Employer Branding im Standortmarketing: Neue Wege & Inspirationen

11.04.2024
Allgemein, Trends

Sujetbild Thema Employer Branding, Mitarbeitersuche, Bewerbungsgespräch
(c) Pexels/Sora Shimazaki

Der Arbeitsmarkt ist flexibler geworden und gute Mitarbeiter immer schwerer zu finden. Mit dem Employer Branding gibt es eine strategische Maßnahme, die Marke eines Unternehmens als Arbeitgeber zu stärken. Die Aufgabe des Standortmarketings ist es unter anderem, seine Stadt als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren und bei potenziellen Bewerber:innen und Mitarbeitenden eine positives Grundstimmung zu erzeugen. Es gilt die Stadt als Lebens- und Arbeitsort zu präsentieren, Talente zu gewinnen und qualifizierte Mitarbeitende zu binden. Hier ein Wegweiser zu gelungenem Employer Branding im Standortmarketing.

Vorteile & Herausforderungen im Standortmarketing

Das Standortmarketing steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen und bietet gleichzeitig zahlreiche Vorteile, die es zu kommunizieren gilt. Zu beachten sind folgende strategische Aspekte des Standortmarketings:

  1. Vielfalt der Berufsfelder: Im Standortmarketing sind viele Berufsfelder vertreten – von der Verwaltung über die Kultur bis hin zu technischen Bereichen – die Vielfalt dieser Arbeitsbereiche und damit verbundene Karrierechancen müssen ansprechend kommuniziert werden.
  2. Konkurrenz mit anderen Arbeitgebern: Qualifizierte Mitarbeiter:innen werden überall gesucht – Städte konkurrieren nicht nur untereinander, sondern ebenso mit vielen privaten Unternehmen. Daher ist es unumgänglich, sich ständig als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und ein dementsprechendes Image zu pflegen – damit wird die Wahrnehmung potentieller Mitarbeiter:innen positiv beeinflusst.

Ziele des Employer Brandings

Wird eine Stadt als attraktiv empfunden, ist es natürlich leichter, neue Mitarbeiter:innen zu finden und bestehende langfristig an das Unternehmen zu binden. Hier muss der Fokus liegen und die Positionierung verstärkt werden.

Wie wird Employer Branding umgesetzt?

Um effektives Employer Branding umzusetzen, bedarf es einer strategischen Vorgangsweise. Wichtig sind:

  1. Analyse des Status Quo: Welches Image hat die Stadt als Arbeitgeber? Wo liegen ihre Stärken und Schwächen?
  2. Definition der Unternehmenskultur: Welche Werte sind besonders wichtig, hervorzuheben und nach außen zu kommunizieren?
  3. Entwicklung und Implementierung einer Employer-Branding-Strategie: Erklärtes Ziel ist, die Arbeitgebermarke klar zu formulieren und stark zu kommunizieren – über Veranstaltungen, Karriereportale und Soziale Netzwerke.

Best Practise Beispiele in Österreich

Es gibt bereits Beispiele, wie Mitarbeitende auf neue und innovative Art und Weise angeworben werden. Wir konzentrieren uns auf ein paar Beispiele, anhand derer gut erkennbar ist, was gutes Employer Branding ausmacht – sie mögen für uns alle als best practice dienen.

Das offene Werkstor Hall in Tirol

Das Offene Werkstor Hall in Tirol www.offeneswerkstor.at als österreichweit einzigartiges Veranstaltungsformat ermöglicht es Besucher:innen, spannende Betriebe in der Region näher kennen zu lernen. Gleichzeitigt bietet dieses Format heimischen Industrie- und Gewerbebetrieben eine Bühne, sich potentiellen Mitarbeitern zu präsentieren.

12 Betriebe, 6 Touren, 2 mal 99 Minuten – so lauten die Fakten für das bereits siebte Offene Werkstor: Gemeinsam mit Partnern konnte das Stadtmarketing Hall in Tirol einen Mix aus spannenden neuen Unternehmen und Betrieben der ersten Stunde für die Teilnehmerliste zusammenstellen.

