Fair Trade Gemeinden in Österreich

08.02.2024
Gesellschaft, Trends

Titelfoto Fair Trade Gemeinde
(c) FTG Leonding

Fairer Handel hat in den letzten Jahren in Österreich immer mehr an Bedeutung gewonnen. Gemeinden und Städte engagieren sich für den fairen Handel und setzen sich für gerechte Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung in Entwicklungsländern ein. Um dieses Engagement zu würdigen, können sich seit 2007 österreichische Gemeinden als Fair Trade Gemeinden zertifizieren lassen. Diese jährliche Überprüfung der Standards basiert auf bestimmten Kriterien, die von der Fair Trade Österreich Organisation festgelegt werden.

Der Weg zur Fair Trade Gemeinde

Fair Trade Gemeinden in Österreich engagieren sich zunehmend für gerechte Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung in Entwicklungsländern. Die Zertifizierung als „Fair Trade Gemeinde“ basiert auf festgelegten Kriterien, die von der Fair Trade Österreich Organisation definiert werden.

Startbedingungen, Kriterien und Zertifizierung spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Gemeinden müssen bestimmte Schritte unternehmen, wie die Verabschiedung eines Gemeinderatsbeschlusses, die Förderung fair gehandelter Produkte in Geschäften und Gastronomiebetrieben, sowie die Bildung einer lokalen Steuerungsgruppe.

Startbedingungen für Fair Trade Gemeinden

Die Kampagne „Fair Trade-Gemeinde“ unterstützt alle, die den fairen Handel in der ihrer Gemeinde, Stadt oder ihrem Wohnbezirk verankern möchten.  Unter dieser Adresse kann man kostenlos selber sein Portal erstellen, die Gemeinde-Ernennung beantragen, Veranstaltungen und Neuigkeiten eintragen oder den Status als Fair Trade-Gemeinde verlängern. Außerdem sind Anknüpfungspunkte, Umsetzungsideen und Materialien sind hier zu finden.

Sujet Fair Trade Gemeinde
(c) Leonding

Kriterien für Fair Trade Gemeinden

Um als Fair Trade Gemeinde zertifiziert zu werden, müssen fünf Kriterien erfüllt werden.

  • Zunächst muss die Gemeinde einen Beschluss des Gemeinderats fassen, in dem sie sich zum fairen Handel bekennt und sich dazu verpflichtet, fair gehandelte Produkte zu fördern und zu verwenden.
  • Des Weiteren müssen mindestens zwei Einzelhandelsgeschäfte und zwei Gastronomiebetriebe fair gehandelte Produkte anbieten.
  • Außerdem müssen Schulen, Vereine und Kirchen in der Gemeinde über den fairen Handel informieren und sich für dessen Förderung einsetzen.
  • Regelmäßig öffentliche Veranstaltungen zum Thema fairer Handel werden weiters gefordert.
  • Schließlich muss eine lokale Steuerungsgruppe gebildet werden, die sich für die Umsetzung der Kriterien einsetzt und das Bewusstsein für den fairen Handel in der Gemeinde fördert.

Zertifizierung als Fair Trade Gemeinde

Die Zertifizierung als „Fair Trade Gemeinde“ zeigt, dass sie sich aktiv für den fairen Handel einsetzen und einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Produzent:innen in Entwicklungsländern leisten. Die dafür zuständige Agentur Flocert begannen als kleine Gruppe von Innovator:innen im Jahr 2003 mit der Vision, ein strenges Zertifizierungssystem für Fairtrade International zu entwickeln. Heute sind sie in sechs Niederlassungen auf vier Kontinenten tätig.

Für das erste Jahr setzt sich die Gebühr aus einer Antragsgebühr sowie einer Initial Basic Fee zusammen. Diese Einstiegssumme deckt alle Kosten inklusive des Audits für die ersten 12 Monate, abhängig von der Größe und Art der jeweiligen Organisation und der zertifizierten Produkte.

Erst danach wird die jährliche Zertifizierungsgebühr fällig, die übrigens mit den Stimmen der Produzentennetzwerke bei Fairtrade International beschlossen wurde. Sie macht es möglich, dass Flocert alle Bewerbungen bearbeiten kann und weiterhin Kooperativen und Plantagen ins Fairtrade-System aufnehmen kann.

Außerdem ermöglicht sie eine Reihe von Dienstleistungen, die zur Wissensaneignung und Qualitätssteigerung dienen. Nutzen Sie den Online-Kostenrechner, um herauszufinden, wie hoch die Gebühr für die Gemeinde oder den Verein sein würde.

