Walisch versteht den Shop „als einen Ort, an dem man sich ein bisschen Zeit nimmt in dieser hektischen Welt. Ein Ort zum Wohlfühlen jenseits aller Normen…“.

Im Taiga kann man sich allerdings nicht nur mit trendiger und fair produzierter Mode einkleiden, sondern sich auch gleich die Haare schneiden lassen oder vor dem Laden gemütlich einen Kaffee trinken.

Milk World Changing Room: Nachhaltige Mode & Plattform für Künstler

Im angesagtesten Modegeschäft in St. Johann in Tirol präsentiert Susa Hartrumpf beispielsweise ein spannendes Geschäftskonzept, welches dem Kunden ein ganz besonderes Einkaufserlebnis bietet: Der Concept Store Milk World Changing Room vereint Mode und Accessoires aus fair und nachhaltig produzierten europäischen Produkten mit einer Plattform für junge Künstler und Designer.

In monatlich wechselnden Ausstellungen sind Werke aus verschiedenen Bereichen wie Handwerk, Mode und Kultur zu sehen. Zusätzlich ist im Geschäft eine Café-Bar mit einem Angebot an regionalen Köstlichkeiten integriert, um das Shoppen für den Kunden noch angenehmer zu gestalten.

SUNSETSTAR – Geschichte, Nachhaltigkeit & Veranstaltungen

In der Boutique von Gerry Fuchs und Stefan Kalch am Grazer Freiheitsplatz trifft Feels-like-home-Atmosphäre auf nachhaltige, qualitativ hochwertige Lifestyle-Mode, die „sich nicht in jeder Saison neu erfinden muss“. Kunden schätzen hier nicht nur die sonst selten zu findende Markenauswahl, sondern auch die Geschichte hinter SunsetStar.

Gerry, ehemaliger Schlagzeuger der österreichischen Hardcore-Punk-Band Bounz The Ball, und sein Freund Gazzy entwickelten schließlich das Geschäftskonzept im Jahr 2001 aus dem Wunsch heraus, subkulturelle Lifestyle-Mode und Trends direkt zum Kunden zu bringen.

Ihren Wurzeln bleiben sie bis heute treu und stellen im Rahmen von Veranstaltungen Kreativen, Idealisten und „Machern“ eine Plattform zur Verfügung.

Die Macherei – Kombination von Gastro & Shopping

Inspiriert von internationalen Trends und Gastronomie-Kunst-Designkonzepten wurde kürzlich in Bruck an der Mur ein völlig neues Geschäftsmodell umgesetzt, welches bisher nur in Großstädten zu finden war. Im Gebäude der ehemaligen Konditorei Macher entstand auf 390 Quadratmetern mit der „Macherei“ eine innovative Wohlfühloase, die Gastronomie und Shopping verbindet.

Gäste und Besucher werden hier nicht nur mit kulinarischen Schmankerln und regionalen Spezialitäten verwöhnt, sondern können zusätzlich in zwei Pop up-Stores einkaufen. Das flexible Pop up-Raumkonzept stellt Anbietern kreativer und besonderer Produkte eine Fläche für eine bestimmte Zeit zur Verfügung.

Die Basisshopausstattung mit Kassen- und Bezahlsystem sowie die Einrichtung ist vorhanden. Interessierte müssen also nur noch ihre Produkte mitbringen und die Fläche damit gestalten.

Schokolade & Co – Confiserie, Mode-Outlet, Kaffeehaus

Für eine Belebung der Altstadt von Bruck an der Mur sorgt seit November 2017 auch die feine Confiserie „Schokolade & Co“ von Jörg und Margit Kucharz. Die Räumlichkeiten in der Rosseggerstraße wurden zuvor altstadtgerecht und stilvoll umgebaut.

Erzeugt werden die süßen Produkte von einer der besten Schokoladenfabriken in ganz Europa, der Berger Feinste Confiserie GmbH mit Stammsitz in Lofer in Salzburg. In der weiteren Zukunft soll außerdem im Haupthaus ein stilvolles Café eingerichtet werden.

Boutique Hotel Aiola Living: Concept Store, Kaffeehaus und Fitnesscenter

Seit kurzem hat die Grazer Altstadt ihr erstes Boutiquehotel, welches auch ein Kaffeehaus und ein Fitnesscenter beheimatet. Nach rund 18 Monaten Bauzeit eröffneten Gerald und Judith Schwarz im Januar 2019 in der Landhaus-, Rauber- und Schmiedgasse infolge das schicke urbane Hotel mit insgesamt 46 Zimmern und drei Apartments.

