Mega-Trend: Genuss als Erfolgsfaktor für Österreichs Städte
24.07.2018
Gesellschaft
24.07.2018
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Österreich hat als Genuss-Land noch viel ungenütztes Potenzial. Auch Ihre Stadt kann davon profitieren!
Wer in Österreich wohnt oder Österreich besucht, kann sich sicher sein: Gaumenfreuden gibt es hier in unerschöpflicher Vielfalt. Von der traditionellen Küche über die regionalen Finessen quer durch alle Bundesländer bis hin zur Hauben- und Sternecuisine ist für jeden Genuss-Typ das Passende dabei.
Der kulinarische Reichtum legt es nahe, diesen als Erfolgsfaktor für den Tourismus in jeder Hinsicht voll auszukosten. Für das Bundesland Salzburg zum Beispiel ist der Genuss eine unverzichtbare Zutat im touristischen Angebot sowie im Marketing – national und international.
Leo Bauernberger, Geschäftsführer von Salzburger Land Tourismus: „Wenn wir vor allem international erfolgreich sein wollen, ist eine starke lokale Lebensmittelproduktion das Um und Auf.“
In Salzburg ist das ein leichtes Spiel: Stehen doch den etwa 9.000 Tourismusbetrieben ebenso rund 9.000 Bauern gegenüber. Das Salzburger Land bewirtschaftet in europaweit einzigartiger Weise 60 Prozent der Flächen biologisch. Danach folgt das Burgenland mit 30 Prozent biologischer Landwirtschafts-Flächen.
Entlang des Salzburger Almenweges, der sich über rund340 Kilometer weit erstreckt, können Einheimische und Touristen das kulinarische Angebot in idyllischer Berglandschaft in 33 Etappen und 120 Hütten erkunden.
Während des Salzburger Almsommers empfangen seit 15 Jahren knapp 2.000 Almen im Bundesland ihre Gäste, um sie mit besonderen alpinen Leckerbissen zu verwöhnen.
Ebenso verbindet die Via Culinaria sehr stark Gastronomiebetriebe mit lokalen ProduzentInnen. „Die Idee ist, sich kulinarisch auf den Weg zu machen und regionale Produkte und ihre ProduzentInnen kennen zu lernen“, erläutert Leo Bauernberger weiter. „Die Via Culinaria verbindet Verkosten mit Einkaufen und kulturellen Sehenswürdigkeiten.“
Parallel dazu wartet Salzburg mit einer hohen Dichte an Spitzenköchen auf und rangiert hinter Wien auf Platz zwei in Bezug auf die Dichte der Haubenrestaurants. Küchenmeister wie Karl und Rudi Obauer, Johanna Maier, Vitus Winkler und Andreas Döllerer oder Eckart Witzigmann prägten und prägen das Salzburger Land nicht zuletzt durch die Verwendung regionaler Zutaten bis heute kulinarisch auf höchstem Niveau.
Nicht umsonst möchte Leo Bauernberger nun – zusammen mit VertreterInnen anderer Bundesländer sowie der Österreich Werbung – die internationale Vermarktung der „Cuisine Alpine“ neben der weltweit bereits bekannten, klassischen Wiener Küche, vorantreiben.
Gemeinsam wurde dieses Vorhaben als gewünschtes Entwicklungsfeld im Tourismus-Masterplan im Ministerium eingebracht. „Hier sehen wir ganz große Chancen, die alpine Kulinarik auf internationaler Ebene zu etablieren.“
Die Cuisine Alpine zeichnet sich dadurch aus, altbekannte Spezialitäten aus den Bergen neu zu interpretieren. Küchenmeister Andreas Döllerer aus Golling hat dazu sogar bereits zwei Kochbücher verfasst.
In seinen Gerichten landen unter anderem uralter Gletscherschliff, Enzianwurzeln sowie in der Küche bislang noch unentdeckte Wildkräuter. Auch Milch ist für Andreas Döllerer ein wichtiges Produkt der Salzburger Berge – und damit aus seinen Kochkreationen nicht wegzudenken.
Das Potenzial zur Vernetzung ist jedenfalls da – und zu großen Teilen noch ungenützt, weiß auch Margareta Reichsthaler, Obfrau der GENUSS REGION ÖSTERREICH. „80 Prozent der Österreichischen Gemeinden liegen in mindestens einer GenussRegion“, sagt die Kulinarik-Expertin. „Jede Gemeinde und jeder Betrieb hat die Möglichkeit, dies auch für sich zu nützen.“
Und das sollten sie auch, so Reichsthaler: „Wir haben von Grund auf eine hohe Qualität und wegen der noch vorhandenen Struktur von Kleinbetrieben haben wir noch die Chance, kulinarisch eine echte Vielfalt anzubieten, die es auf der Welt nur mehr sehr selten gibt.“
Das trage weiters dazu bei, Österreich als weltbekannte Tourismusdestination noch beliebter zu machen.
Der Verein GENUSS REGION ÖSTERREICH wurde im Jahr 2005 als Förderprojekt für die heimische Landwirtschaft zusammen mit der Agrarmarkt Austria gegründet und mittlerweile als Privatinitiative finanziert.
Bislang hat die Plattform 104 GenussRegionen ausgezeichnet. Weitere zehn sind in Vorbereitung – und mit dem Label versehen, wobei sich die Marke über eine Bekanntheit von über 80 Prozent erfreut.