Infoveranstaltung zum Thema Fair Trade Gemeinde in Leonding
(c) Leonding

Beispiele für Fair Trade Gemeinden aus Österreich

In Österreich gibt es mittlerweile 200 Kommunen, die sich als Fair Trade Gemeinde zertifizieren lassen. Leonding, Amstetten und Rankweil sind Beispiele für österreichische Gemeinden, die sich als Fair Trade Gemeinden zertifizieren lassen haben. Diese Städte haben durch verschiedene Maßnahmen das Bewusstsein für fairen Handel gestärkt und bieten eine Vielzahl fair gehandelter Produkte an.

Beispiel Leonding

Leonding hat sich bereits im Jahr 2010 als Fair Trade Gemeinde zertifizieren lassen. Die Stadt setzt sich seitdem aktiv für den fairen Handel ein und hat verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um das Bewusstsein für fairen Handel in der Bevölkerung zu stärken. So wurden beispielsweise Informationsveranstaltungen und Workshops zum Thema fairer Handel sowie Betriebsbesuche organisiert.

Darüber hinaus wurde eine breite Palette an fair gehandelten Produkten in Einzelhandelsgeschäften und Gastronomiebetrieben eingeführt, um den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine größere Auswahl zu bieten. Die Stadt arbeitet eng mit Schulen, Vereinen und Kirchen zusammen, um das Bewusstsein für fairen Handel zu fördern und das Engagement für den fairen Handel in der Gemeinde zu stärken.

Fahrradtour im Rahmen der Fair Trade Gemeinde-Aktionen in Leonding
(c) Leonding

Beispiel Amstetten

Die Stadt Amstetten  in Niederösterreich – in diesem Bundesland sind mehr als 100 Fair Trade Gemeinden – hat sich 2020 als Fair Trade Gemeinde zertifizieren lassen. Am Hauptplatz gibt es einen sehr gut sortierten Weltladen, der auch mit vielen Veranstaltungen und Aktionen das Bewusstsein für fairen Handel stärkt.

Die Stadt arbeitet entsprechende den Erfordernissen eng mit Schulen, Vereinen und Kirchen zusammen, um das Bewusstsein für fairen Handel zu fördern. Im Jahr 2017 wurde eine eigene Stadtschokolade ins Leben gerufen. Es ist ein fair gehandeltes Produkt, das in Zusammenarbeit mit dem BIO-Hofladen Deinhofer, dem Weltladen Amstetten und der Kunstinitiative Amstetten entstanden ist.

Beispiel Rankweil

Die einzige Fair Trade Gemeinde in Vorarlberg ist seit 2016 Rankweil. Die Marktgemeinde verpflichtete sich, bei der Beschaffung von Produkten, die nicht bei uns angebaut werden können, möglichst fair gehandelte Produkte zu beziehen und hat dazu einen Online-Einkaufsführer erstellt.

Im Sommer 2023 gab es am Wochenmarkt erstmals einen Informationsstand über „Oikocredit“, einer internationalen Entwicklungsgenossenschaft, die durch ihre Partnerorganisationen im Globalen Süden Kleinunternehmer*innen mit Mikrokrediten ermöglicht, selbständig für sich und ihre Familien zu sorgen: Nicht Almosengabe, sondern faires Investment mit sozialer Rendite. Rankweil ist als Fair Trade-Gemeinde sehr engagiert und die Bewohner:innen schätzen und nehmen das Angebot gerne an.

Übrigens: Mehr über genossenschaftliche Kooperationen auf regionaler Ebene ist in diesem Beitrag zusammengefasst.

Marktgemeinde Rankweil Fair Trade Marktstand
(c) Marktgemeinde Rankweil

Fazit

Sie alle sind Herolde der „Fair Trade Towns,“ von denen es weltweit bereits über zweitausend in dreißig Ländern gibt. Diese Städte präsentieren von Fair Trade bis Nachhaltigkeit einen neuen Stil, der tagtäglich neue Anhänger findet. Aus diesem Trend wird mit Sicherheit ein Lebensgefühl, das Freude am Kaufen mit gutem Gewissen verbindet – und damit das Beste aus zwei Welten. Die Fair-Trade-Gemeinden sind Teil eines weltweiten Netzwerkes.

 

 

Daniela Limberger Vorstandsmitglied des Dachverbandes Stadtmarketing Austria

Daniela Limberger

Geschäftsführerin Agentur für Standort und Wirtschaft Leonding GmbH

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