Europäische Kulturhauptstadt 2024 – Impuls für Österreich
08.06.2021
Kultur
08.06.2021
Kultur
Die Entscheidung ist gefallen: Im November 2019 wurde Bad Ischl – Salzkammergut von einer Jury von EU-Experten mit dem Titel Europäische Kulturhauptstadt 2024 gekürt. Die Vorbereitungen zur Bewerbung haben Jahre gedauert, die nun Schritt für Schritt mit allen 23 Gemeinden der Region unter dem Titel „Die Originale 2024. Bad Ischl Salzkammergut – Kulturhauptstadt Europas“ umgesetzt werden soll.
Andere Anwärter wie St. Pölten und „Dornbirn plus“ haben den Titel zwar nicht errungen, nützen aber Vorarbeiten und Impulse zur kulturellen Weiterentwicklung und setzen 2024 eigene Konzepte um. In diesem Beitrag begleitet das Stadtmarketing Austria die Bewerberstädte auf ihrem Weg.
„Wird man nicht Kulturhauptstadt, ist mit der Erstellung des Konzeptes trotzdem ein guter Teil der Arbeit getan. Die Ideen werden schließlich als „Bid-book“ bei der Europäischen Union eingereicht“, meint Carina Kurta von Cap.CULT. Sie begleitet mit ihrer Agentur für die Vermittlung von Europäischen Kulturhauptstädten viele Bewerbungsorte und hat einen umfassenden Blick auf die Entwicklungen.
„Die Städte haben sich also mit ihrer Identität und ihren Defiziten auseinandergesetzt und mit Fragen beschäftigt, die sonst nicht gestellt werden. Es gibt also eine große Freiheit, wenn man nicht zur Kulturhauptstadt gekürt wird“, ergänzt Kurta. Der Startschuss ist nun für alle gefallen und in Zukunft ist Zusammenarbeit statt Konkurrenz gefragt.
Vorarlberg hat sich mit „Dornbirn plus“ im Zusammenschluss von Dornbirn, Feldkirch, Hohenems und der Region Bregenzerwald mit dem Motto „Outburst of Courage – Mutausbruch“ beworben und wird folglich unter der Projektleitung von Bettina Steindl den Plan B umsetzen. Es braucht mehr Mut für Europa – diesen Ansatz soll man schließlich in Denk- und Dialogwerkstätten, Vorträgen, Roadshows und Workshops verwirklichen.
Ziel ist es, über Grenzen zu gehen, Missstände und Versäumnisse anzusprechen, die eigene Mentalität zu hinterfragen und mit den Mitteln der Kunst das Zusammenleben zu gestalten. „Outburst of Courage“ bedeutet, dass Vorarlberg gemeinsam mit dem Bodenseeraum als „Mini-Europa“ und Kunstmetropole auf der kulturellen Landkarte Europas positioniert wird.
Der Verein „CampusVäre“ wurde von „Dornbirn-Tourismus & Stadtmarketing“, dem „Wirtschaftsstandort Vorarlberg“ und der Fachhochschule Vorarlberg gegründet, um schließlich am Areal Campus V in Dornbirn einen Hot-Spot für neue Chancen und Ideen zu schaffen. In einer ehemaligen Buntweberei soll folglich ein Zentrum mit überregionaler Strahlkraft entstehen, wo Innovation, Kreativwirtschaft, Digitalisierung, Wissenschaft, Bildung und Kultur zusammenfließen.
„Ziel ist es, ein lebendiges Quartier für Chancenvielfalt zu gestalten. Das gesamte Areal soll entwickelt und inhaltlich kuratiert werden“, erklärt Bettina Steindl, die in diesem Projekt große Chancen für die Vierländerregion sieht. Bereits im Juni 2021 macht man dann an einem „Tag der offenen Tür“ die ehemaligen Sägehallen für das Publikum zugänglich.
Weiters ist ein „Kulturpicknick“, die Ausstellung „No Border, No Nation“ der Vorarlberger Künstlerin Andrea Salzmann und der „Creative Lunch“ zur besseren Vernetzung und Weiterentwicklung geplant.
„Die langfristige Wirkung und der Gewinn für die Region müssen also gut abgewogen werden. Es entspricht den internationalen Trends, leere Gebäude nachhaltig zu nutzen und beispielsweise für kreative Veranstaltungen zu öffnen“, skizziert Carina Kurta die Idee.
Best Practice ist die tschechische Kulturhauptstadt Pilsen. Ein früheres Fabriksgelände wurde unter dem Namen „Depo“ ein Coworkingspace für die Kreativwirtschaft. Im Rahmen einer Kulturhauptstadt geben nicht immer spektakuläre Bauten den Ausschlag, sondern Innovation und Neuinterpretation.
