Die Zukunft der Generationen heißt Gemeinsamkeit
29.06.2022
Gesellschaft
29.06.2022
Gesellschaft
Wie vermittelt man Gemeinsamkeiten unter den Generationen? Diese Frage wird für PolitikerInnen, StädteplanerInnen, Stadtmarketingorganisationen, Vereine und die BewohnerInnen der Orte und Städte immer wichtiger. Können die Jungen von den Alten lernen oder umgekehrt?
Der Schlüssel heißt Kommunikation: In Zeiten, wo ältere Menschen die Mehrheitsgesellschaft bilden, muss eine Brücke zur jüngeren Generation geschlagen werden. Themen dieses Blogbeitrags sind Projekte und Impulse für ein kooperative Mehrgenerationendenken.
Architekt Heinz Plöderl weiß: „Es braucht eine neue Qualität von Aufenthaltsorten und was darf man dort überhaupt?“ Er fordert Treffpunkte für alle Generationen, die in Gestaltung und Design für Jung und Alt gleichermaßen ansprechend sind. Dafür sind von der Politik erforderliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Beispiel ist der Eulachpark in Winterthur, der mehrfach mit dem Preis «Goldener Hase» für Landschaftsarchitektur in der Schweiz ausgezeichnet wurde. Prämiert sind seine großräumigen, vielfältigen Ansprüche, die vom Skaten und anderen Sportarten bis hin zu Ruhezonen und Treffpunkten im Grünen alles umfassen.
Im Vorarlbergischen Rankweil bietet der Generationenpark Paspels öffentlichen Spielraum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, der in Zusammenarbeit von Gemeinde, Profis und den BewohnerInnen entstand. In der Planung und besonders in der Umsetzung waren Kinder und Erwachsene intensiv dabei, um ihren Spielraum für Jung und Alt zu verwirklichen.
Die Erkenntnis „gemeinsam ist man weniger einsam“ führt vermehrt zu neuen Wohnformen außerhalb der traditionellen Familien. Was in Studenten-WG´s seit Jahrzehnten funktioniert, öffnet sich hin zu anderen Generationen. „Wer in jungen Jahren gute Erfahrungen gemacht hat, kann es sich in späteren Jahren vorstellen, wieder gemeinsam zu wohnen“, meint Simon Güntner, Professor für Raumsoziologie an der TU Wien.
Gängiges Modell ist, dass in großen Wohnungen mehrere Menschen verschiedener Generationen leben. Jede/r hat ein Zimmer für sich und kann zusätzlich Wohnzimmer und Küche zum Plaudern, Zusammensitzen und Philosophieren nützen. Wenn man Ruhe haben möchte, kann man sich jedoch in seine „eigenen vier Wände“ zurückziehen.
Jede/r BewohnerIn bezahlt einen monatlichen Beitrag auf das Gemeinschaftskonto, damit werden Miete, Strom, Gas, Grundnahrungsmittel und die Reinigung bezahlt.
Simon Güntner ist überzeugt, dass es nicht nur die klassische WG sein muss: Der Architektur-Trend heißt „Clusterwohnungen“ mit einem privaten Wohnbereich, aber gemeinsamen Räumen wie Küche, Wohnzimmer und Sauna bis hin zur Schwimmhalle und Bibliothek. Andere Bezeichnungen dafür sind Baugruppen, Co-Living, Co-Housing oder generationenübergreifendes Wohnen.
Der neue Begriff für diese individuellen Lebensformen heißt „Posttraditionelle Gemeinschaften“, weil das bisherige Wohnen und gängige Strukturen aufgebrochen werden.
Ein neues Projekt ist das „Welser Generationenwohnen“: In der fünfstöckigen Anlage sind 39 barrierefreie Mietwohnungen speziell für ältere, selbstständige Menschen. Angeschlossen ist eine Wohngemeinschaft der Lebenshilfe für Menschen mit Beeinträchtigung sowie 26 größere familienfreundliche Mietkaufwohnungen.
Dadurch hat die Heimstätte Wels eine generationenübergreifende aktive Nachbarschaft mit sozialen Kontakten und niederschwelliger Hilfe.
Ein besonderer Trend für generationenfreundliches Wohnen sind sogenannte „Flex-Wohnungen“, die sich je nach Bedarf vergrößern und verkleinern lassen. Bekommt eine Familie Zuwachs, kann sie zusätzliche Räume anmieten. Ist eine Person jedoch älter oder die Kinder haben das Nest verlassen, gibt sie Räumlichkeiten an die Wohngemeinschaft ab.
So entsteht laufender Kontakt zwischen den Generationen, Paaren, Kindern, Senior*innen und Menschen mit Migrationshintergrund, die in diesen „Flex-Wohnungen“ ihr Zuhause finden.
Eine aktuelle Studie der Statistik Austria hält fest: 1,5 Millionen ÖsterreicherInnen leben in Singlehaushalten, fast die Hälfte davon ist 60 Jahre und älter.
Der Wohnforscher Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen in Wien erklärt die Zahlen. „Alte Menschen leben überwiegend allein, weil ihr/e PartnerIn verstorben ist. Sie haben signifikant mehr Wohnraum als Jüngere, die sich ihre Wohnungen erst schaffen müssen.“ Viele große Häuser, die von älteren Menschen bewohnt werden, brauchen neue Lösungen und vielfältigeres Leben.
