So fahren Sie gut durch den Baustellensommer
23.07.2019
Gesellschaft
23.07.2019
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Baustellen haben im Sommer große Auswirkungen auf den Verkehr. Wir zeigen die Herausforderungen und erprobte Lösungen aus der Praxis, wie Sie gut durch den Baustellensommer fahren.
Wenn es überhaupt eine „beste Zeit“ für Straßenbaustellen geben kann, dann sind es die Ferienmonate Juli und August. Schüler und Pendler sind vermehrt auf Urlaub, man erwartet sich freie Fahrt und weniger Verkehr. Darüber hinaus sind in den Ferienmonaten ausreichend Arbeitskräfte auch als Saisonarbeiter vorhanden.
In Wien etwa gibt es auch keine Einschränkungen wie Bauverbote für öffentliche Bauvorhaben, wie es zum Beispiel in der Vorweihnachtszeit der Fall ist. Natürlich bleiben trotzdem viele Herausforderungen für die Planung und Abwicklung, denn Baustellen wirken sich immer gravierend auf den Straßenverkehr aus.
In Wien wird mit der Planung der großen Sommer-Baustellen im Herbst des Vorjahres begonnen. Jedes Jahr wird im Sommer an etwa 30 bis 40 großen Baustellen gewerkt. Weitere 300 bis 400 Baustellen kleineren Ausmaßes kommen noch dazu. Nicht umsonst hat die Stadt Wien seit dem Jahr 2014 einen eigenen Baustellenkoordinator ernannt.
Peter Lenz ist nicht nur akribischer Planer am Schreibtisch, sondern immer wieder auch „Baustellen-Feuerwehr“. Bei ihm landen nicht nur Fragen, sondern auch Beschwerden. Mit seiner Kawasaki ist er selbst auf den Straßen Wiens unterwegs und sorgt persönlich vor Ort dafür, dass der Verkehr so gut wie möglich fließt.
„Mit bestmöglicher Vorausplanung und guter Kommunikation machen wir die Straßenszenarien im Vorfeld gut vorhersehbar“, sagt der Baustellen-Profi, der sich nicht nur als Planer, sondern auch als Freund der Autofahrer sieht.
Eine gute Strategie sorgt für möglichst wenig Behinderungen des Verkehrs. Zu Beginn der Planungsphase fragt Lenz von allen Dienststellen der Stadt Wien ab, welche Bauvorhaben in Planung sind. Dann simuliert er anhand eines mathematischen Verkehrsumlagerungsmodelles den Verkehrsfluss rund um diese Baustellen.
Anhand dessen werden die Ausweichrouten berechnet und skizziert. „Auf Basis dieser Informationen können wir bis zu 40 Großbaustellen im Sommer eintakten. Dahinter steht immer die Überlegung, mit welchen Maßnahmen es die geringsten Verkehrsprobleme gibt.“
Im Februar steht alljährlich das Programm für das ganze Jahr, bis Mai werden Änderungen und Wünsche der Beteiligten eingearbeitet. „Etwa Anfang Juni ist mit der Koordination dann Schluss. Ab dann geht es nur mehr darum, zu reagieren.“
Andreas Dillinger, Leiter der Verkehrspolitik bei der Wirtschaftskammer Wien, kennt die psychologische Wirkung von Baustellen in der Praxis.
„Baustellen sind prinzipiell negativ behaftet und werden in den Medien leider selten positiv kommuniziert – insbesondere im medialen Sommerloch.“
Noch nie hätte er gelesen: „Endlich werden die Schlaglöcher am Gürtel saniert. Das ist nicht nur für meinen Fahrkomfort gut, sondern wirkt sich auch volkswirtschaftlich positiv aus. Das bisschen Stau macht nichts!“ Die Botschaft ist dann Programm auf Österreichs Straßen.
Kritisch werde es dann, wenn zu den regulären Arbeiten plötzlich Gebrechen wie Wasserrohrbrüche dazukommen, die keinen Aufschub erlauben. „Das passiert öfter, als berichtet wird, da immer noch große Teile der Einbauten aus den 60-er/70-er Jahren stammen.
Für Anrainer und andere Teilnehmer des Straßenverkehrs ist es erfahrungsgemäß unerlässlich, frühzeitig und gut zu kommunizieren. „Wir erreichen die Menschen auf unterschiedlichen Ebenen“, sagt Peter Lenz. „Ein wichtiges Instrument ist die Pressearbeit.“
Und so informiert man in Wien die Medien mittels Pressemitteilungen über die geplanten Bauvorhaben. Im Juni wird auch alljährlich eine eigene Pressekonferenz abgehalten, um Journalisten über die Sommerbaustellen und ihre Ausweichrouten zu informieren.