2016 wurde in St. Pölten von Jakob Redl die Plattform „KulturhauptSTART“ gegründet und ein „Bottom-up-Prozess“ mit über 330 Projekteinreichungen gestartet, um folglich unter dem Titel „Europe at Home – Rescalling Distances“ die Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt einzureichen.
Den Titel hat man nicht gewonnen. Doch der konzeptionelle und finanzielle Fahrplan von Seiten der Stadt Sankt Pölten und des Landes Niederösterreich weiterverfolgt und Stück für Stück umgesetzt.
Im „Bidbook II“ heißt es „There are many St. Pöltens in Europe“. Damit meint die Projektgruppe viele mittelgroße Städte, die im Schatten von nahegelegenen Metropolen stehen und um ihr eigenes kulturelles Profil ringen. St. Pölten sucht also wie andere Städte angesichts der gegenwärtigen Krise nach Lösungsstrategien. Wir glauben fest daran, diese in Kunst und Kultur zu finden“, meint Jakob Redl.
Geschäftsführung und künstlerische Leitung haben schließlich im Festspielhaus ihr Hauptquartier bezogen, um ein Zeichen für St. Pölten 2024 zu setzen. 30 Millionen Euro werden investiert, der Domplatz, die Synagoge, das Stadtmuseum, der Klangturm, das Festspielhaus und andere Gebäude adaptiert.
Das „KinderKunstLabor“ wird als einzigartige Kulturinstitution errichtet. Hier entsteht ein innovativer Ort der Begegnung zwischen Kindern und zeitgenössischer Kunst. Die Heranwachsenden sollen auf spielerische Art soziale und kulturelle Kompetenz erwerben. Ausstellungen, Workshops und Kindervorlesungen sind der Schlüssel“, ist die künstlerische Leitung überzeugt.
Die Dynamik eines Bewerbungsprozesses ist klar erkennbar: „Wir haben uns zugetraut, wirklich groß zu denken. Ohne Titel gibt es zwar weniger Ressourcen, doch 2024 ist für die Stadt eine einzigartige Chance“, skizziert Jakob Redl die Zukunft.
2010 haben die Stadt Essen mit dem Ruhrgebiet und 2013 Marseille mit der Provence das Thema Europäische Kulturhauptstadt erfolgreich bespielt. 2024 gehen Bad Ischl und das Salzkammergut unter dem Motto „Originale 2024“ mit der Idee „Kultur ist das neue Salz“ an den Start.
„Internationales Publikum zieht man mit großen Events an. Einheimische gewinnt man durch eine Vielzahl kleiner Projekte. Diese Menschen leben Ideen weiter und garantieren die nachhaltige Wirkung in einer europäischen Dimension“, weiß Carina Kurta. In Bad Ischl werden Häuserfassaden und Hotels renoviert. Die Stadt soll in ihrer Gesamtheit an Attraktivität gewinnen.
„Das imperiale Flair wird erhalten, doch unter dem Motto „Kaiser reloaded“ in die Zukunft geführt“, erklärt Tourismus-Chef Stefan Köhl. Die 23 beteiligten Gemeinden stimmen ihre Konzepte eng mit dem Team der Kulturhauptstadt ab. Anfang 2022 möchten sie die Ideen des „Bid-Books“ wie aus einem Guss präsentieren.
Andere Gemeinden, die nicht offizielle Partner der Kulturhauptstadt 2024 sind, arbeiten an eigenen Konzepten, um die Aufwertung der Seenregion zu nützen. Insbesondere Salzburg bereitet sich mit der Initiative „Kultur.Leben.Räume“ in mehreren Arbeitsgruppen mit zukunftsrelevanten Themen der Stadt auf das große Kulturereignis vor.
Internationale Sichtbarkeit und regionale, nachhaltige Entwicklung sind das Ziel aller beschriebenen Städte und Regionen. Kultur ist also ein großer Faktor der Lebensqualität, durch die Schnittstelle mit der Wirtschaft entstehen immense Vorteile. Kunst sorgt für Veränderung, die allen zugutekommt.
Die Wertschöpfung verbleibt in der Region, die Wahrnehmung wird internationaler und bringt neue Perspektiven. Alle Erfahrungen zeigen, dass der Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt für etwa zehn Jahre nachwirkt. Bad Ischl und das Salzkammergut haben als Champion 2024 die Nase vorne. Doch die Mitbewerber sind ebenfalls auf einem guten Weg.
Titelbild: Kulturforum (c) Christian Fürthner St. Pölten
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