Zusätzlich sind rund 80 GenussGemeinden entstanden, die sich besonders kulinarisch engagieren. Dazu zählen unter anderem GenussWirte, GenussBauernhöfe, GenussCafés, GenussHütten und vieles mehr.
„Wir bieten die Marke sowie unser Webportal inklusive Online-Shop für die Vermarktung von Regionen und deren Produzenten an“, sagt Reichsthaler. „Darüber hinaus unterstützen wir bei diversen Marketing- und PR-Aktivitäten wie zum Beispiel bei GenussEvents oder bei der Pressearbeit.
Im Jahr 2016 konnten wir über 2.000 Artikel zu den GenussRegionen in den Medien platzieren was einem jährlichen Medienwert von neun bis zehn Millionen Euro entspricht.“
Im Online-Shop sind aktuell rund 1.000 Produkte regionaler ProduzentInnen zu erwerben. Wobei etwa 50 Prozent des Umsatzes von ausländischen KonsumentInnen erzielt wird.
Die ausländischen KundInnen des Webshops sind TouristInnen, die in Österreich auf Urlaub waren und die hier gekauften Genuss-Produkte auch in ihrem Heimatland genießen wollen. Reichsthaler schätzt den Umsatz an Genussprodukten österreichweit online und offline auf etwa 150 Millionen Euro pro Jahr.
Derzeit ist neben dem Online-Shop ein eigener Online-Marktplatz für die GenussRegionen in Arbeit. Ab Herbst können Betriebe ihre Produkte darüber direkt an die KundInnen verkaufen.
Ebenso ist es möglich, als Teil eines Franchise-Systems auch einen GenussLaden in einer Stadt/Gemeinde zu eröffnen. „Wir machen den Aufbau mit den Betrieben vor Ort und begleiten professionell bei der gesamten Umsetzung.“ Das „Produkt der Woche“ wird wöchentlich in einem Newsletter an 1.800 Händler und Gastronomie- sowie Tourismusbetriebe verschickt.
„Wer hier vorgestellt wird, hat gute Chancen, bald gelistet zu werden“, sagt Reichsthaler weiter. Für das Jahr 2020 hat man sich zum Ziel gesetzt, in jeder GenussRegion einen eigenen GenussBauernhof etabliert zu haben.
Um sich als GenussRegion bezeichnen zu können, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Im Zentrum steht ein kulinarisches Produkt mit Tradition, das als Imageträger fungiert. Es muss von mindestens fünf ProduzentInnen hergestellt werden sowie in mindestens fünf Handelsbetrieben und fünf Gastronomiebetrieben der Region erhältlich sein.
Beispiele dafür sind die südburgenländische Weidegans, der Innviertler Surspeck, die Kärntna Låxn, das Steirische Kürbiskernöl, das Osttiroler Berglamm, der Großwalsertaler Bergkäse oder die Wachauer Marille.
Mit diesem Produkt muss ein regionaler GenussRegion Verein gegründet werden.
Die letztgenannte Wachauer Marille etwa ist wie viele andere österreichische Produkte aus den GenussRegionen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. „Dem Verein Wachauer Marille gehören alleine mehr als 200 Marillenbauern an“, sagt Gabriela Hüther, Geschäftsführerin von Krems Tourismus.
Während der Marillenblüte im Frühling und während der Marillenernte im Sommer ist die Region Wachau ein besonders beliebtes Ziel für Tagesgäste und ausländische TouristInnen. „Diese kommen gezielt, um die Früchte bei uns zu kaufen“, sagt Hüther.
„Allein die Stadt Krems verzeichnet pro Jahr etwa 300.000 Nächtigungen. Wobei zwei Drittel der Gäste aus dem Ausland kommen.“ Freilich spielt dabei auch der Wein eine große Rolle. Schließlich ist Wachauer Wein auf der ganzen Welt bekannt.
Übrigens: Graz führt seit 2008 – also seit nunmehr zehn Jahren – den Titel GenussHauptstadt und konnte die Zahl der Nächtigungen in den vergangenen Jahren auf über eine Million steigern.
Die Genussregion Pöllau konnte die Anzahl der Nächtigungen von 40.000 auf 70.000 steigern, seit sie Mitglied der Genussregion Österreich ist. Die besonderen Pöllauer Hirschbirnen, die besonders viele gesunde Polyphenole und Vitamine enthalten, konnten dazu einen fruchtbringenden Beitrag leisten.
Aufgrund der noch vorhandenen Struktur von Kleinbetrieben, dem hohen Anteil der Landwirtschaft und der hohen Qualität der Genuss-Produkte hat Österreich das Privileg, eine große Vielfalt an kulinarischen Angeboten anzubieten und sich dadurch auch stärker im Tourismus zu positionieren.
Das Internet bietet als Vertriebskanal zusätzliche Möglichkeiten, regionale Produkte weltweit zu liefern. In der gehobenen Küche bringt die Stilrichtung „Cuisine Alpine“ neue Positionierungs-Chancen. Tipp: Nützen Sie als Stadt/Gemeinde alle Möglichkeiten der Vernetzung. Weisen Sie auch die Betriebe Ihrer Region darauf hin.
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