‚Außergewöhnliche‘ Bilderstadt
25.09.2018
Kultur
25.09.2018
Kultur
Vevey wird alle zwei Jahre von Mitte September bis Anfang Oktober zur Bilderstadt – immer dann, wenn das von Stefano Stoll künstlerisch geleitete Festival „Images“ die Stadt 3 Wochen lang mit hochkarierten und originellen Fotos schmückt.
Festival Images ist das grösste Open-Air-Fotofestival in der Schweiz. Es findet in Vevey statt, einer knapp 18.000 Einwohner zählenden Kleinstadt am Genfer See. Das anerkannte Gratisfestival hat sich durch seine monumentalen Fotografieproduktionen über die Jahre einen Namen gemacht.
Für jede Ausgabe des Wettbewerbs – einer der höchstdotierten Europas – werden mehr als 800 Projekte aus der ganzen Welt eingereicht. Die gezeigten Exponate stellen eine wichtige Werbeplattform für zeitgenössische Fotografie dar, insbesondere jene Werke, die um den Internationalen Grand Prix der Fotografie von Vevey konkurrieren.
58 KünstlerInnen aus 19 Ländern zeigen 61 Projekte dieses Jahr. Die Werke sind über das ganze Stadtgebiet verteilt und präsentieren sich als fassadengroße Giganten, als Ausstellungen im Raum. Oder sie zieren Museen, Galerien oder leer stehende Gebäude. Allen gemeinsam ist das diesjährige Thema:
Das diesjährige Fotofestival ist in vielerlei Hinsicht „außergewöhnlich“. Sowohl was die Bilderauswahl als auch die Originalität der Präsentation angeht. Images setzt auf eine neue Art der Präsentation. Es zeigt Bildserien, die für etablierte KünstlerInnen als auch für Newcomer wegweisend sein könnte.
Extravaganz ist ein festliches und genussvolles Wort, das Assoziationen zu Fantasie, Humor und zum Absurden weckt“, erklärt Stefano Stoll, der Leiter der Biennale. „Sie kann überraschen oder beängstigen. Sie hat die Fähigkeit, uns aus der Monotonie des Alltages herauszuziehen.“
Mit einem außergewöhnlichen Bild werden all jene BesucherInnen begrüßt, die mit dem Zug nach Vevey kommen. Wenn sie aus der Bahnhofshalle treten, sehen sie an der gegenüberliegenden Wand der Waadtländer Kantonalbank das riesige Bild des Nidwaldner Kantonspolizisten, der auf einer verkehrsfreien Straße den Handstand macht.
Das Bild ist zur Ikone geworden, die bereits in zahlreichen Ausstellungen und Publikationen Furore gemacht hat. In der Parkanlage davor sind verschiedene weitere Bilder von Odermatt zu sehen, die aus dem Leben des fotografierenden Polizisten erzählen.
Ebenso gigantisch und «außergewöhnlich» präsentiert sich der Walfisch von Daido Moriyama an einer Fassade des Bahnhofs. Moriyama entdeckte diesen Ozeanriesen während eines Spazierganges in Paris, als das aufblasbare Gebilde zwischen zwei Kränen in der Luft schwebte.
Obwohl Daido Moriyama in Zushi lebt, eine Stunde mit dem Zug von Tokio entfernt, pendelt der Fotograf jeden Tag in die japanische Hauptstadt. Er beobachtet von seinem Zugwaggon aus die täglichen Pendler, die auf den Bahnsteigen warten.
Seine Bilderserie von Reisenden, die über einen Tag entlang der Zughi-Yokohama-Tokyo-Bahnstrecke entstanden, zeigt einen ungewöhnlichen Aspekt des täglichen Lebens, der von den Pendlern oft gar nicht wahrgenommen wird.
Diese Fotografien, die auf einer Plattform im Bahnhof von Vevey ausgestellt sind, ermöglichen es den Reisenden, vom Zugfenster aus die Position des japanischen Fotografen bei der Aufnahme seiner Bilder zu erfahren.
Im Bahnhof Vevey sind noch mehr Werke von Daido Moriyama zu entdecken. Sie zeigen Reisende, die auf den Zug zu warten scheinen. Daido Moriyama lebt in einer Vorstadt von Tokio und pendelt täglich mit der Bahn in die Metropole. Vom Zug aus beobachtet er ihm unbekannte Menschen, die sich an den Bahnsteigen drängen um möglichst schnell zur Arbeit zu kommen.
Ein neuer Austragungsort der diesjährigen Biennale ist eine alte Drogerie neben dem modernen Stadttheater, die gleich mehrere Ausstellungen beherbergt. Eine davon zeigt die Bildreihe von Cristina de Middel und Kalev Erickson, die auf einem Flohmarkt in Mexiko-Stadt auf eine alte Sammlung von herrenlosen Polaroid-Bildern gestoßen waren.
Diese anonymen Bilder hatten alle eine orangefarbene Tönung, die im Laufe der Zeit entstanden war, zusammen mit zufälligen goldenen Flecken auf der Emulsion. Die Unikate dürften von jemandem in den 1970er Jahren in der Nähe der Maya-Ruinen von Tulum aufgenommen worden sein. Sie erzählen mysteriöse Geschichten, zu denen man sich seine eigene Version überlegen kann.
Für Stefano Stoll (Direktor des Festivals) trägt die Theatralik der Riesenfotos dazu bei, ein breites öffentliches Engagement für die Arbeiten zu fördern, die nach seiner Auffassung leicht verständlich sein müssen. Darüber hinaus hofft er, dass die Verwendung von Orten rund um die Stadt den Bildern Bedeutung gibt, seien diese verspielt, ernst oder ironisch. Wie jenes der Sunday Sun, an der Fassade des Hotel des Trois Couronnes, 1937, von Rodney Graham.