Attraktive Branchen öffnen ihre Tore und empfangen Schüler:innen, Studierende, Arbeitsplatzsuchende, Berufstätige und Nachbarn – zu entdecken gibt es beeindruckende Herstellungsprozesse, einzigartige Produkte, bekannte Marken und vor allen Dingen interessante Arbeitsplätze.

Die Besucher erleben bei einer der sechs Touren zwei heimische Unternehmen bei interessanten Rundgängen, Präsentationen und Gesprächen vor Ort. Die Bustouren starten und enden in Hall und führen zu Betrieben in Hall, Absam, Mils, Innsbruck, Sistrans, Matrei und Völs. Neu unter den zwölf Betriebe sind die Abfallbehandlung Ahrental GmbH, Bauwaren CANAL & CO und SWAROVSKI OPTIK. Von Anfang an dabei sind die Tiroler Rohre, die Bäckerei Therese Mölk, Recheis Teigwaren und die Hall AG – öfter dabei waren der Brenner Basistunnel, MK Illumination, Familienunternehmen Wedl, Gerätewerk Matrei und World-Direct eBusiness solutions GmbH.

Bei dieser Veranstaltung können sich die Betriebe von ihrer besten Seite zeigen und neben dem Kontakt zu Kunden auch neue Mitarbeiter:innen für sich begeistern. Wer einen Betrieb vor Ort kennenlernt und direkt mit Verantwortlichen zusammentrifft, hat ein anderes Gefühl der Wertschätzung und kann sich damit leichter für einen Arbeitgeber entscheiden. Entscheidend bei diesem Projekt ist die Offenheit aller Beteiligten. Darüber hinaus ist das unmittelbare Erleben von Herstellungsprozessen und Abläufen essenziell – damit kann sich jeder ein unmittelbares Bild seiner zukünftigen Tätigkeit machen.

Employer Branding Aktion: Mitwirkende beim Offenen Werkstor in Hall in Tirol (c)STAMA Hall in Tirol
Die Reiseleiterinnen und Reiseleiter des Tourismusverbandes Hall-Wattens begleiten die Teilnehmer am „Offenen Werkstor“ zu den zwölf Betrieben bzw. organisieren und informieren während der Busfahrt über die Abläufe zu den einzelnen Touren. (c) STAMA Hall in Tirol

Employer Region Kufstein

Die Stadt Kufstein hat bereits 2019 mit einem großen Leader-Projekt  begonnen. Dadurch werden Unternehmen in der Region beim Employer Branding unterstützt. Das wichtigste Thema dabei war die Vernetzung aller Beteiligten, um viele kleine Ansätze und Initiativen unter ein Dach zu bringen. Das Interesse war enorm und es konnten wichtige regionale Maßnahmen wie eine Lehrstellenmesse umgesetzt werden.

Mittlerweile wurde die Stelle eines „Regional Employer Brand Management“ geschaffen, um diese erfreuliche Entwicklung weiterzuführen. Hier werden Netzwerktreffen organisiert und Synergieeffekte geschaffen – beteiligte Unternehmen beschäftigen sich mit wichtigen Themen und agieren als Gemeinschaft. So sparen sich Personalverantwortliche Ressourcen und Recherchearbeit und profitieren vom regelmäßigen Wissensaustausch dieser Treffen. Künftige Mitarbeiter:innen werden gezielt vermittelt und nicht gegenseitig abgeworben. Das Arbeitsumfeld wird ständig adaptiert und verbessert – dadurch entsteht eine Win Win Situation für alle Beteiligten.

Im Rahmen eines Leader-Projektes schließt man sich in der Region um Kufstein in Sachen Employer Branding zusammen
Netzwerktreffen der Employer Region Kufstein: Synergien in der Mitarbeitersuche nutzen, Ressourcen teilen (c) Kufstein

Employer Branding Strategie der Wiener Stadtwerke

Die große Wiener Stadtwerke-Gruppe steht aufgrund der dramatischen Veränderungen am Arbeitsmarkt vor einer großen Herausforderung. 5.000 Mitarbeiter:innen werden in den nächsten 10 Jahren den Konzern in Richtung Pension, durch steigende Fluktuation und harten Recruiting-Wettbewerb verlassen. Gleichzeitig gibt es den Auftrag, bis 2024 die Stadt Wien zur Klimametropole zu machen.

