Aktionen zum Frauentag: Wie Stadtmarketing für Gleichstellung sensibilisieren kann
05.03.2024
Gesellschaft
05.03.2024
Gesellschaft
Der Internationale Frauentag am 8. März steht symbolisch für den anhaltenden Kampf um Gleichstellung in einer von männlicher Dominanz geprägten Gesellschaft. Auch für Stadtmarketingorganisationen bietet der Frauentag eine Chance, Frauen und Frauenthemen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen und das Bewusstsein für lokale Initiativen zu schärfen. Eine breite Sensibilisierung für das Thema steht im Zentrum aller Aktionen zum Frauentag.
Am Internationalen Frauentag geht es darum, auf die Notwendigkeit von Gleichstellung der Frauen hinzuweisen in einer Gesellschaft, die nach wie vor von männlicher Dominanz geprägt ist. Er stellt den historischen und aktuellen Einsatz der Frauen für ihre Rechte einen Tag lang in den Vordergrund.
Den 8. März zu begehen und zu feiern drückt nicht nur Wertschätzung gegenüber Frauen aus, sondern signalisiert auch die Unterstützung dafür, bestehende männliche Machtstrukturen zu benennen und aufbrechen zu wollen. Der Tag ist eine Gelegenheit, Solidarität zu zeigen und gemeinsam für eine gerechtere und gleichberechtigtere Gesellschaft einzutreten.
Der Internationale Frauentag entstand aus sozialistischen Bewegungen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, als Frauen weltweit für ihre Rechte kämpften. Eine umfassende und nachvollziehbare Genese dieses Tages ist beispielsweise hier nachzulesen. Erstmals gefeiert am 19. März 1911, wird er seit dem Jahr 1921 am 8. März begangen.
In der Zeit zwischen den Weltkriegen wurde er bereits von Frauen weltweit begangen. Der Fokus lag neben arbeitsrechtlichen Fragen auch auf Themen wie Schwangerschaftsabbruch und Mutter- sowie Schwangerschaftsschutz. Der Nationalsozialismus unterdrückte diesen Tag zugunsten des Muttertags. Erst in den 1970er und 1980er Jahren erlebte der Internationale Frauentag ein Revival als Kampftag für Frauenrechte.
Auch für Stadtmarketingorganisationen ist der 8. März eine Chance. Das Sichtbarmachen von Frauen bzw. Frauenthemen im öffentlichen Raum stellt ein wichtiges Maß für die Selbstwahrnehmung und Identität einer Gemeinde dar, wie bereits in diesem Beitrag ausführlich erörtert.
Durch das Entwickeln und Setzen eigener Aktionen zum Frauentag können STAMAs – stellvertretend für die Stadt – ihre Unterstützung für die Gleichstellung der Geschlechter demonstrieren und zugleich das Bewusstsein für lokale Initiativen und Programme schärfen.
Das Stadtmarketing kann außerdem als Informationsdrehscheibe für Frauenfragen und –initiativen dienen. Durch das Bündeln von Synergien und das Weiterreichen von Informationen können Stadtmarketingorganisationen die Anerkennung und Wertschätzung von Frauen fördern und gleichzeitig das Image der Stadt als progressiv und diversitätsfreundlich stärken.
Als Beispiel für eine gelungene Netzwerkfunktion der Stadt sei hier Meran genannt. Hier kümmert sich ein eigenes Referat für Chancengleichheit ganzjährig um die Vernetzung und Koordination von Initiativen, Vereinen und Gruppen, die sich mit Frauenrechten bzw. –themen auseinandersetzen. Zum Weltfrauentag werden sämtliche relevanten Veranstaltungen, die meist den gesamten März umfassen, in einer Broschüre zusammengefasst. Heuer sind es 25 an der Zahl.
Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle für STAMAs, da sie maßgeblich zur Attraktivität und Vitalität einer Stadt beitragen. Insbesondere weiblich geführte Unternehmen zeichnen sich oft dadurch aus, Vielfalt und Innovation zu fördern.
Durch gezielte Maßnahmen – aus Anlass oder auch abseits des Internationalen Frauentags – können Stadtmarketings helfen, das Unternehmertum von Frauen zu fördern, die lokale Wirtschaft zu stärken und gleichzeitig das Image der Stadt als vielfältiges und unterstützendes Umfeld für Unternehmen zu formen.