Jungle Check heißt die Bildserie der zwei Still-Image-Abenteurer, die den vom Aussterben bedrohten direkt positiven Druckprozess neu interpretieren wollen. Bilder von gestern werden mit Bildern von heute überlagert und verbinden so die Vergangenheit mit der Gegenwart. Ein Konzept, das eine Erinnerung an das Vergessen schafft.
Besonders außergewöhnlich ist die Bildserie von Marcos Chaves «Sugar Loafer», welche den Zuckerhut von Rio de Janeiro in ungewohnter Weise zeigt.
Der Zuckerhut, eines der meistfotografierten Objekte der Welt, wurde von Marcos Chaves nicht postkartenmäßig fotografiert. Er bezieht allerlei komische, unpassende Gegenstände mit ein, um damit einen neuen Blick auf dieses – von den Besuchermassen – vielfotografierte Panorama zu schaffen. Die Bildserie ist im Jardin du Rivage zu sehen.
Im Keller des Veveyer Schlosses «de l’Aile» sind die wandgroßen Selbstporträts von Marcos Chaves «Dying of Laughter» zu sehen. Dazu werden Kopfhörer verteilt, aus denen das schallende Gelächter des Künstlers ertönt. Das hat wohl den Zweck, die Reaktionen des Publikums zu beobachten.
Dank einer renommierten Hochschule für Fotografie, dem Schweizer Kameramuseum und dem Festival Images Vevey am Ufer des Genfersees ist das kleine Städtchen Vevey zur Fotografie-Hauptstadt der Schweiz geworden. Ein Vorbild-Modell für österreichische Städte? Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Aber was macht Vevey besser als andere Fotofestivals?
Das Schweizer Festival läuft seit 1997. Als Stefano Stoll im Jahr 2008 gebeten wurde, es zu übernehmen, war es in der Flaute. Es war ein Festival wie jedes andere, sagt Stoll und erkärte in einem Magazininterview: „Du hast ein Ticket gekauft, bist in ein paar Galerien gegangen und hast gerahmte Bilder an den Wänden entdeckt. Es zog nicht viele Besucher an und die Sponsoren waren nicht glücklich. Ich hatte die Aufgabe, ein innovativeres Konzept zu entwickeln.“
„Das Festival ist interessant, weil es die Fotografie so unkonventionell verwendet“, meinte Erik Kessels, ein in Amsterdam lebender Künstler und Art Director in einem Interview mit dem British Journal of Photography. „2016 hat es sich selbst übertroffen, indem Bilder auf dem Boden des Genfer Sees platziert wurden, hinter Gucklöchern versteckt. Das Festival ist experimentierfreudig, ohne Angst vor Risiko.“
Das Festival kann noch bis 30. September besucht werden.
In the beginning of the 90’s one of the major industry of the city of Vevey went bankrupt. This bankruptcy led to the loss of more than of 1200 jobs. The authorities decided to change the dynamic of the city by joining forces with its major cultural actors; the Swiss Camera Museum, the Photography Professional Education Centre, the Fine Arts Museum and also the fact that Charlie Chaplin has lived 25 years and died in the region. All this gave the authorities the idea to develop an urban marketing label, “Vevey, ville d’images” (Vevey, a city of images).
This urban marketing label aimed at highlighting the multitude of companies and institutions related to image and visual communication that have impact on the cultural and economic development of the region. Unfortunately, this label didn’t match its expectations.
In 2008 the idea to literally interpret the label “Vevey, a city of images” using the public space with the launching of the first edition of the Festival Images Vevey, during which images were actually shown outdoor in the parks, in the streets, on the facades of the city. By doing so, the city turned into an art gallery The New York Time stated. The popularity of the Festival proved that it was the right way to give life to this urban marketing label.
The Festival presents artworks in a unique way, emphasizing on interactive, monumental, high-quality yet accessible pieces of art with a free admission to all shows. The Festival venues are different, unusual and new, showing visitors another aspect of their own city. A feature of Festival Images Vevey is to custom design its exhibitions in order to strike the perfect balance between the works and the place in which they are exhibited. Eventually most of the artwork presented are produced especially for Festival Images and featured as premiered here in Vevey. The projects don’t travel further afterwards, so the Festival Images is a unique opportunity to see them.
Every Festival brings something different as it has to reinvent itself each edition, with new artists, new venues, new concepts in order to bring a new and unusual experience to the visitors. As the Festival Images takes place in the public space and doesn’t own a permanent space, it remains a constant challenge to adapt. The other challenge is the research and development part of the programming process: to show 61 projects this years, we had to try and elaborate more than 200 projects and test their feasibility.
The regional Tourist Office supports the Festival since the first editions. The hotels have noticed a considerable Increase in the number of nights spent in Vevey. As the Festival admission is completely free so the visitors purchasing power remains quite high for expenses such as accommodation, shopping and restoration. Moreover, the Festival tries as much as possible to work with local suppliers.
In terms of project, with around 30 projects in 2008 to more than 70 projects in 2016, the Festival Images keeps on growing. The number of visitors have also increased, approximatively 50’000 visitors in 3 weeks and it really benefitted from media legitimacy with articles in numerous international newspapers. The collaborations with local, national and European cultural actors has also considerably increased. The cultural outreach and mediation activities have increased too, with approximatively 6’000 students in 3 weeks.
Yes! More to come… stay tuned!
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