Im durchdesignten Aiola Living finden sich fünf verschiedene Stile und Farbkonzepte, edle Tapeten und Vorhänge sowie mit Liebe ausgewählte Wohnaccessoires. Jedes dieser schönen Stücke kann im hauseigenen Interieurshop erworben werden. Zusätzlich wird von 11 bis 18 Uhr ein Kaffeehauskonzept angeboten, das nicht an eine Nächtigung gebunden ist.

Und mit dem Boutique Studio „Snobefit“ von Personaltrainer Matthias Snobe gibt es noch ein zweites Angebot, das allen Grazern offen steht.

Interio: Janet Kath bringt Wohnen wieder in die Stadt

Während die meisten Möbelhäuser abseits des Stadtzentrums in Industrieparks angesiedelt sind, geht Interio-Eigentümerin Janet Kath einen anderen Weg. In Wien, Innsbruck, Graz und Salzburg wurden neben Wohnboutiquen auch Interio Wohngalerien in zentralen Toplagen errichtet.

Dort findet man das gesamte Sortiment an Wohn-Accessoires sowie eine eingeschränkte Auswahl an Möbeln. Die gesamte Auswahl an Möbeln vor Ort bestellbar. Stadtbesucher können nun neben ihren übrigen Einkäufen auch wieder bequem Möbel einkaufen.

Inandout Records: Erfolgreich mit Nischenmarkt

Die Erfolgsgeschichte des hippen Grazer Plattenladens Inandout und mittlerweile größten Vinylgeschäft Österreichs begann bereits 1996. Damals eröffneten Tino Kopanakis und Christian Mathans ein lediglich 20m² großes Schallplatten- und CD-Geschäft. Da Graz allerdings zu dieser Zeit eher ein weißer Fleck auf der Landkarte der Tonträger war, wollte man in diesem Sektor etwas bieten.

Das Geschäftskonzept beruhte auf drei Säulen: Neben günstigen, aktuellen CDs für ein breites Publikum, gab es besondere Angebote für „out of print“ CDs. Zusätzlich spezialisierten sich die beiden auf den Verkauf von Vinylraritäten, welcher inzwischen zur tragenden Säule in ihrem Konzept wurde.

In angenehmer Atmosphäre können Musikliebhaber seitdem im Hauptgeschäft in der Grazer Neutorgasse zwischen 15.000 bis 20.000 vorrätigen Schallplatten stöbern.

Samen Köller – Traditionsreiches Geschäft neu belebt

Wie man einem traditionsreichen Geschäft im Herzen der Grazer Altstadt wieder neues Leben einhauchen kann, zeigen Gabi Medan und ihr Bruder Fritz Zemann. Bevor die Geschwister den „Samen Köller“ im Jahr 2012 übernommen haben, hatte dieser schon eine lange Geschichte bis ins Jahr 1773.

Wie es zur Übernahme des Ladens gekommen ist, erklärt Gabi Medan: „Man hat mich ganz einfach gefragt, ob ich wen für das Geschäft wüsste. Und das habe ich – meinen Bruder. Der wollte aber nicht alleine, deshalb stehen wir hier jetzt zu zweit.“

Neben dem ungebeizten und biologischen Saatgut gibt es auch Samenraritäten, alte Sorten, Blumenerde zum selbst Abfüllen, biologische Leckereien, Deko, Bücher, Geschenke und vieles mehr. Mit ihrem Sortiment wollen sie vor allem Grazer ansprechen, die nur einen Balkon, Fensterkistl oder eine Terrasse haben.

Die Haarschneiderei: Hipper Friseur zum Wohlfühlen

Im Herzen vom hippen Lendviertel befindet sich seit über 10 Jahren der Friseursalon „Die Haarschneiderei“ von Jakob Esslinger und Nicole Pollinger. Der Friseursalon wurde vergleichbaren Friseurläden in Amsterdam, Barcelona oder Berlin nachempfunden. Mit seinem Retrodesign gehört das Geschäft mittlerweile zu den angesagtesten Friseursalons in Graz.

Übrigens waren es Jakob Esslinger und Nicole Pollinger, die das Lendwirbelfest vor 10 Jahren ins Leben gerufen haben. „Damals veranstalteten die benachbarten Lokale Exil und Die Scherbe ebenso eine Feier. Wir wollten ja eigentlich im kleinen Kreis unsere Eröffnung zelebrieren, aber die Passanten und Gäste der anderen Lokale glaubten, dass auch wir ein weiteres Lokal wären.