„Darüber hinaus habe ich mir ein Netzwerk an persönlichen Pressekontakten aufgebaut“, sagt Lenz weiter. „Diese Journalisten kontaktiere ich in Akutfällen, wenn wir spezielle Probleme beheben müssen.“
So ist Peter Lenz auch mit Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden Niederösterreichs, aber auch mit den großen Stakeholdern wie der ASFINAG in bestem Kontakt. „Die ASFINAG etwa informiert mich zwei bis drei Jahre, bevor ein neues Bauvorhaben ansteht.“
Als Drehscheibe für Informationen dienen außerdem ÖAMTC und ARBÖ, besonders wichtig sind die Verkehrsinformationsdienste der wichtigen Radiosender.
Außerdem hat der Baustellenkoordinator eine eigene Infohotline ins Leben gerufen. „Dahinter steht ein Callcenter, dessen Mitarbeiter wir briefen. Rund 80 Prozent der Anfragen bearbeitet man über diese Hotline, spezielle Anliegen leitet man an die Mitarbeiter der MA 46 zur direkten Beantwortung weiter.“
In Salzburg ist Rupert Kübler für die Koordination der Baustellen zuständig. Auch für ihn ist gute Information für die reibungslose Abwicklung das Um und Auf. „Wir informieren Anrainer mittels Postwurf über die geplanten Baustellen, außerdem können sich diese in einen Newsletter eintragen. Monatlich informieren wir mit diesem Newsletter über die Baufortschritte und die nächsten Vorhaben“, so Kübler.
Unter der Stadt Salzburg liegen an die 5.000 Kilometer Leitungen vergraben. Die ältesten davon stammen aus dem Jahr 1875, andere hat man um 1900 errichtet. „Wenn man von einer Lebensdauer von etwa 100 Jahren ausgeht, muss man jedes Jahr 50 Kilometer der Leitungen sanieren“, sagt Kübler.
Die Sanierung dieser Leitungen erfolgt im Vollbetrieb, teilweise errichtet man während der Reparaturarbeiten Provisorien für die bestehenden Leitungen, damit die Wasser- und Energieversorgung für Anrainer, Gastronomie und Handel auch während der Arbeiten bestehen kann.
Verkehrsumleitungen werden in Salzburg schon 1,5 Jahre vorweg geplant und rechtzeitig der Öffentlichkeit bekanntgegeben, wenn es zum Beispiel um die Sanierung der Getreidegasse geht.
„Dabei muss man schließlich auch Sicherheitsmaßnahmen beachten, wie zum Beispiel Zufahrtsmöglichkeiten der Blaulicht-Organisationen im Notfall“, sagt Kübler.
Zur Qualitätssicherung des Baustellenmanagements hat man in Wien eine eigene Plankette kreiert. Bauleiter, die den Check ihrer Baustelle bestanden haben, dürfen diese Plankette auf Tafeln aufstellen.
„Die Prüfung erfolgt mittels einer umfassenden Checkliste, die gewährleistet, dass alle Standards erfüllt worden sind“, sagt Baustellenkoordinator Peter Lenz.
Dass die Standards für das Gütesiegel nicht eingehalten werden, kommt in der Praxis selten vor. „Auf den Baustellen hat sich daraus schon ein Ehrgeiz entwickelt, das Siegel zu bekommen“, sagt Peter Lenz.
Ist die Prüfung einmal nicht bestanden, gibt es ein persönliches Gespräch. „Das ist den meisten Verantwortlichen ohnehin schon unangenehm genug!“, so Lenz.
Baustellen bringen immer einen Nutzen für Anrainer und Öffentlichkeit. In der Praxis werden Sie meist als Ärgernis wahrgenommen. Um Verkehrsbehinderungen so gering wie möglich zu halten, empfiehlt es sich, für die Koordination der Baustellen eine zuständige Person zu ernennen, die auch als Ansprechperson und Vermittler fungiert.
Frühzeitige und gute Kommunikation im Vorfeld federn viele Schwierigkeiten ab. Nutzen Sie als Instrumente unter anderem Pressearbeit, Postwurfsendungen und Newsletter. Erfolgserprobt ist eine Info-Hotline, die über das aktuelle Verkehrsgeschehen rund um die Baustellen informiert.
Fotocredit Titelbild: Shutterstock
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