Es gibt diverse Ansätze, die sich dazu eignen, auf die Dringlichkeit von Gleichstellung von Frau und Mann im Rahmen eines Stadtmarketing-Projekts hinzuweisen. Sei es durch Kunstprojekte von Frauen, durch weibliche Spurensuchen in der Stadt, durch Aktionen, die Frauen punktgenau fördern oder einfach durch Gemeinschaftsaktionen zur Sensibilisierung aller Bevölkerungsgruppen für Frauenthemen. Ein paar konkrete Projekte aus Städten möchten wir hier zur Inspiration etwas näher vorstellen.
Einzelne Frauen oder Gruppenprojekte, die sich um die Verbesserung von Frauenleben in der Stadt verdienstvoll gemacht haben, werden in vielen Städten rund um den Weltfrauentag ausgezeichnet bzw. geehrt. Frauenpreise haben Konjunktur, u.a. in diesen Städten:
Preis für Frauenprojekte
Alle drei Jahre, immer am Weltfrauentag, wird in Salzburg der Irma Troll-Borostyáni-Preis verliehen, benannt nach der Salzburger Feministin. Geehrt werden Frauen, Frauenprojekten oder Einrichtungen für ihr Engagement für eine emanzipatorische Frauenpolitik, ihre Zivilcourage oder ihre wissenschaftliche Tätigkeit.
Preis für herausragende Frauen
In Klagenfurt wird jedes Jahr am Weltfrauentag der Maria Tusch Preis verliehen, um außergewöhnliche Frauen für ihren unermüdlichen Einsatz im Bereich der Gleichstellung zu würdigen. Dieser Preis hebt ihr Engagement hervor und unterstreicht gleichzeitig die Bedeutung der Gleichstellung in unserer Gesellschaft. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.
Preise für Frauenpolitik und -kunst:
Linz vergibt gleich zwei Frauenpreise, um feministische und frauenpolitische Anliegen zu fördern und als Vorbild für geschlechterdemokratisches Handeln zu dienen. Der Frauenpreis der Stadt Linz zielt darauf ab, durch öffentliche Aufmerksamkeit, finanzielle Unterstützung und politische Anerkennung das ausgezeichnete Projekt voranzubringen.
Der Marianne.von.Willemer-Preis, benannt nach der aus Linz stammenden Autorin und Briefpartnerin Johann Wolfgang von Goethes, würdigt Frauen-Kunst. Alle zwei Jahre wird entweder der „Preis für digitale Medien“ oder der „Frauen.Literatur.Preis“ verliehen, wobei die Ausschreibung österreichweit erfolgt.
Der Internationale Frauentag ist nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch eine Gelegenheit, wichtige Themen wie Beratung, Bildung und Empowerment für Frauen in den Fokus zu rücken. In vielen Städten werden spezielle Programme und Veranstaltungen angeboten, drei Beispiele seien hier genannt:
Finanzberatung für Frauen
In Wien gibt es am Internationalen Frauentag traditionell ein offenes Rathaus für Frauen. Ein besonderes Highlight ist eine telefonische Beratungsstelle zum Thema „Frauen und Geld“, die den ganzen Tag über Existenzsicherungsberatungen anbietet. Auch frauenpolitische Rathausführungen werden angeboten. Heuer, 2024, widmet die Stadt Wien den Frauenthemen erstmals eine „Wiener Frauenwoche“.
Führungsseminar für Frauen
Ein kostenloses Seminar speziell für Frauen in Führungspositionen wird heuer im bereits erwähnten und in Frauenfragen sehr umtriebigen Meran angeboten. Dabei steht zur Diskussion, wie ein moderner weiblicher Führungsstil aussehen kann, ob es Unterschiede im Führungsverständnis zwischen Frauen und Männern gibt oder ob diese lediglich gesellschaftliche Zuschreibungen sind.
Gratis-Kurse in deutschen Städten
In zahlreichen Städten Deutschlands etwa hat es bereits Tradition, dass Kampfsportstudios an der Frauentags-Kampagne „Join our Fight“ teilnehmen. Dabei werden kostenlose Kampfsport-Sessions für Frauen angeboten, darunter Kickboxen, Muay Thai, Brazilian Jiu-Jitsu und Selbstverteidigung. Für diese Kurse sind keine Vorkenntnisse erforderlich.