Die Employer Branding Strategie der „Wiener Stadtwerke“  hat das Ziel, in Zukunft die Identifikation zu stärken, eine klarere Positionierung einzunehmen und echte Attraktivität auszustrahlen. So erzielt man letztlich höhere Bewerbungs- und geringere Fluktuationszahlen. Mit einer neuen, emotionalen Geschichte, die alle Mitarbeiter:innen und Führungskräfte berührt, begeistert und auf die Veränderungsreise mitnimmt. Die Stadt Wien soll bis 2040 emissionsfrei zu machen – unter dem Motto: Gemeinsam machen wir die Klimawende wahr.

Bei eine Zukunftsstudie von Wien Energie und Deloitte Österreich gaben 40 % der Befragten an, dass sie nicht für einen „Verschmutzer“ arbeiten würden. 25 % wollen in ihrer Arbeit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten und suchen daher nach grünen Jobs. Somit ist klar:

  • Ohne das Team der Wiener Stadtwerke wäre die Transformation der Stadt zu einer klimaneutralen Metropole nicht möglich.
  • Pioniere des Klimaschutzes passen perfekt in dieses Team.

In den nächsten Jahren kommen tausende neue grüne Arbeitsplätze hinzu. Zudem sollen Bewerber:innen die Möglichkeit bekommen, ihre Arbeitsverträge in Klimaabkommen umzuwandeln.

In einem speziellen 18-monatiges Traineeprogramm können die Auszubildenden einen fachspezifischen Ausbildungszweig belegen und zwischen den Bereichen alternative Energien, intelligente Infrastruktur, grünes Bauen, umweltfreundliche Mobilität und digitale Transformation wählen. Diese Vielfalt ermöglicht es neuen Talenten, gemeinsam mit den Stadtwerken die klimaneutrale Stadt der Zukunft zu gestalten.

Kommunikationskonzept Employer Branding von Brainds für Wiener Stadtwerke (c) www.brainds.com
Mit ihrer Employer Branding Strategie positioniert sich die Wiener Stadtwerke-Gruppe umfassend und neu als Arbeitgeberin. Und das für alle, die sich für die Klimazukunft der Stadt stark machen. (c) Screenshot/www.brainds.com/employer-branding-strategie-wiener-stadtwerke/

Fazit

Die Zukunft der Arbeitswelt besteht in einer noch stärkeren Bindung zwischen Unternehmen und Mitarbeitern. Proaktiv auf potentielle und leistungsbereite Arbeitnehmer:innen zuzugehen ist das Gebot der Stunde. Neue Ideen zur Gewinnung dieser wertvollsten Ressource jedes Unternehmens sind gefragt. Die positiven und interessanten Aspekte eines Betriebes müssen deutlich gemacht und hervorgehoben werden.

Wer sich am besten präsentiert, angelt sich die motivierten Mitarbeiter von morgen und hat damit starke Perspektiven. Ein aktueller Tipp für alle, die sich mit der Transformation am Arbeitsplatz näher befassen möchten: Der „Employer Branding Day“ am 28. Mai 2024. Gerade im Standortmarketing sollten wir darauf achten, kreative und innovative Leute zu rekrutieren. So können wir unsere Städte ins beste Licht rücken.

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Michael Gsaller

Michael Gsaller ist seit 25 Jahren Geschäftsführer vom Stadtmarketing Hall in Tirol, seit vielen Jahren im Vorstand des Dachverbandes „Stadtmarketing Austria“ und seit Oktober 2024 dessen Präsident. Ein ausgewiesener Experte für belebte und attraktive Orte.
Gsaller war Referent bei der zweiten Ausgabe der Südtiroler Akademie für Orts- und Stadtentwicklung.

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Weil wir gezeigt haben, dass „Miteinander“ mehr bringt. Im Miteinander machen Sie für Ihren Standort das Mögliche zum Machbaren. Wir unterstützen Sie dabei mit Know-how, das sich in der Praxis bewährt hat, mit Weiterbildung, die neue Perspektiven eröffnet sowie mit Erfahrungsaustausch, der Sie in Ihrer Rolle stärkt.

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