Unser Laden wurde gestürmt. So machten wir es im Jahr darauf einfach offiziell. Der Lendwirbel war geboren.“ So die Kurzfassung. Seitdem hat sich viel im Lendwirbel getan.

Purpur Store von Dina Rahman: Greißlerei für die Seele

Seit Ende 2017 bereichert und belebt ein weiteres außergewöhnliches Geschäft den Südtirolerplatz in der Grazer Innenstadt. Inhaberin des schmucken Geschäfts ist die Apothekerin Dina Theresia Rahman. Mit dem Purpur Store wollte die Besitzerin der Purpur Apotheke zusätzlich eine „Greißlerei für die Seele“ erschaffen.

„Alle meine Produkte müssen eine Geschichte erzählen und von Menschen mit Herzblut hergestellt worden sein“, erklärt Dina Theresia Rahman. Der Purpur Store bietet kurzum internationale Naturkosmetik und nachhaltige Geschenke mit Designanspruch: Naturkosmetik, Kräuteressenzen, Nahrungsergänzungsmittel, aber auch Design, Kunst, Schmuck und Papeterie.

R.lovely.bag: Taschen nach individuellem Wunsch

Ein interessantes Beispiel dafür, wie man mit einem innovativen Produkt auch ohne Onlineshop sehr erfolgreich sein kann, ist die Taschenmanufaktur R.lovely. Designerin Ruth Gantioler fertigt hochwertige handgemachte Taschen nach den individuellen Wünschen ihrer Kundinnen an.

Ursprünglich verkaufte sie ihre Taschen unter dem Label „R.Lovely“ lediglich online. Seit der Eröffnung ihres Geschäftes in Klausen (Südtirol) widmet sie sich nur mehr dem stationären Geschäft.

Infittery Store von Nothegger: Der Kunde plant

Der brandneue Nothegger Infittery Store in St. Johann ist ein gutes Beispiel, wie das Handwerk wieder in die Innenstadt gebracht werden kann. Der klassische Tischlereibetrieb aus der Nachbargemeinde eröffnete am 5. Juli 2019 im Ortszentrum ein Planungsbüro, in dem Kunden ihre Möbel mit einem Online-Design-Konfigurator sogar selbst planen können.

Infittery-Mitarbeiter stehen natürlich unterstützend zur Seite. Das individuelle Projekt wird dann von Infittery nach den Vorstellungen des Kunden gebaut.

’s Fachl: Der Kreativ- Design- Schmankerlshop

Das ’s Fachl folgt einem ganz besonderen Konzept und wurde aus diesem Grund zu einem der besten Geschenkeshops in Wien: Im Geschäft befinden sich Fächer, die einzeln vermietet werden. Hersteller erhalten dadurch die Möglichkeit, ihre Produkte zu verkaufen, ohne ein Geschäft eröffnen zu müssen.

Bei den angebotenen Produkten handelt es sich um sehr unterschiedliche, meist handgemachte Artikel aus dem Kreativ-, Design-, und Gourmetbereich. Ein Konzept, das durchaus auch im Ortszentrum kleinerer Städte und Gemeinden erfolgreich sein könnte.

Strictly Herrmann: Einkaufserlebnis für den Mann

Nicht nur Frauen lieben Einkaufserlebnisse. Auch im Bereich der Herrenmode setzt sich der Concept Store dementsprechend immer mehr durch. So bietet beispielsweise der trendige Concept Store Strictly Herrmann im 2. Wiener Bezirk seinen Kunden nicht nur ausgewählte Herrenmode.

Die neuesten Gadgets, einzigartige Uhren, hervorragenden Gin, interessante Bücher, feines Briefpapier, Kunst und Design können hier ebenfalls entdeckt werden. Der Store ist zusätzlich mit einem kleinen Café ausgestattet und kann für Events, Pop up-Stores, als Showroom oder Foto- und Filmstudio gebucht werden.

Fazit: Einkaufserlebnis als Strategie gegen Kaufkraftabfluss

Kunden kaufen gerne im stationären Geschäft ein, wenn ihnen ein Mehrwert geboten wird. In den vorgestellten Beispielen haben wir erfolgreiche Geschäftsmodelle für den stationären Handel aufgezeigt, die Menschen wieder in die Stadt bringen.

Mit kreativen und umfassenden Konzepten kann der Abwanderung von Kaufkraft zum Onlinehandel auf jeden Fall wirksam gegengesteuert werden. Kooperationen mit regionalen Produzenten, Künstlern und Handwerkern fördern allerdings zusätzlich die Wirtschaftskraft der Region.

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