Viele Aktionen zum Internationalen Frauentag zielen vorrangig auf die Sensibilisierung für und das Sichtbarmachen von Benachteiligungen von Frauen ab. So werden auch Menschen, die sich mit der Thematik nicht eingehend beschäftigen, auf die Kernthemen rund um Frauenrechte aufmerksam gemacht.
Unterwegs in unpaarigen Schuhen
Im Vorjahr etwas riefen die Vorarlberger Soroptimistinnen der Clubs Bregenz Rheintal, Dornbirn und Feldkirch Montfort am 8. März zu einer simplen und doch effektiven Gemeinschaftsaktion auf: Frauen sollten an diesem Tag unterschiedliche oder verschiedenfarbige Schuhe tragen. So soll für alle Bevölkerungsgruppen leicht erkennbar auf die in vielen Lebensbereichen immer noch nicht erreichte Gleichstellung hingewiesen werden.
Frauenspaziergänge durch die Stadt
Immer öfter werden rund um den 8. März auch Stadtspaziergänge angeboten, die auf herausragende Frauenpersönlichkeiten in der Stadt eingehen. Was in Villach unter dem Titel „Drautöchter“ läuft, sind in der Bundeshauptstadt die Frauenspaziergänge oder in Linz der „Walk of Fem“. Diese weibliche Spurensuche in einer Stadt wird oft zum Frauentag initiiert und hält sich lange darüber hinaus als fixes Stadtführungsangebot, oft in Verbindung mit Ausstellungen oder Buchprojekten.
Gebäck als Gleichstellungssymbol
Unter dem Motto „Gleichstellung erreicht!“ wurden im Vorjahr in der Brixner Altstadt Vinschger Ur-Paarln verteilt – sie sollten mit einem Augenzwinkern dazu anregen, über die Gleichstellung nachzudenken. Eigens gestaltete Tüten und ein Einlegeblatt mit Denkanstößen luden ein, über relevante Themen der Gleichberechtigung zu reflektieren.
Einige Kaufleute gaben diese Tüten in ihren Geschäften aus, an mehreren Standorten in der Altstadt wurden die Brot-Paarln verteilt. Mit der Beauftragung lokaler Bäckereien konnte mit dieser Aktion zugleich ein kleiner wirtschaftlicher Kreislauf in Gang gesetzt werden.
Ein lebendiges Unternehmertum von Frauen prägt nicht nur die Wirtschaft einer Stadt, sondern trägt auch maßgeblich zur Vielfalt und Dynamik des städtischen Lebens bei. Der Frauentag bietet eine gute Möglichkeit, diesen weiblichen Input zum Stadtleben nach außen zu tragen. Als Beispiele taugen hier Bludenz und Freistadt.
Unternehmerinnen-Buch
Unternehmerinnen der Stadt sichtbar zu machen und wertzuschätzen war die Intention eines Aktionstages des Stadtmarketing Bludenz in Kooperation mit Frau in der Wirtschaft. Geladen wurde zum Networking Treffen für Unternehmerinnen, bei dem die Buch-Präsentation „33 Unternehmerinnen“ im Mittelpunkt stand. Schon zuvor stellten sich im Rahmen einer Stadttour Bludenzer Unternehmerinnen näher vor. Das danach präsentierte Unternehmerinnen-Buch zeigt die weibliche Unternehmerschaft der Stadt, garniert mit Zahlen und Faktendetails zu ihrer wirtschaftlichen Bedeutung für Bludenz.
Fraustadt Freistadt
Das Projekt „Fraustadt Freistadt“ holt Frauen vor den Vorhang und rückt seit der Gründung im Jahr 2020 die weibliche Seite der Stadt immer wieder mit Veranstaltungen, Aktionen und Projekten in den Fokus. Das ganze Jahr über, und schwerpunktmäßig im März, gibt es ein umfangreiches Programm an Veranstaltungen und Aktionen von und für Frauen. Unternehmerinnen im Besonderen werden im Rahmen der „Unternehmerinnen-Roas“ vor den Vorhang geholt, womit die ökonomische Teilhabe am Stadtgeschehen – in Freistadt sind 43% aller Unternehmen fest in Frauenhand – Tendenz steigend – sichtbar gemacht wird.