Amann plädiert für kleine Einheiten mit betreuten Wohnmöglichkeiten, dann können FreundInnen und Bekannte für die Älteren zusammenwohnen. Der Linzer Immobilienentwickler Wolfgang Feichtenschlager sieht in dieser Wohnform einen Wachstumsmarkt.
Seine Erfahrung zeigt, „solche Wohnobjekte brauchen mindestens 10 Einheiten, damit der Betreuungsschlüssel für die/den Einzelne/n leistbar ist“. In den kommenden Jahren werden seiner Meinung nach vermehrt Frauen mit geringer Pension solche Wohn-Angebote brauchen und annehmen.
Im „Generationenhaus“ der Elisabethinen in Linz leben viele Generationen unter demselben Dach. Die Anlage besteht aus 28 betreubaren Wohnungen, fünf Wohngemeinschaften für junge Menschen in Ausbildung und 14 herkömmlichen Mietwohnungen. Im Erdgeschoß entsteht eine Krabbelstube für die Kleinkinder der MitarbeiterInnen des Elisabethinen-Krankenhauses.
Den BewohnerInnen im betreubaren Wohnen stehen großzügige Gemeinschaftsflächen sowie eine große Terrasse und der „Elisabethgarten“ zur Verfügung. Schwester Luzia unterstützt als Ordensfrau und Hausleiterin die BewohnerInnen im Alltag. So fühlen sich alle Generationen bestens versorgt.
Das Vereinsleben ist von jeher durch ein Miteinander der Generationen bestimmt. Ob in Sport, Brauchtum, Kunst und Kultur, überall wird an einem Ziel gearbeitet, dieses weitergegeben und neue Wege gesucht.
In der Tabakfabrik in Linz, inmitten der Start up-Szene, hat sich das „Generationen-Café“ etabliert: „Kreisler*in“ nennt sich der Laden, mit Vintagemöbeln zum Mitnehmen, regionalem Kaffee und natürlich „Omas Kuchen“. Hier kann man Pause machen und sich erfrischen – einmal im Monat werden gespendete Dinge repariert und verkauft.
Apropos Reparatur-Cafés: Diese Plätze haben sich in den letzten Jahren erfolgreich durchgesetzt und sind häufig in leerstehenden Geschäftslokalen im Ortszentrum angesiedelt. Als Beitrag zur Nachhaltigkeit und Generationentreff dienend, werden hier Geräte von Menschen repariert, die sich mit Know-How freiwillig in den Dienst der Sache stellen.
Hier punkten zumeist Ältere, die sich der Tradition der Reparatur bewusst sind, ein reger Austausch zwischen den Generationen ist garantiert. Die HelferInnen in Sankt Valentin arbeiten unentgeltlich, sind über die Volkshilfe NÖ im Rahmen ihrer Tätigkeit unfall- und haftpflichtversichert und nehmen mit großer Begeisterung teil.
In der „Generationen-Werkstätte“ des Tiroler Verein JunA sind Jung und Älter gemeinsam aktiv und kreativ. Lesungen in Schulen sollen Kinder beispielsweise für das Thema Demenz sensibilisieren, bei Besuchen in Pflegewohnheimen kommen Kinder und alte Menschen einander näher.
SeniorInnen blühen auf und Kinder lernen dabei Verständnis und Empathie im Umgang mit Menschen, die im Alter von Einschränkungen betroffen sind. So wird also die Interaktion zwischen den Generationen lebendig und zukunftsweisend gestaltet.
Der Austausch zwischen den Generationen führt dazu, dass man nachhaltiges und sicheres Leben garantiert und wir in Zeiten der Krisen näher zusammenrücken und gemeinsame Ressourcen besser nutzen. Trotzdem müssen wir uns einige Fragen stellen:
Wissen wir was die jüngere oder die ältere Generation interessiert? Ist es denn möglich, diese strikte Trennung zu durchbrechen? Haben sich Gruppierungen in den jüngeren Generationen durch Social Media und Internet mehr aufgeweicht und es wird für Themen wie Klimaschutz, Gleichstellung, Gerechtigkeit gemeinsam – unabhängig von Kleidung, sozialer Herkunft – gekämpft? Wie können wir voneinander produktiv lernen?
Der Philosoph Ludwig Hasler ist überzeugt: „Wenn wir die Stärken der Jungen (Wissen, Elan, Illusion) mit den Stärken der Alten verheiraten, dann wären wir als Gesellschaft unschlagbar!“
Das führt zur abschließenden Frage: Gibt es ein Maximum an Miteinander?
Warum sich bereits mehr als achtzig Standorte in Österreich als Mitglieder beim Dachverband Stadtmarketing Austria austauschen?
Weil wir gezeigt haben, dass „Miteinander“ mehr bringt. Im Miteinander machen Sie für Ihren Standort das Mögliche zum Machbaren. Wir unterstützen Sie dabei mit Know-how, das sich in der Praxis bewährt hat, mit Weiterbildung, die neue Perspektiven eröffnet sowie mit Erfahrungsaustausch, der Sie in Ihrer Rolle stärkt.
Formen Sie aktiv die Zukunft des Stadtmarketings!
Werden Sie Teil unserer dynamischen Gemeinschaft und nutzen Sie unsere vielfältigen Angebote zur fachlichen Weiterentwicklung und Einflussnahme.