Frauen werden zum Internationalen Frauentag in Städten auf vielfältige Weise hochleben gelassen und gefeiert, sei es durch großformatige Festivals oder spezielle Frauenfeste. Beispielsweise:
Frauen-Festivals
Viele deutsche Mittel-Städte arbeiten rund um den Weltfrauentag umfassende Festivalprogramme aus. Zu den Paradebeispielen gehören hier beispielsweise Konstanz, Marburg oder Braunschweig. Hineinlesen lohnt sich, um neue Inspirationen für Aktionen zu Frauentag in der eigenen Stadt abzuholen.
Frauen feiern
In Villach, Kärnten, wird der Internationale Frauentag mit einem Frauenfest begangen, mit Statements vieler Opinion-Leaderinnen der Region. Die Kabarettistin Gabriele Köhlmeier zeigt ihr Bühnenstück „Datum abgelaufen – Ware in Ordnung“ voller Humor und Selbstreflexion aber ohne Blatt vorm Mund. Danach geht der Abend in eine durchtanzte Nacht über, eine D-Jane sorgt für die passenden Beats.
Der Weltfrauentag wird in vielen Städten als Anlass genommen, die künstlerische Vielfalt und das Schaffen von Frauen zu würdigen. Neben Ausstellungen in Galerien und Museen bieten auch Kinofilme, Konzerte und weitere kulturelle Veranstaltungen eine Plattform, um Frauenkunst und -kultur in den Mittelpunkt zu rücken.
Frauenkunst
Judenburg feiert am Weltfrauentag traditionell die künstlerische Vielfalt von Frauen. In diesem Sinne wird heuer am 8. März die Saison in der Stadt-Galerie eröffnet, mit einer Vernissage Schau „Magische Welten von Gergana Popova, umrahmt von Musik und Tanz.
Frauenfilmtage
In St. Pölten präsentieren Cinema Paradiso und das Büro für Diversität ein Monat lang ein Schwerpunkt-Programm mit Filmen, Lesungen, Diskussionen und Theaterstücken, die starke Frauen in den Mittelpunkt stellen. Es bietet neue Perspektiven auf das Leben von Frauen und schafft Raum für gemeinsame Erfahrungen zu gesellschaftlich relevanten Themen. Auch das Frauenreferat in Klagenfurt veranstaltet traditionell Frauenfilmtage in Volkskino.
Großkonzert von und für Frauen
Seit 2018 organisiert die Wiener Singer-Songwriterin Virginia Ernst das #WEARE „Starke Stimmen – Starke Frauen“-Konzert, das sich für Frauenrechte und die Überwindung von Geschlechterungleichheit einsetzt. Heuer wird im März unter dem Motto „We are better together“ erstmals ein Weltfrauen-Monat ausgerufen, in dem die Konzertreihe in vier Bundesländern stattfinden wird. Das Hauptkonzert steigt am 8. März in Wien und ist auf ORF III zu sehen. Weitere Konzerte finden in Linz, Graz und St. Pölten statt.
Insgesamt zeigen die vielfältigen Aktionen zum Frauentag, wie Stadtmarketing-Organisationen aktiv dazu beitragen, die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und Frauen sichtbar zu machen. Diese Maßnahmen stärken das Bewusstsein für Frauenrechte und setzen ein deutliches Signal für eine inklusive Gesellschaft.
Als Erweiterung und Vertiefung dieses Themas im städtischen Umfeld bieten sich weitere frauenrelevante Tage im Jahreskreis an, wie etwa der 14. Februar mit „One Billion Rising“, einer weltweiten Kampagne für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
Oder der Equal Pay Day, der auf den bestehenden Gender-Pay-Gap aufmerksam macht und an unterschiedlichen Tagen begangen wird. Zuletzt seien noch die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ im November/Dezember genannt, die die Zeit zwischen dem „Internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden“ (25. November) und dem „Internationalen Tag der Menschenrechte“ (10. Dezember) umfassen. So können auch STAMAs kontinuierlich auf die Belange und Rechte von Frauen aufmerksam machen und sich aktiv für ihre Verbesserung einzusetzen.
Warum sich bereits mehr als achtzig Standorte in Österreich als Mitglieder beim Dachverband Stadtmarketing Austria austauschen?
Weil wir gezeigt haben, dass „Miteinander“ mehr bringt. Im Miteinander machen Sie für Ihren Standort das Mögliche zum Machbaren. Wir unterstützen Sie dabei mit Know-how, das sich in der Praxis bewährt hat, mit Weiterbildung, die neue Perspektiven eröffnet sowie mit Erfahrungsaustausch, der Sie in Ihrer Rolle stärkt.
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